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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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mit einer Fälschung oder einem Scherz an die Öffentlichkeit zu gehen.«
    Und das konnte es sein, es ließ sich nicht ganz ausschließen. Die Mitglieder von General Hideoshis Team hatten sogar zu wetten begonnen. Die Top-Wette? Dass Carlos Ventana, der peruanische Industrielle, zahlender Gast an Bord der Raumstation, das Ding in seinem privaten Gepäck an Bord geschmuggelt und es irgendwie ins All geschleust hatte, damit Gerald es »entdeckte«. Zweifellos hatte Ventana Zugang zu den besten technischen Spielereien auf der Welt, und er war für seinen schrägen Humor bekannt.
    Aber nein. Das Artefakt konnte nicht einfach über Bord geworfen worden sein. Die Trümmerüberwachung hatte sein Glitzern monatelang auf den Schirmen gehabt, und es war tausend Kilometer weiter oben gewesen, nur vom Strang zu erreichen. Eine Fälschung? Ein Scherz? Vielleicht. Aber in dem Fall steckte jemand dahinter, dem es ebenso wenig an Naivität wie an Ressourcen mangelte, jemand, der das Objekt irgendwie auf eine hohe Umlaufbahn gebracht hatte. Vielleicht vor Jahren.
    »Wir haben eine Simulation vorgenommen, mit einer der großen KIs von Plexco«, fuhr Akana fort, als die Statik nachließ. »Bisher hat das Objekt zwei Eigenschaften gezeigt, die mit uns bekannter Technik nicht zu erklären sind: das Fehlen einer echten Energiequelle und der vielschichtige visuelle Effekt, die Illusion unendlicher Tiefe aus verschiedenen Blickwinkeln. Wenn das nicht wäre …«
    Akanas Stimme wich erneut lautem Knistern, als Geralds Wiedereintrittskapsel die MDL-Phase (maximum dynamical load, maximale dynamische Belastung) hinter sich brachte. Links von Gerald zeigte die KI der Kapsel auf einem kleinen Schirm das Ergebnis ihrer Berechnungen der Wahrscheinlichkeit eines katastrophalen Systemversagens. Es war besser, viel besser, sich von solchen Gedanken abzulenken. Mit klappernden Zähnen formulierte Gerald eine subvokale Anweisung.
    »Musik! Etwas, das auf Elfman basiert. Freie Improvisation, den Sound-Rhythmen der Umgebung angemessen.«
    Hörner ertönten, untermalt von lautem Schlagzeug-Wummern und durchdrungen von heftigen Violin-Klängen – die Musik stammte aus der 2025 entstandenen Theme Score des Komponisten mit dem Titel Der Mars braucht Frauen , aber die KI veränderte sie, passte sie dem Echo im Innern der Kapsel und ihren Vibrationen an. So etwas konnte man nur mit wenigen menschlichen Komponisten anstellen, und wenn man schon im Innern einer schlagenden Trommel hocken musste …
    Es half ein bisschen. Geralds Aufmerksamkeit glitt fort vom Plasma, das nur wenige Zentimeter von seinem Kopf entfernt loderte, und betrachtete wieder das Artefakt auf seinem Schoß. Mehrere sich drehende Strudel schienen in den milchigen Tiefen zu versinken, überlappten sich dabei und bildeten an den Schnittstellen neue, kleinere Strudel, Muster in einem quasifraktalen Abgrund.
    Konnte es wirklich sein, dass dies die Botschaft einer fremden Zivilisation war? Gerald hatte sich den Erstkontakt immer wie in Filmen und Virts vorgestellt: ein gewaltiges Raumschiff, das am Himmel über der Erde erschien, rätselhafte Wesen, die eine Rampe herunterkamen … Oder weniger eindrucksvoll, aber ebenso bedeutsam in Form eines Zackens auf dem Detektorschirm eines Radioteleskops.
    »Viele von uns hielten diese Methode für wahrscheinlicher«, hatte Saleh gesagt.
    Als Gerald und Ganesh den malaysischen Astronauten um eine Erklärung gebeten hatten, war er etwas näher geschwebt und hatte geantwortet: »Vor etwa vierzig Jahren haben zwei Physiker aus New Jersey, Rose und Wright, berechnet, dass es für hoch entwickelte Zivilisationen billiger wäre, physische Nachrichten zu schicken – in Form von Objekten, die viele Informationen enthalten –, als Radiobotschaften zu weit entfernten Planeten zu senden.«
    »Wie sollte das möglich sein?«, fragte Ganesh. »Radiowellen haben keine Masse und breiten sich mit Lichtgeschwindigkeit aus. Ein physisches Objekt hingegen braucht gewaltige Energiemengen, um auch nur auf ein Zehntel dieser Geschwindigkeit zu beschleunigen. Und es würde sein Ziel viel später erreichen.«
    »Das wäre nur dann wichtig, wenn der Zeitfaktor eine Rolle spielt, zum Beispiel wenn man sich eine Kommunikation in beide Richtungen wünscht«, hatte Saleh erwidert. »Aber angenommen, ein zweiseitiger Kontakt ist wegen der großen Entfernung nicht möglich. Oder jemand möchte nur viele Informationen schicken, als Geschenk. In dem Fall hätte eine Art kosmische

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