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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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trotz aktiver Bildstabilisierung, und das Knacken und Knistern ihrer Worte verlor sich fast im Donnern, als die Kapsel Gerald zu seiner Heimatwelt zurücktrug. Doch an Akanas Ärger konnte kein Zweifel bestehen.
    »Jemand hat unseren kleinen Fund ausgeplaudert. Gerüchte kursieren, in allen zehn Ständen. Während der letzten Stunde habe ich Anrufe von fünf Senatoren, vier Tribunen, einem Dutzend Nachrichtenagenturen und der Himmel weiß wie vielen als erstklassig eingestuften Amazonen bekommen …«
    Ihr Gesicht verschwand fast, als sich die Kapsel heftig schüttelte und den Bug bei einer Kurskorrektor neu ausrichtete.
    »Wir haben die Möglichkeiten eingegrenzt … auf ein Plappermaul bei Marshall … oder vielleicht einen Lurker-Daemon im Mainframe der NASA in Havanna … und den Zilli-Touristen, der euch Jungs dort oben Gesellschaft geleistet hat. So was nennt man dankbar…«
    Akanas Bild löste sich ganz auf, zerrissen von Statik, als die Kapsel KI-Ressourcen von der Kommunikation abzog und in die Navigation leitete. Früher einmal hätte es während dieser Phase, wenn ionisierte Flammen die Rückkehrer wie ein Heiligenschein umgaben – oder wie der Nimbus eines gefallenen Engels –, überhaupt keinen Kontakt gegeben.
    In diesem Fall handelte es sich nicht nur um einen Heimkehrer, sondern auch um einen Botschafter von den Sternen, der etwas Glänzendes und Verlockendes brachte. Um einen Herold mit guten Nachrichten. Oder vielleicht schlechten. Oder sowohl als auch.
    Unter Missachtung der Vorschriften hatte Gerald das Artefakt aus seinem Behälter genommen, um es während des unruhigen Flugs durch die Atmosphäre wie einen Säugling auf dem Schoß zu halten. Von dem Moment an, als sich die Luke schloss und Manövrierdüsen die Kapsel von der alten Raumstation wegsteuerten, hatte er den schimmernden Zylinder in seinen behandschuhten Händen gehalten, ihn hin und her gedreht und ihm die ganze Aufmerksamkeit seiner von den Systemen des Raumanzugs erweiterten Sinne gewidmet. Jedes Funkeln und komplexes Glitzern wurde aufgezeichnet, obwohl seine Bedeutung Mutmaßungen überlassen blieb …
    Die Untersuchung des Objekts war auf jeden Fall besser als die Alterna tive: dem Plasmaheulen zuzuhören, das den Hitzeschild zu fressen versuchte. Diesen Teil seines Jobs hatte er nie gemocht: das eigene Leben der Wiedereintrittskapsel anzuvertrauen, die aus einem zwei Meter großen Würfel aufgeblasen worden war und kaum mehr wog als er selbst. Früher hatten Astronauten Vehikel zur Verfügung gestanden, die mehr Komfort boten. Aber früher waren Astronauten auch noch Helden gewesen.
    Plötzlich kehrten Stimme und Bild der Generalin zurück.
    »… ins Weiße Haus bestellt! Was soll ich sagen? Dass wir hundertzwanzig bisher unbekannte Alphabete und Symbolgruppen aufgezeichnet haben? Dass wir einige Dutzend verschwommene Kugeln betrachten konnten, bei denen es sich vielleicht um ferne Welten handelt? Dass schemenhafte Gestalten an die Oberfläche kamen und dann wieder in dem Objekt versanken, wie die geheimnisvollen Antworten eines Magic-8-Balls?«
    »Ja, damit könnten Sie anfangen«, murmelte Gerald und wusste, dass ihn Akana nicht hören konnte. Nur ein auf dem Boden stationierter Laser wäre imstande gewesen, die Ionisationsschale zu durchdringen. Derzeit war die Kommunikation nur in einer Richtung möglich.
    Was bisher auch für das Artefakt galt. Tagelang hatten Saleh und er es mit einer langen Serie von »SETI-Botschaften« konfrontiert, von Enthusiasten über sechs Jahrzehnte hinweg vorbereitet, von einfachen mathematischen Puls-Codes bis hin zu animierten Slideshows, die Naturgesetze verdeutlichten, insbesondere von Physik und Chemie. Hinzu kamen Präsentationen des Menschen. Enttäuscht von den trüben Antworten – einem langsamen Wirbeln vieldeutiger Symbologien – waren sie zu einfachen Lehrprogrammen übergegangen, bestimmt für Kinder, die eine zweite Sprache lernten …
    Und dann war Gerald plötzlich zurückgerufen worden. Er sollte das Objekt zur Erde bringen, damit es in einem Laboratorium untersucht werden konnte.
    Gut, wunderbar. Abgesehen von dem damit einhergehenden Maulkorberlass.
    Ganesh hatte geklagt: »Es gibt internationale Protokolle gerade in Hinsicht auf diese Sache. Alle Entdeckungen, die Leben oder Intelligenz außerhalb der Erde betreffen, müssen der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden. Das ist vertraglich vereinbart.«
    Und der NASA-Anwalt hatte erwidert: »Wir sind nicht verpflichtet,

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