Exit to Eden
nach Paris, mit dem Geld, das ich verdient hatte, ohne auch nur zu Hause anzurufen.
Tagelang trieb ich mich wie betäubt in den Cafes auf dem linken Seine-Ufer herum. Der Verkehrslärm, das Gedränge der Passanten erschreckten und quälten mich, als sei ich aus einer gepolsterten Zelle entlassen worden. Mein Körper verzehrte sich nach dem Klopfer, dem Riemen, dem Schwanz, dem ungeheuren, besänftigenden, quälenden Reichtum an Aufmerksamkeit! Orgasmus. Schmerz.
Zwei triste Verabredungen mit einem Studenten der Sorbonne, Abendessen und Streit mit einem alten Freund aus Amerika, ein langweiliger Abend lauen Liebemachens mit einem amerikanischen Geschäftsmann, den ich dreist und völlig grundlos in der Hotelhalle aufgegabelt hatte.
Der lange Heimflug, die Massen auf dem Campus, die jungen Männer mit glasigen Augen, von Drogen und Ideen verdorben, die die braungebrannten Mädchen ohne BH unter ihren T-Shirts nicht zu sehen schienen, Geschwätz über Pot, Sex, Revolution, Frauenrecht, das größte soziologische Versuchslabor der Welt.
Allein im Zimmer des Saint-Francis-Hotels tätigte ich schließlich den unumgänglichen Anruf, nachdem ich stundenlang das Telefon angestarrt hatte.
»Ja«, hatte Jean-Paul sofort enthusiastisch geantwortet. »Ich ' habe genau das Richtige für dich. Er ist bei weitem nicht so reich wie unser anderer Freund, aber er besitzt ein wunderschön möbliertes viktorianisches Haus in Pacific Heights. Er wird von deiner Erfahrung beeindruckt sein. Er ist fürchterlich streng. Wie lange dauern die Weihnachtsferien? Wann bist du reisefertig?«
War es Sucht? Das ist nicht mein Leben! Ich bin Studentin, eine junge Frau. Es gibt Dinge, die ich tun muß ...
Da war der Mann in Pacific Heights gewesen, dann das Paar, ein junger Mann und eine junge Frau, beide sehr geschickt, die das Zimmer in Russian Hill ausschließlich für ihre Sklaven bereithielten. Und eine weitere Woche - »auf keinen Fall länger, Jean-Paul!« - mit dem Gebieter auf jenem wundervollen Landsitz in Hillsborough, als er neben mir auf dem Bett saß und seine Hand die meine schmerzhaft drückte, während er sagte:»Du weißt, daß es töricht von dir ist, mich zu verlassen. Jean-Paul sagt, ich dürfe dich nicht bedrangen, keinen Druck auf dich ausüben. Siehst du denn nicht, was du verschleuderst? Ich würde dich morgens zur Schule gehen lassen, wenn du das wünschst. Solange du so gehorsam bist wie sonst. Ich würde dir alles geben, was du brauchst, solange du so hingebungsvoll bleibst, wie du es immer warst.«
Ich schluchzte leise, während er redete und redete.
»Ich brauche dich«, sagte er. »Ich muß dich besitzen, vollständig besitzen, damit ich dich alles fühlen mache, was du fühlen kannst Ach, wenn ich doch nur weniger Gewissen hätte und weniger rücksichtsvoll wäre, würde ich dich nie wieder von hier fortgehen lassen. Es könnte so aufregend sein, durch den Schleier hin- und herzuwechseln. Ich würde dich anziehen und in die Oper mitnehmen, neben dir in der Loge sitzen und dir verbieten, zu sprechen oder die Hände zu bewegen, dich dann wieder herbringen, entkleiden, besitzen. Jeden Mittag würde ich dich sobald du aus der Schule kommst, nackt durch den Garten jagen « Ich würde, ich würde, ich würde... »Ach, du weißt, daß du das willst, du willst mir gehören, du gehörst mir «.
In jener Nacht fuhr ich per Anhalter nach San Francisco zurück. Der Fahrer sagte wieder und wieder: »Junge Studentinnen wie Sie sollten nicht einfach zu fremden Männern ins Auto steigen.«
Anschließend die Monate des Verweigerns, nein, ich kann nicht. Nein, ich will nicht, nicht wieder. Ich will studieren, will nach Europa gehen. Ich will sein, was die Welt normal nennt. Ich will mich verlieben, heiraten, Kinder kriegen. Ich will, ich will, ich verbrenne. Ich bin in der Hölle.
Jean-Paul war sauer, angewidert. »Du bist meine beste Schülerin, mein Kunstwerk.«
»Verstehst du denn nicht? Es überwältigt mich. Wenn ich es wieder tue komme ich da nie wieder raus. Kannst du das nicht einsehen? Es frißt einfach alles auf. Ich war kurz davor, den Verstand zu verlieren.«
»Das willst du doch!« Zorniges Flüstern. »Du kannst mir nichts vormachen. Du bist dazu geboren, du bist eine Sklavin, und du wirst dein ganzes Leben lang unvollständig sein ohne einen Gebieter.«
»Ruf mich nie mehr an.«
Ein Klopfen an der Tür? Klopfen an der Traumtür?
Ich setzte mich im Bett auf. Verschwommene Geräusche von Gesprächen aus dem
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