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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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in Kalifornien sind gar nicht daran interessiert. Und bei denen in Albuquerque reicht das Spektrum von zwiespältig bis ablehnend. Ist es vielleicht ein Fall von zu viel und zu früh? Oder geht es tiefer?«
    »Ich glaube, Sie kennen die Antwort, Miss Tor«, erwiderte Sato und legte beide Hände auf den Schreibtisch. »Kaum jemand würde sich beschweren, wenn wir uns hier darauf beschränken würden, einigen Arten von instabilen autistischen Kindern dabei zu helfen, sich normaler zu benehmen, einfühlsamer und kommunikativer zu sein, eine Arbeit zu bekommen und Familien zu gründen. Es sind nur einige Vielfalt-Fetischisten, die die Natur in jedem Fall für besser halten als die Zivilisation und die glauben, dass Tiere klüger sind als Menschen. Aber jeder kann erkennen, dass unsere Arbeit Folgen haben wird, die weit darüber hinausgehen, einigen Kindern dabei zu helfen, einen Platz in unserer Gesellschaft zu finden.«
    Tor nickte. »Hm, ja. Dazu kommen wir noch. Zuerst möchte ich Sie fragen: Als Sie Charleston verlassen mussten … Warum haben Sie sich nicht in einer der Hochwasser-Gemeinden an der Küste niedergelassen? Sie hätten doch gut dorthin gepasst: eine weitere bunte Schar von Möchtegern-Gottmachern, nicht anstößiger als der lokale Biobastler.«
    Über Satos sanft blickenden Mandelaugen grub sich eine Falte tief in die Stirn. Er hatte wie etwa vierzig ausgesehen, aber jetzt hielt Tor ihn für älter. Ihre KIware nahm die erhöhte Aufmerksamkeit zum Anlass, Daten abzufragen, und dabei fand sie Hinweise auf die letzte Bioskulptur des Professors, bei Madame Fascios Facelift. Na und? Auch Wissenschaftler können eitel sein.
    »Den Begriff ›Gottmacher‹ mögen wir nicht sonderlich. Er legt etwas Elitäres nahe, vielleicht sogar etwas Dominierendes. Unser Ziel ist das Gegenteil. Eine allgemeine Befähigung, für alle.«
    »Lobenswert egalitär, Doktor. Aber hat es jemals so funktioniert? Immer ist es eine menschliche Elite, die zuerst neue Dinge in die Hände bekommt, von Spielzeug bis zu Instrumenten der Macht. Oftmals bleibt sie dadurch die Elite.«
    Sato wölbte eine Braue. »Wer klingt jetzt radikal? Wollen Sie damit nahelegen, wir sollten den Klassenkrieg noch einmal überdenken?«
    »Es ist eine einfache Frage, Professor. Wie wollen Sie gewährleisten, dass alle an den von Ihnen angestrebten mentalen Verbesserungen teilhaben können? Die menschliche Vielfalt, die Sie so sehr schätzen … Wird nicht ausgerechnet sie es sein, die der Gleichheit im Wege steht?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Angenommen, Sie finden einen Weg, die menschliche Intelligenz zu steigern. Oder Aufmerksamkeit kreativer zu konzentrieren, über die Thurman-Barriere hinaus. Angenommen, die Methode ist billig und ohne nennenswerte Nebenwirkungen …« Diesmal drückte Tor Zweifel aus, indem sie eine Braue für die Schmuck-Cam wölbte. »Nehmen wir weiter an, dass die Methode nicht von irgendeiner Aristo-Klade monopolisiert wird, die mit Reichtum und Einfluss oder unter dem Vorwand der öffentlichen Sicherheit …«
    »Stehen Sie der Aristokratie so skeptisch gegenüber?«, warf Sato ein. »Wie altmodisch.«
    Und wie lebensfremd von Ihnen, dachte Tor. Falls Sie die jüngsten Veränderungen, die zur Folge haben, dass wir auf einen neuen Konflikt zusteuern, nicht bemerkt haben sollten. Aber sie behielt diesen Gedanken für sich.
    »Selbst wenn wir von all diesen Annahmen ausgehen, eine letzte, finale Trennung lässt sich nicht vermeiden: zwischen denen, die Ihr Geschenk annehmen, und den anderen, die es ablehnen.«
    »Unser … Geschenk.« Sato überlegte kurz. Dann richtete er einen Blick auf sie, der dunkel war und glitzerte. »Wissen Sie, unsere modernen Bemühungen als Möchtegern-Gottmacher, wie Sie es ausgedrückt haben, sind nicht ohne Präzedenz. So heißt es zum Beispiel über Prometheus: Nachdem er an einen Felsen gekettet worden war – als Strafe dafür, dass er den Menschen das Feuer gebracht hatte –, entschieden seine Kinder , unter den Menschen zu leben. Sie gründeten Familien mit ihnen und verstärkten sein Geschenk, indem sie Göttlichkeit unter das menschliche Volk brachten. Es gibt zahllose ähnliche Legenden, selbst in der jüdisch-christlichen Bibel.«
    »Geschichten über Menschen, die versuchen, göttlich zu sein«, sagte Tor. »Aber gilt das nicht in den meisten Fällen als Sünde? Prometheus wurde bestraft, Frankenstein von seinem Geschöpf getötet. Der Turm von Babel stürzte ein.«
    Sato faltete die

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