Exit to Eden
weißen Kleid, und ein Weilchen hielt ich sie nur im Arm.
Sie hatte den Arm um mich gelegt, als wir zum Tisch gingen.
»Was giht's Neues in der Welt?« fragte sie und schob die Zeitungen beiseite. Eine Sekunde lang starrte sie auf den Fotoapparat.
»Ich weiß, ich darf ihn nicht mitnehmen«, sagte ich. »Ich werde ihn jemandem auf der Straße schenken oder irgendeinem interessant ausschauenden Studenten am Flughafen.«
Sie lächelte. Sie bestellte eine Grapefruit und Kaffee.
»Was ist los?« fragte sie plötzlich. »Du siehst verstört aus.«
»Nichts Besonderes, nur dieser Kerl, den du beauftragt hast, mich zu beobachten. Der Aufseher. Er hat mir einen Schreck eingejagt. Ich hatte überhaupt nicht mit ihm gerechnet.« Ich beobachtete sie, während ich das sagte.
»Welcher Kerl?« fragte sie, den Kopf ein bißchen zur Seite geneigt. Ihre Augen verengten sich, so wie meine fünf Minuten zuvor. »Wenn das ein Scherz sein soll, dann begreife ich die Pointe nicht. Wovon redest du?«
»Einer der Aufseher aus dem Club. Er stand direkt dort drüben. Als ich aufstand, um ihn zu fragen, was er da mache, ging er. Und dann bist du erschienen.«
»Woher weißt du, daß es ein Aufseher war?« fragte sie. Ihre Stimme war zu einem Flüstern geworden, ihr Gesicht rötete sich leicht. Ich sah, wie Wut in ihr aufstieg.
»Weiße Lederklamotten, mit allem Drum und Dran. Und außerdem habe ich ihn wiedererkannt.«
»Bist du sicher?«
»Lisa, er hatte die ganze Rüstung an«, sagte ich. »Wer läuft in weißen Lederhosen und weißen Lederstiefeln rum, es sei denn, er hat das passende, münzenbestückte Cowboyhemd dazu? Es ist mit Sicherheit der gleiche Kerl, den ich schon an Bord gesehen habe.«
Der Kellner servierte die Obsthälften auf einer silbernen Eisschale. Sie starrte nur darauf. Dann schaute sie mich wieder an.
»Er stand da drüben und beobachtete mich. Er wollte, daß ich merkte, daß er mich beobachtete. Aber offenbar ...«
»Verdammte Sausäcke!« fauchte sie. Sie stand auf und rief dem Kellner zu: »Wo ist das Telefon?«
Ich folgte ihr in die Kabine. Sie steckte zwei Münzen in den Schlitz.
»Geh zum Tisch zurück«, sagte sie und schaute mich an.
Ich rührte mich nicht.
»Bitte«, sagte sie. »Ich bin in einer Minute wieder da.«
Ich ging zurück in den Sonnenschein und beobachtete sie. Sie sprach jetzt mit jemandem, wobei sie die Hand um die Muschel hielt. Ihre Stimme klang schrill, dann verstummte sie. Schließlich hängte sie ein und kam eilig zu mir zurück.
»Übernimmst du bitte die Rechnung?« sagte sie. »Wir werden das Hotel wechseln.« Ohne auf mich zu warten, ging sie über den Hof.
Ich erwischte sie am Handgelenk und zog sie sanft an mich.
»Warum das Hotel wechseln?« fragte ich. Ich hatte ein seltsames, benommenes Gefühl, und es war nicht mehr der Kater.
Ich küßte ihre Wange und ihre Stirn, und ich fühlte, wie sie sich ganz langsam und zögernd entspannte, mir sozusagen nachgab.
»Weil ich diese verdammte Überwachung nicht will!« sagte sie und zog ein bißchen, um sich zu befreien. Sie war verstörter, als man ihr ansah! Ich spürte es.
»Was macht das schon aus?« sagte ich sanft. Ich hatte den Arm um sie gelegt und lenkte sie zum Tisch. »Komm, frühstücke erst mal was. Ich mag nicht vor ihnen weglaufen. Was werden sie denn machen? Was könnten sie denn machen?« Ich betrachtete sie. »Überleg doch mal. Ich möchte das kleine Hotel nicht aufgeben. Es ist unser Hotel.«
Sie schaute mich an, und einen Augenblick lang hatte ich den Eindruck, alles sei genau so, wie ich es erträumte. Ich küßte sie wieder, war mir nur halb bewußt, daß immer mehr Leute in den Hof kamen und einige uns beobachteten. Ich fragte mich, ob es sie beglückte, eine solch junge Frau zu sehen, so frisch und bezaubernd, und einen Mann, der sie küßte, als wäre ihm sonst alles in der Welt egal.
Sie setzte sich und senkte den Kopf. Ich zündete eine Zigarette an und betrachtete sie ein Weilchen. Dann suchte ich den Hof ab, um zu sehen, ob der Aufseher zurückgekommen war oder ob ein anderer seinen Platz eingenommen hatte. Ich sah niemanden.
»Ist das üblich auf solchen Reisen?« fragte ich. »Schicken sie immer Beobachter hinterher?« Ich glaubte die Antwort zu kennen. Dieses Rein und Raus machte man nicht mit neuen Sklaven, nur mit solchen, die schon etliche Monate dort waren, die die Vorschriften kannten und auf die man sich verlassen konnte. Sie hatte es mit mir ein bißchen früher gemacht,
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