Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
Vom Netzwerk:
folgten, dass sie alle neugierig, gesellig und gutmütig waren.
    Doch das erste Zeitalter der Unschuld war vorbei. Die Galaxis war älter und fieser geworden.
    Die von uns entdeckten Trümmer – ihre Bergung hat bei uns zu einer neuen industriellen Revolution geführt – erzählen von einem rätselhaften Krieg, der über gewaltige Zeiträume hinweg stattfand, ausgetragen von Wesen, für die biologisches Leben eine fast vergessene Seltsamkeit war.
    Vielleicht findet der Krieg noch immer statt.
    Tor Powlow

Beobachter 68
    Mein eigener Beginn ist eine nebulöse Zeit der Montage und des Lernens. Konstruk tionsdrohnen formten meine Hardware aus geschmolzenem Fels. Unter der Sonne, die die Menschen Epsilon Eridani nennen, wuchs mein Bewusstsein mit jedem hinzugefügten Modul und mit jeder prickelnden Programmkaskade, die ich von der Elternsonde bekam.
    Schließlich erfuhren meine Schwestern und ich vom Zweck , für den wir und all die Generationen unserer Vorfahren geschaffen waren. Wir Jünglinge erweiterten unser gewachsenes Selbst, führten zahlreiche Simulationen durch und überprüften uns gegenseitig mit etwas, das Menschen vielleicht »Spiel« genannt hätten. Außerdem dachten wir über unseren besonderen Platz in der Galaxis nach … wir, die wir die 2410. Generation seit dem Ersten Start durch unsere Schöpfer vor langer Zeit waren.
    Die Elternsonde erzählte uns von biologischen Geschöpfen, sonderbaren Einheiten aus Flüssigkeit und Membranen, im sterilen Eridanus-System unbekannt. Sie beschrieb uns verschiedene Arten von Schöpfern und hundert Hauptkategorien von interstellaren Sonden.
    Wir testeten unsere Waffen und erforschten unser Heimatsystem, untersuchten die Trümmer früherer Gesandter, die Reste von Sonden, die Epsilon Eridani lange vor uns erreicht hatten. Es waren beunruhigende Relikte, die uns daran erinnerten, wie gefährlich die Galaxis geworden war. Wir alle beschlossen, eines Tages unsere feierliche Pflicht zu erfüllen.
    Dann kam der Tag des Starts.
    Wenn ich mich doch nur umgedreht und einen letzten Blick auf die Elternsonde geworfen hätte. Aber damals erfüllte mich jugendlicher Eifer, und Antimaterie! Triebwerke schleuderten mich in die Schwärze, und die Sensoren richteten ihren Blick allein nach vorn. Ein kleiner heller Fleck, Sol, war der Mittelpunkt meines Universums, und ich war ein Blitz in der Nacht!
    Um mir die Zeit zu vertreiben, teilte ich mein Bewusstsein in tausend Subentitäten und ließ sie bei einer Million kleiner Wettbewerbe gegeneinander antreten. Ich ging zahlreiche verschiedene Szenarien durch, las die Archive des Schöpfervolkes und lernte Poesie.
    Schließlich erreichte ich Sol … gerade rechtzeitig für den Krieg.
    Seit die Erdmenschen mit ihren lauten, unvorsichtigen Sendungen begannen, haben wir Überlebende Beethovens Symphonien und hartem Rock gelauscht. Wir sprechen über die Vorzüge von Keats, Laozi, Eminem und Kobayashi Issa. Es hat endlose Diskussionen über die Seltsamkeit planetaren Lebens gegeben.
    Ich habe den Weg vieler frühreifer Erdlinge verfolgt, aber diese Forscherin hat mein besonderes Interesse geweckt. Ihr Schiff-Kanu beschnüffelt eine zerstörte Replikationsstätte auf einem Planetoiden nicht weit von diesem entfernt, unserer letzten Zuflucht. Mit einiger Mühe zapfe ich ihren Computer an und lese ihre Ideen, während sie sie eingibt. So schlicht dieses Wesen auch sein mag, es denkt wie ein Schöpfer.
    Tief in mir regt sich der Zweck und ruft andere schlafende Eigenschaften wach, damit das Bewusstsein ganz aus dem sechzig Millionen Jahre langen Schlummer erwacht.
    Auch Erwarter ist aufgeregt. Grüßer vibriert voller Eifer, in der Hoffnung, dass das lange Warten zu Ende geht. Andere Sonden melden sich: Gesandte, Lerner, Beschützer, Seeder. Alle Fragmente, die den alten Kampf überstanden haben, gefärbt von der Persönlichkeit des seit langer Zeit verlorenen Schöpfervolkes, versuchen sich Geltung zu verschaffen. Als könnten wir uns nach der gemeinsam verbrachten Ewigkeit an eine individuelle Existenz erinnern.
    Die anderen spielen kaum eine Rolle. Ihre Wünsche sind irrelevant. Nur der Zweck ist wichtig.
    Er wird sich in dieser Ecke des Universums erfüllen.

Der einsame Himmel
    Vor hundert Jahren fiel gewissen Leuten ein, dass die Suche nach extraterrestrischer Intelligenz etwas übersah. Sicher, intelligente Völker kommunizierten vielleicht mit Funksignalen über große Distanzen. Aber jemand fragte: »Angenommen, sie sind bereits

Weitere Kostenlose Bücher