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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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hier zu finden. Oder vielleicht die Antwort auf die Frage nach dem Warum . Ja, Gavin, wir müssen bleiben. Es geht hier nicht um Geld und Investoren. Es ist das Rätsel, das uns hierher brachte. Wir müssen dies zu Ende bringen.«
    Gavins Seufzen – einige reflexive Muskelbewegungen, die nichts mit dem Ein- und Ausatmen von Luft zu tun hatten – brachte Resignation zum Ausdruck. Konnte es geheuchelt sein? Zu welchem Zweck? Nein, die Ent täuschung war echt. So sehr sich Gavin auch über den Fund freute, er wollte weg von hier.
    Mit ihrer rechten prothetischen Hand drückte Tor seinen robotischen Arm und sprach mit ihrer Große-Schwester-Stimme: »Es ist ein toller Fund, Gavin. Wir sind reicher. Wir haben der Menschheit einen wichtigen Dienst erwiesen. Und du wirst in die Geschichtsbücher eingehen.«
    »In die Geschichtsbücher. Wirklich?« Das schien ihm zu gefallen.
    »Ja, wirklich. Kehr jetzt zurück und ruh dich aus. Meine Schicht beginnt, und zwar hier.«
    Allein mit den Drohnen, die ihr zur Hand gingen, stieß Tor tiefer in die Katakomben vor und spürte dabei, wie ihre Aufregung wuchs – das Zentrum der Habitatzone schien direkt vor ihr zu liegen. Warum hat die Muttersonde einen solchen Bereich geschaffen, mit erdähnlichen Bedingungen tief im Innern des Asteroiden? Bestand der Sinn der Habitatzone vielleicht gar nicht darin, neue Lebensformen auf den Planeten zu schicken, sondern dort eingesammelte Proben hier unterzubringen und am Leben zu erhalten?
    Diese Vorstellung – dass es sich bei dem Asteroiden um eine Art Arche handelte – übte einen gewissen ästhetischen Reiz aus, ergab in logischer Hinsicht aber keinen Sinn. Dennoch, es konnte nicht schaden, über die eine oder andere Alternative nachzudenken.
    Das matte Licht der Leuchtkugeln verblasste immer mehr, als die Drohnen geiziger dabei wurden, neue Leuchtkörper an Wänden und Decke zu befestigen. Tors Helmlampe passte sich automatisch an.
    Sie wusste, dass hier unten nichts mehr lebte. Es gab keine Energie, nicht einmal genug, um eine Gel-Linse zu betreiben. Doch ihr Instinkt, der sich in weit entfernten Savannen entwickelt hatte, befürchtete Gefahr; und hinzu kam die jüngste Konfrontation mit dem FGKN. In ihrem In-nern spürte Tor den Beginn einer tief verwurzelten Kampf-oder-Flucht-Reaktion.
    Sie atmete schneller. An einem solche Ort musste es Geister geben.
    Tor erreichte eine Stelle, an der sich drei Tunnel trafen. Sie ging systema tisch vor und stellte fest, dass die ersten beiden in Räumen mit Schutthaufen endeten, die aus zerschossenen Maschinenteilen bestanden – ein weiterer Hinweis auf die Kämpfe, die vor einer Ewigkeit in diesem Asteroiden gewütet hatten. Noch deutlichere Anzeichen fand sie im dritten Tunnel, der über hundert Meter hinweg Brandspuren an den Wänden zeigte. Und dann fiel das Licht der Helmlampe auf eine erstarrte Szene der Gewalt.
    Halt still, wies Tor ihren Körper an. Das Zittern ihres Kopfes ließ die Schatten tanzen und schuf eine beängstigende Illusion von Bewegung. Mit erhobener Hand hielt sie die Drohnen zurück.
    Fünf oder sechs uralte Maschinen lagen wie ineinander verkeilt, im Tod umklammert. Alle wiesen Löcher, Risse und rußige, verbrannte Stellen auf. Abgerissene Metallarme und andere Teile waren auf dem Boden verstreut. Trotz der verdammten Schatten, die noch immer hin und her huschten, gab es hier nichts, das sich wirklich bewegte . Ein schneller 3D-Scan versicherte Tor, dass alles tot war, und daraufhin beruhigte sie sich ein wenig.
    Offenbar hatten einige Maschinen hier unten Zuflucht gesucht, aber der Feind war ihnen gefolgt. Tor erschien es sonderbar, an ihnen vorbeizuschweben – das Sezieren der außerirdischen Apparate konnte warten. Sie wählte einen Tunnel, den zwei der Maschinen offenbar verteidigt hatten, und bedeutete den Drohnen mit einem Wink, ihr zu folgen.
    Der Gang führte in der schwachen Gravitation des Asteroiden leicht nach unten … bis Tor über die Trümmer einer weiteren Luftschleuse hinwegschwebte und in die pechschwarze Finsternis der nächsten Öffnung starrte. Im Licht der Helmlampe erschienen Facetten von platinfarbenen Chondren, kleinen Metallbrocken, die sich vor fast fünf Milliarden Jahren im Urnebel gebildet hatten, aus dem das Sonnensystem entstanden war – sie glitzerten matt. Doch der Lampenschein reichte nicht bis zur Rückwand des großen Raums.
    Tor winkte mit der linken Hand. »Drohne X, ich brauche mehr Licht.«
    »Ja«, bestätigte der Roboter mit

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