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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Gruppierung angeschlossen hatten.
    »Denken Sie daran, dass es nicht gut ist, neutral zu bleiben und sich keiner Gruppe anzuschließen. Die Mitgliedschaft bringt Vorteile: Zugang zu Bibliotheken mit hoch entwickelter Technik und reichen kulturellen Traditionen. Im Allgemeinen bleibt dem Neuankömmling nichts anderes übrig, als das beste Angebot auszuwählen, am besten eines, das den eigenen Bedürfnissen entgegenkommt.«
    Ein guter Rat, wählerisch und vorsichtig zu sein, allen Seiten zuzuhören , dachte Gerald. Aber dann gibt es da noch die menschliche Ungeduld dem Versprechen von Unsterblichkeit gegenüber!
    Ben schien in ähnlichen Bahnen zu denken.
    »Manchmal hängt es vermutlich davon ab, wer als Erster Gelegenheit bekommt, die eigene Kultur anzupreisen. Ich wette, die einzelnen Zivilisationen haben Verkaufsgeschick zu einer echten Wissenschaft entwickelt. Wobei der Schwerpunkt darauf liegt, einen möglichst schnellen Geschäftsabschluss zu erzielen.«
    Die Simulation zeigte jetzt zahlreiche Punkte, die überall flogen und manchmal sehr weite Strecken zurücklegten, alle in dem verzweifelten Versuch, den Konkurrenten zuvorzukommen und weitere bewohnte Planeten mit neuen Völkern zu finden, die es zu konvertieren galt. Einige wenige Regionen blieben einer Farbe vorbehalten, aber in den meisten Bereichen herrschte ein Durcheinander aus allen drei Farben.
    »Stellen Sie sich vor, wie dies mit noch mehr Farben passiert, vielleicht mit Dutzenden von unterschiedlichen, eifrigen Völkern, die alle viele Missio nare ins All schicken.«
    Flannery fügte der Darstellung blaue, rosarote, orangefarbene und violette Punkte hinzu, wodurch das Farbengewirr wahrhaft chaotische Züge gewann.
    »Bei dieser kulturellen Rivalität hat derjenige die größten Vorteile, der die meisten Emissäre schickt, so weit und so schnell wie möglich. Und natürlich jene, die die beste Überzeugungsarbeit leisten. Und manchmal kommt auch das Glück ins Spiel, wenn eine Sonde den richtigen Ort zu genau der richtigen Zeit erreicht.«
    Gerald blinzelte. Flannerys Simulation kam zu einem eindeutigen Ergebnis. So erschreckend es auch sein mochte, an dem Ergebnis bestand kein Zweifel.
    »Sehr interessant, Ben«, erwiderte Gerald und meinte es auch so. »Aber, äh, hängt dies alles nicht davon ab, dass es auf den Planeten in den Umlaufbahnen der farblosen Sterne bereits intelligente Völker gibt, die eine Botschaft aus dem All empfangen und konvertiert werden können?«
    »Ja …«
    »Aber es kann ziemlich lange dauern, bis auf einem Planeten eine intelli gente Spezies entsteht, so lange wie auf der Erde. Und deshalb … Oh, ich verstehe.«
    Er verstand tatsächlich. Ben winkte erneut, wie ein Zauberkünstler, der ein neues Kunststück präsentierte, und die nächste Simulation erschien. Sie zeigte viele unterschiedlich gefärbte Punkte, die sich einem Planeten näherten, bis es in dem betreffenden Sonnensystem praktisch von eifrigen Rekrutierungssonden in allen Farben wimmelte . Und diese Emissäre verharrten dann und warteten, wie Drohnen in der Nähe eines Bienenstocks, auf das Erscheinen einer neuen Königin. Wobei jeder Einzelne von ihnen hoffte, schließlich der glückliche Auserwählte zu sein.
    »Na schön«, wandte sich Gerald an den Anthropologen. »Diese Theorie könnte erklären, warum all die Sonden auf, unter, über und in der Nähe der Erde so eifersüchtig aufeinander sind. Selbst wenn sie von derselben Gruppe kommen, zum Beispiel von den Blauen … Unterschiedliche Planeten haben sie geschickt, zu unterschiedlichen Zeiten. Deshalb der Partikularismus, der kleinliche Neid. Es ist ein sehr überzeugendes Modell, Ben.«
    »Danke.« Der blonde Professor wirkte zufrieden.
    »Allerdings …« Gerald runzelte die Stirn. »Wie erklären Sie die Worte des Ältesten Überlebenden Mitglieds? Als er erklärte, dass die Völker und Zivilisationen dort draußen nicht miteinander wetteifern?«
    Flannery zuckte die Schultern.
    »Übersetzungsfehler. Denken Sie daran, dass die Außerirdischen Englisch aus unseren Enzyklopädien und Wikis lernten, und dort werden ›Wett kampf‹ und ›Rivalität‹ oft als etwas beschrieben, das physische Aktivi tät beinhaltet, wie Krieg, Sport oder Kapitalismus. Das muss die Erklärung sein!«
    »Aber die menschliche Geschichte enthält viele Beispiele von missionarischem Expansionismus und kultureller Ausbreitung, so wie in diesem Modell. Die Fremden müssten also wissen, was es mit unserem Wort ›Wettkampf‹

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