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Exit to Eden

Exit to Eden

Titel: Exit to Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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an den Türrahmen gestützt, und lächelte. Sie sah bezaubernd aus in ihrem weißen Kleid und dem Hut, der an den langen Bändern an ihrem Arm hing.
    Zuerst besuchten wir das Museum an der Cabildo Avenue und dann alle restaurierten Häuser, die der Öffentlichkeit zugänglich sind - Gallier House, Herman Grima House, Madame John's Legacy und Casa Hove. Wir gingen in praktisch jeden Antiquitätenladen und jede Galerie, die wir sahen.
    Ich hatte den Arm um sie gelegt, und sie war munter und fröhlich; ihr Gesicht war wieder glatt, wie das eines jungen Mädchens. Zu dem weißen Kleid hätte sie eine weiße Schleife im Haar tragen müssen.
    Ich dachte, wenn ich sie nicht für immer liebe, wenn das hier in einem häßlichen, törichten Desaster endet, dann ist eines ß: Nie wieder werde ich eine Frau in einem weißen Kleid anschauen können.
    Gegen ein Uhr, als wir in der Desire-Austernbar zu Mittag aßen, plauderten wir wieder wie in der vergangenen Nacht. Als ob der Aufseher und die Anrufe nie dazwischengekommen wären. Sie erzählte mir, wie der Club organisiert und aufgebaut war. Zu Anfang hatte es zwei Financiers gegeben, und schon am Ende des ersten Jahres waren sie in den schwarzen Zahlen. Inzwischen waren sie, dank der großen Nachfrage, soweit, Mitgliedsanträge ablehnen zu müssen. Sie berichtete mir von anderen Clubs, die sie nachzumachen versuchten, einem großen in Holland, wo alles in einem Haus stattfand, von einem Club in Kalifornien und einem in Kopenhagen.
    Sie bekam ständig Stellenangebote mit höherem Gehalt, aber zusammen mit der Umsatzbeteiligung verdiente sie zur Zeit eine halbe Million Dollar im Jahr und gab keinen Pfennig davon aus, außer wenn sie in den Ferien war. Es häufte sich einfach an.
    Ich erzählte ihr von meiner Sportleidenschaft, davon, wie ich beinahe mit einem Flugzeug in Texas abgestürzt wäre, von den beiden Wintern, die ich damit verbracht hatte, die gefährlichsten Skiabfahrten der Welt auszuprobieren.
    Ich haßte diesen Teil meiner Persönlichkeit, hatte ihn immer gehaßt, und verachtete die Leute, die ich bei diesen Aktivitäten kennengelernt hatte, weil ich stets das Gefühl hatte, mir etwas vorzumachen. Es war bei weitem angenehmer, Fotos von Leuten zu machen, die in Mexiko von Klippen springen, als selber zu springen. Ich glaubte, die Fotografie wäre ein Ausweg aus diesem Dilemma.
    Aber das Gegenteil war der Fall.
    Ich akzeptierte jeden Auftrag zur Kriegsberichterstattung, den Time-Life mir anbot. Ich war freier Mitarbeiter bei zwei kalifornischen Zeitungen. Das Beirut-Buch kostete neun Monate Arbeit, lag und Nacht, nachdem die Fotos geschossen waren. In Beirut war ich nie in gefährliche Situationen geraten, aber in Nicaragua und El Salvador war ich dem Tod nur knapp entkommen. In El Salvador wirklich nur um Haaresbreite. Dieser Zwischenfall in El Salvador war es auch gewesen, der mich veranlaßt hatte, über meine Situation nachzudenken.
    Ich war nicht wenig überrascht, daß sie wußte, was an diesen Orten vorging. Sie wußte nicht nur oberflächlich Bescheid; sie wußte von den religiösen Parteien in Beirut, kannte die Regierungsgeschichte. Club hin oder her, sie las mehr Tageszeitungen als die meisten Leute sonst.
    Es war zwei Uhr, und wir mußten uns beeilen, den Dampfer zu erreichen. Der Tag hätte nicht schöner sein können. Blauer Himmel, die bezaubernden, schnell dahinfliegenden Wolken, die man so wohl nur in Louisiana sehen kann, hin und wieder ein kleiner Regenschauer und nicht allzu viele Leute auf dem Dampfer, weil es ein Wochentag war.
    Nebeneinander lehnten wir an der Reling des Oberdecks und sahen die Stadt vorüberziehen, bis weit flußabwärts nur noch triste Industrieanlagen zu sehen waren. Also besetzten wir zwei Liegestühle, ließen uns ein paar Drinks servieren und genossen die Bewegungen des Schiffs und die leichte Brise.
    Es sei mir peinlich, es zuzugeben, sagte ich, aber ich liebte diese Flußfahrten, so touristisch und langweilig sie auch sein mochten. Ich liebte es einfach, auf dem Mississippi zu sein, kein anderer Strom, mit Ausnahme des Nils, löste in mir diese Art von Verehrung aus.
    Sie war zwei Jahre zuvor über Weihnachten in Ägypten gewesen, weil sie den Gedanken, in der Nähe ihrer Familie zu sein, nicht ertragen konnte. Sie hatte zwei Wochen allein im Winterpalast in Luxor gewohnt. Sie wußte, was ich meinte, denn jedesmal, wenn sie einen Fluß überquerte, kam ihr der Gedanke:»Ich bin am Nil.«
    »Ich möchte, daß du mir

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