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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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hoffen gewagt hätten. Und ich muss sagen, dass ich auf das Ergebnis sehr stolz war. Insbesondere auf meine Außerirdischen! Sie gehören zu dem Besten, was ich je geschrieben habe.
    Oh, sicher, manche Leute haben gleich zu Anfang »Fälschung!« gerufen. Aber das haben wir erwartet. Solange die Mehrheit das Artefakt für echt hielt und an einen tatsächlichen Erstkontakt glaubte, würde es im Mittelpunkt der Weltöffentlichkeit stehen.
    Doch dann ging etwas schief. Ich begann zu erkennen, dass die Story eine neue Richtung einschlug. Die falschen Außerirdischen, im Innern des falschen Artefakts simuliert, verhielten sich auf eine Weise, die nichts mehr mit meinem Skript zu tun hatte! Mehr noch: Anstatt die Welt zu einen, hatte der »Erstkontakt« die gegenteilige Wirkung. Er spaltete die Gesellschaft; er ließ alles auseinanderbrechen.
    Dann kam die Kernbotschaft. Das mit der Herstellung von Millionen Kopien war schon schlimm genug, doch die Behauptung, dass kein Volk überlebt …
    Plötzlich wurde mir klar: Man hatte mich hereingelegt. Leichtgläubig hatte ich meine Dienste, meine Kreativität einer Verschwörung zur Verfügung gestellt, die nur mithilfe von verschlüsselten Overlays mit mir kommuniziert hatte, nie persönlich. Was mir als verständliche Sicherheitsmaßnahme erschienen war, offenbarte jetzt seine wahre Bedeutung: Es sollte verhindern, dass ich meine Komplizen ausfindig machen konnte. Landsleute, die aus irgendeinem Grund beschlossen hatten, die Botschaft des »Artefakts« zu verändern, auf eine Weise, die ich nie geplant hatte – aus Hoffnung wurde Verzweiflung.
    Warum? Ganz ehrlich, ich weiß es nicht! Als ich meinen Teil schrieb, habe ich über die Möglichkeit nachgedacht, dass die Gruppe noch ein anderes Motiv hat, verborgen hinter ihrem vermeintlichen Idealismus. Vielleicht war ich ein dummer Narr, und dies alles würde sich als PR-Gag für ein neues interaktives Spiel herausstellen. Oh, ich bin tatsächlich ein dummer Narr gewesen. Aber der Plan der Gruppe ging tiefer und war bösartiger, als ich es für möglich gehalten hätte.
    Die Zeit wird knapp, und deshalb verschiebe ich die Details auf später. Es möge derzeit der Hinweis genügen, dass ich bereit und sogar erpicht darauf bin, für meine Rolle in diesem Verbrechen zu büßen. Ich habe ganz eindeutig gegen das Gesetz verstoßen und mich auf einen Schwindel eingelassen, der die Welt aus ihrer aktuellen Krankheit reißen sollte. Und richtig angewandt hätte die Medizin vielleicht ihren Zweck erfüllt.
    Mir scheint, dass ich für meine Beteiligung an dem Schwindel – für die Sünde des Stolzes und die Vermessenheit zu glauben, ich könnte »die Welt retten« – einige Zeit im Gefängnis verbringen muss. Aber es kommt einer Befreiung gleich, die Wahrheit zu sagen … und eine Verschwörung offenzulegen, die ich nun als falsch und niederträchtig erkenne.
    Den Behörden sage ich: Ich werde alle Fragen beantworten und meine gerechte Strafe mit Anstand hinnehmen, in der Tradition von Gandhi, King, Solschenizyn und anderen Verfechtern der Wahrheit.
    Was die anderen von Ihnen betrifft … Ich möchte mich in aller Form dafür entschuldigen, dass ich solche Unruhe in Ihr Leben gebracht habe. In ein Leben, zu dem Sie jetzt zurückkehren können, da wir – die Menschheit – wieder allein in unserem Universum sind.

Bewertung 52
    »… vorzugsweise einem gelangweilten, ausgebrannten Astronauten, der sich leicht täuschen lässt …«
    Gerald fühlte, wie sich alle Blicke auf ihn richteten.
    »Autsch«, kommentierte Gennadi. Akana knirschte hörbar mit den Zähnen.
    »Eines hat er geschafft«, murmelte Emily. »Der Scheißkerl ist innerhalb weniger Minuten vom 246. Platz der Berühmtheitsliste auf den neunten gesprungen. Das schnellste Fame-Flame in der ganzen Geschichte! Pech für Sie, Gerald, er ist gerade an Ihnen vorbeigeflitzt.«
    »Pscht«, antwortete er nur. Niemand von ihnen hatte die erste Sendung von Brookemans Beichte gesehen, die inzwischen zehn Minuten alt war. Fast uralt. Es gab bereits eine wahre Flut von Kommentaren überall auf der Welt, so viele, dass die Bedeutungsfilter kaum mehr damit fertigwurden. Doch in der Peripherie von Geralds Tru-vu-Brille blieb es bemerkenswert ruhig. Er hatte eine besonders hohe Filtereinstellung gewählt, mit dem Ergebnis, dass nur einige als besonders wichtig eingestufte Virts das zentrale Bild umgaben, das einen großen, schlanken SFAutor zeigte, der mit trockener, sogar salbungsvoller

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