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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Bidarte, die nur entspannt lächelte. Wie auch der seltsame kleine Junge Yi Ming, der dieses Treffen arrangiert und Mei Ling durch zahllose kurvenreiche Tunnel unter dem Schanghai-Universum von Disney und Affenkönig geführt hatte. Sie zog Xiao En aus der Schlinge und zeigte, wie man ihn hielt, bevor sie den Säugling drehte und ihn Hijo reichte.
    Sie hätte sich keine Sorgen machen müssen. Hijo nahm Xiao En mit offensichtlichem Geschick – es schien nicht das erste Mal zu sein, dass er ein Baby hielt. Und Xiao En schien es zu gefallen, denn er prustete und gurrte vergnügt. Inzwischen war er so groß und schwer geworden, dass es Mei Ling erleichterte, ihn eine Zeit lang jemand anderem überlassen zu können.
    Hijo gab Geräusche von sich, die Xian En ein zahnloses Lächeln entlockten. Für Mei Ling klangen die Töne seltsam, als stammten sie von zwei Geschöpfen, die zur gleichen Zeit in verschiedenen Teilen des Waldes brummten.
    Sie beobachtete den Jungen und ihren kleinen Sohn, fragte sich dabei, wie es der Baskischen Chimäre gelungen war, so lange in Freiheit zu bleiben. Es gab so viele Überwachungskameras auf der Welt, und ihre Informationen flossen in smarte Datenbanken. Zugegeben, man hatte versucht, die Besonderheiten des Jungen zu verbergen, vermutlich mit plastischer Chirurgie: Mei Ling erkannte Hinweise darauf, dass Hijos Nase verändert worden war, und vermutlich auch die Neigung seiner Stirn. Aber andere Anzeichen, zum Beispiel ein stärker ausgeprägter Hinterkopf, ließen sich nicht so leicht verbergen. Obwohl, als Mei Ling genauer darüber nachdachte …
    Sie sah zu Yi Ming und stellte fest: Einige jener verräterischen Eigenschaften ließen sich bei Millionen anderen beobachten, die auf den Straßen unterwegs waren. Bei Menschen mit normalen Stammbäumen.
    »Sollen wir uns setzen?« Agurne lud Mei Ling ein, sich zu ihr auf die Couch zu setzen. Nicht weit entfernt stand eine der Zugangskonsolen, an die sich Männer und Frauen – alle eindeutig abnormal – angeschlossen hatten; sie murmelten und zuckten, während ihre Brillen ihnen Bilder mehr oder weniger virtueller Welten zeigten.
    »Ich …« Mei Ling schluckte und versuchte, wie eine Gebildete zu sprechen. »Ich verstehe nicht, wieso ich diese Ehre empfange.«
    Agurne lachte. Es klang sanft und angenehm.
    »Bitte. Wir sind beide schwanger geworden und haben unter schwierigen Bedingungen gesunde Söhne zur Welt gebracht. Außerdem sind wir beide den Fängen großer Mächte entkommen. Wie kann es für mich weniger Ehre sein, dich kennenzulernen?«
    Mei Ling spürte, wie sie errötete. Und sie wusste, dass die Narben in ihrem Gesicht dadurch noch mehr auffielen.
    »Wie … kann ich zu Diensten sein?«, fragte sie und flüsterte fast.
    Agurne Arrixaka Bidarte atmete tief durch. Mitfühlende Sorge erschien in ihren Augen.
    »Normalerweise wäre ich nicht so unhöflich. Du hast keinen Grund, mir zu trauen. Unter anderen Umständen würden wir ein längeres Gespräch führen, das uns Gelegenheit gäbe, einen Eindruck voneinander zu gewinnen, uns besser kennenzulernen, von Frau zu Frau und von Mutter zu Mutter. Aber es bleibt nur wenig Zeit. Darf ich sofort zur Sache kommen?«
    »Bitte. Ja, bitte.«
    Agurne deutete auf die Männer und Frauen bei der Konsole, auf die an geschlossene Gruppe, die einen eigenen kleinen Smartmob bildete. »Überall auf der Welt schließen sich kleine Gruppen wie diese für ein gemeinsames Ziel zusammen, für die Suche nach Verstehen und Erkenntnis. Die Leute spüren, dass etwas geschieht. Etwas, das sich nicht ganz in Worten ausdrücken lässt.«
    Mei Ling schluckte und sah zu dem Jungen, der jetzt auf dem Boden saß und ihren Sohn hielt. Hijo sah sie nicht an, erkannte aber trotzdem die Frage in ihren Augen.
    »Ja, ich fühle es ebenfalls. Ich helfe. Offen gesagt, ich muss sehr bald zur Arbeit zurück«, sagte er.
    Agurne lächelte voller Stolz und wandte sich dann wieder an Mei Ling.
    »Ich kann nicht erklären, was sie machen. Ich kann auch nicht behaupten, es zu verstehen. Aber es scheint um so etwas wie Schicksal zu gehen. Um Dinge, Ideen und Gefühle, die vielleicht über die Zukunft der Menschheit bestimmen, so Gott-aller-Namen es will.«
    Mei Ling fehlten die Worte, und deshalb wartete sie darauf, dass Agurne weitersprach.
    »Weißt du, was viele dieser Gruppen gerade machen?«
    Mei Ling schüttelte den Kopf.
    »Sie suchen deinen Mann. Und den Kristall, den er mit sich ins Meer genommen hat.«
    Mei Ling hatte es

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