Existenz
Professor?
Professor Noozone: Nun … Irgendwelche Badulu-Dinge oder Bakra-Halunken könnten sich nicht so leicht an uns heranschleichen! Stellen Sie sich einen Planeten vor, auf dem Millionen von Amateuren mit geduldigen Roboterantennen auf ihrem Hinterhof Ausschau halten. Ein hübsches großes Netzwerk ohne zentrale Kontrolle.
Ein Vorteil gefällig? Keine schaurig-schönen Schockergeschichten mehr über böse, böse UFOs, die kahlköpfige schuftige Schurken zu uns Guten schicken! Keine Obeah-Geschichten über UFOs mehr? Jah sei gepriesen! (lacht)
Marcia Khatami: Nun, Dr. Spearpath? Was sagen Sie zu dem Vorschlag, dass wir die großen, teuren Teleskope Ihres Instituts durch ein weltweites Netzwerk von Amateur-Schüsseln ersetzen sollten, die den ganzen Himmel absuchen, die ganze Zeit über?
Dr. Spearpath: Ich finde die Vorstellung amüsant. Unsere Freunde vom SETI-Bund versuchen gerade, so etwas einzurichten. Schade nur, dass Professor Noozones Szenario auf einer unsicheren Annahme basiert.
Marcia Khatami: Welche Annahme meinen Sie, Doktor?
Dr. Spearpath: Er geht davon aus, dass sich hoch entwickelte außerirdische Zivilisationen um ökonomische Gesichtspunkte oder »Effizienz« scheren.
Professor Noozone: Cha! Es spielt keine Rolle, wie hoch entwickelt die Außerirdischen sind. Die Gesetze der Physik gelten überall. Selbst wenn es eine Superduper-Zivilisation wäre, die Stufe drei der Kardaschow-Skala erreicht hätte und die Energie einer ganzen Galaxie verwenden könnte! Selbst dann müsste eine solche Zivilisation Prioritäten gegeneinander abwägen. Welche Technologie ihr auch zur Verfügung stünde, sie würde versuchen, ihre Ziele zu erreichen, ohne Energie zu vergeuden …
Dr. Spearpath: »Effizienz« ist ein zeitgenössisches Konzept, das davon ausgeht, dass in einer Gesellschaft verschiedene Interessengruppen existieren, mit widersprüchlichen Prioritäten. Heutzutage haben die Armen weniger Einfluss als die Reichen, aber sie sind nicht ganz ohne Einfluss. Unter solchen Bedingungen stimme ich Ihnen zu und sage ja, selbst die Reichen müssen verhandeln, bei ihren Zielen ein gewisses Gleichgewicht wahren und versuchen, möglichst viele zufriedenzustellen. Aber Ihre Annahme, dass dies auch woanders gilt, ist raumzeitlicher Chauvinismus! Nicht einmal alle menschlichen Zivilisationen waren so. Ich kenne mehrere, die riesige Projekte in Angriff nahmen, ohne sich dabei um Effizienz zu kümmern.
Marcia Khatami: Nennen Sie uns ein Beispiel, Doktor.
Dr. Spearpath: Gern. Das alte Ägypten. Als die Pyramiden gebaut wurden, die das Sternbild Orion nachbildeten, sandte ihre Größe eine visuelle Botschaft aus, sowohl durch die Zeit als auch zu den göttlichen Beobachtern, die die alten Ägypter im Himmel vermuteten. Die Botschaft lautete: »Seht nur! Wir sind intelligent, und wir sind hier!«
Professor Noozone: Die »Orion-Theorie« ist umstritten …
Dr. Spearpath: Stimmt. Dies ist nicht umstritten: Die Pharaonen des Alten Reiches haben enorme Ressourcen in ihr Projekt gesteckt, ohne auf »widerstreitende Interessen« zu achten. Sie machten sich einfach daran, etwas Großartiges zu vollbringen, das möglichst viel Aufmerksamkeit wecken sollte.
Marcia Khatami: Wenn ich Sie also richtig verstehe … Mit Ihrer SETI-Suchstrategie gehen Sie davon aus, gewaltige Fanale zu finden, die kontinuierlich in alle Richtungen senden, aus rein altruistischen Motiven … erbaut von Zivilisationen, die sich nicht um Effizienz scheren, weil …
Professor Noozone: … weil sie eine Art superfortschrittliches Äquivalent von Tyrannei praktizieren. Universelle Unterdrückung? Oder Sklaverei ?
Yeyewata. Meine Augen füllen sich mit Tränen, während ich sage … böse … Sie haben mich in einem Moment nachlassender Fantasie erwischt, Hannah, und ich und wir müssen eingestehen, dass uns so etwas noch nie passiert ist.
Artefakt 1 5
»Es gibt eine undichte Stelle.«
Das war kein Satz, den ein Astronaut gern hörte. Nicht im All, wo kostbare Luft innerhalb von Sekunden entweichen konnte. Oder während des Wiedereintritts in die Atmosphäre, wenn sich dasselbe Gas von einem Freund in einen feurigen Feind verwandeln konnte, der direkt hinter dem nahen, dünnen Hitzeschild heulte und brannte, nach einem Weg ins Innere suchte.
Aber nein, Gerald wusste, dass Akana Hideoshi eine andere Art von undichter Stelle meinte. Eine, die Beamte und Bürokraten sehr ernst nahmen. Die Grimasse der Generalin flackerte auf dem flachen Schirm,
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