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Exit

Exit

Titel: Exit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Moment gibt es jedenfalls noch keine Beweiskette.«
    »Auch nicht, wenn man Cassies Zuckerwerte dazunimmt?«
    »Leider auch dann nicht. Ich frage mich, wieso sie die Zylinder unter dem Waschbecken aufbewahrt.«
    »Wahrscheinlich dachte sie, dort würde nie jemand schauen. Sie lagen in der hintersten Ecke des Schrankes. Ohne zu wühlen, hätte ich sie nie gefunden.«
    »Und sie war kein bißchen sauer, daß du in ihrem Bad herumschnüffelst?«
    »Wenn sie es war, dann hat sie es nicht gezeigt. Ich erfand eine Geschichte, daß das Klopapier alle war und daß ich nach einer neuen Rolle gesucht hätte, worauf sie sich entschuldigte, daß sie ihren Haushalt nicht besser im Griff hat. Es war vollkommen unwirklich. Und als Therapeut bin ich keinen Schritt weitergekommen.«
    Ich erzählte ihm, wie Cindy mir die Kleine in die Hand gedrückt hatte und wie Cassie dann in Panik geriet.
    »Bis dahin machte ich ganz gute Fortschritte in meiner Beziehung zu Cassie. Das ist nun alles zum Teufel, Milo. Vielleicht war das Cindys Absicht.«
    »Du meinst, sie will die Führung behalten in dem Tanz.«
    »Ja. Überhaupt scheint Kontrolle unheimlich wichtig zu sein für sie. Als Kind durfte sie keinerlei Süßigkeiten essen, das hat sie mir erzählt. Ihre Tante hatte es verboten, obwohl es schließlich nicht Cindy war, die Zucker hatte. Das mag zwar kaum etwas mit dem Münchhausen-Syndrom zu tun haben, aber es hat schon etwas Krankhaftes an sich, einem gesunden Kind die gelegentliche Portion Eis zu verbieten.«
    »Du meinst, die Tante projizierte ihre Krankheit auf Cindy?«
    »Genau. Und wer weiß, vielleicht projizierte sie auch die Begleitumstände der Krankheit - die Injektionen, zum Beispiel. Ich will nicht sagen, daß sie ihrer Nichte Insulin injizierte, aber vielleicht Vitamine oder so etwas. Cindy erzählte mir auch, daß sie es nun ihrer Tante nachmacht und Cassie keine Süßigkeiten gibt. Auf den ersten Blick scheint das eine sinnvolle Sache zu sein, vernünftiges Gesundheitsbewußtsein einer Mutter, die schon ein Kind verloren hat. Aber vielleicht handelt es sich auch um eine Art von Besessenheit mit allem, was irgendwie mit Zucker zu tun hat.«
    »Die Sünden der Mütter«, bemerkte Milo.
    »Ja, die Tante hat schließlich die Rolle der Mutter gespielt. Und schau dir das Rollenmodell an, das sie ihr vermittelt hat: eine Frau im Gesundheitsdienst, die an einer chronischen Krankheit leidet und sie im Zaum hält. Cindy sprach mit Stolz davon. Sie ist damit aufgewachsen, Weiblichkeit - Mütterlichkeit - mit Krankheit und emotionaler Härte in Verbindung zu bringen. Kontrolle erfahren und Kontrolle ausüben. Es überrascht nicht, daß sie gleich nach der Schule zum Militär ging - von einer geregelten Welt in die andere. Als das nicht funktionierte, war der nächste Schritt die Ausbildung zur Beatmungsassistentin. Weil Tante Harriet sagte, das sei ein guter Beruf. Kontrolle und Krankheit - immer das gleiche Schema.«
    »Hat sie je erwähnt, warum sie die Ausbildung abbrach?«
    »Nein. Was denkst du - die gleiche Geschichte wie bei der Armee?«
    »Ich glaube nicht an sich wiederholende Muster. Was hat sie denn als nächstes angefangen?«
    »Sie ging zur Schule zurück, und dort traf sie Chip. Dann ging sie ab und heiratete. Sie wurde sofort schwanger - lauter große Veränderungen in ihrem Leben, die ihr das Gefühl geben mußten, keine Kontrolle zu haben. Sozial war die Heirat ein Aufstieg, doch gleichzeitig führte sie zu einem einsamen Leben.«
    Ich beschrieb Dunbar Court und die Gegend, in der es lag.
    »Für jemanden, der sich nach Aufmerksamkeit sehnt, bedeutet das einen langsamen Tod, Milo. Auch wenn Chip zu Hause ist, ändert das nicht viel, darauf wette ich. Er ist sehr engagiert in der Arbeit mit seinen Schülern. Er ist ein großer Fisch in einem kleinen Teich. Ich habe auf dem Weg zu seinem Haus in seinem College vorbeigeschaut und ihn beim Unterricht beobachtet. Er sah aus wie ein Guru, umgeben von seinen Jüngern. Das ist seine Welt, und Cindy hat keinen Anteil daran. Das ganze Haus spiegelt das wider - überall seine Bücher, seine Trophäen, seine Möbel. Von ihr gibt es nichts, sie hat keinen Einfluß auf ihre Umgebung.«
    »Also übt sie ihren Einfluß auf das Kind aus.«
    »Ja, und zwar mit Mitteln, die ihr von ihrer eigenen Kindheit vertraut sind: Insulin, Nadeln, andere Gifte. Sie kontrolliert, was Cassie zu sich nimmt, genau wie ihre Tante es bei ihr getan hat.«
    »Und was ist mit Chad?«
    »Entweder er starb

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