Exit
e.«
»Hat er dich kommen sehen?«
»Ja. Er bremste scharf, steckte den Kopf aus dem Fenster und glotzte mich an. Dann grinste er - als seien wir alte Kumpel.«
»Er war also freundlich, nicht wahr? Aber egal - sogar wenn er es kurz vorher mit ihr getrieben hat, ist er vielleicht nicht der einzige. In der Armee war sie jedenfalls alles andere als tugendhaft.«
»Wie hast du das eigentlich herausgefunden?«
»Es war nicht einfach. Die Armee hält aus Prinzip alles geheim, doch nach langem Betteln gaben sie mir schließlich den Namen eines weiblichen Captains, die Korporal gewesen war, als Cindy dazukam. Sie erinnerte sich sehr gut an sie. Anscheinend war unser Liebling Kasernengespräch. Sie trieb sich in der Stadt herum und feierte Partys in den Bars. Es fand erst ein Ende, als sie sich an Teenager heranmachte und einem von ihnen, dem Sohn eines örtlichen Bonzen, den Tripper anhängte. Es folgte ein Besuch des Bürgermeisters beim Standortkommandeur, und das war's dann für sie. Eine schmutzige kleine Geschichte, nicht wahr? Hat das irgendwelche Bedeutung im Zusammenhang mit der Münchhausen-Sache?«
»Promiskuität ist eigentlich nicht typisch dafür, es sei denn, man faßt sie als eine von vielen Methoden auf, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Dann würde wieder alles zusammenpassen. Außerdem berichten Münchhausen-Fälle oft von Inzesterlebnissen in ihrer Kindheit, die ihrerseits häufig zu Promiskuität führen. Und was bestimmt ins Profil paßt, ist die frühe Erfahrung mit Krankheit; der Tripper war nicht die erste. Die Tante, die sie großgezogen hat, war zuckerkrank.«
»Interessant, ausgerechnet Zucker.«
»Und das ist noch nicht alles.« Ich erzählte ihm, wie ich die Insujects gefunden und Cindy gezeigt hatte.
»Ich hoffte, das könnte die Konfrontation werden, auf die wir gewartet hatten, aber sie zeigte keinerlei Schuld oder Angstreaktionen, nur Verwunderung, was die Dinger unter dem Waschbecken verloren hätten. Sie sagte, sie hätten ihrer Tante gehört, und sie dächte, sie hätte sie weggeworfen nach deren Tod. Andererseits fand ich kein Körnchen Staub auf der Schachtel, das heißt, es war wahrscheinlich auch gelogen.«
»Wann ist die Tante gestorben?«
»Vor vier Jahren. Der Arzt, an den die Muster geschickt worden waren, war der, bei dem sie gearbeitet hatte.«
»Name?«
»Ralph Benedict. Zum Teufel, vielleicht ist er der geheimnisvolle Liebhaber! Wer könnte besser Erkrankungen vortäuschen als ein Arzt? Und wir wissen, daß sie auf ältere Männer steht - schließlich hat sie einen geheiratet.«
»Auf jüngere steht sie aber auch.«
»Ja, ja, aber es macht doch Sinn, oder? Ein Arzt als Geliebter? Benedict gibt ihr die Medikamente und Geräte und bringt ihr bei, wie sie es machen muß.«
»Und was wäre das Motiv?«
»Liebe. Die Kinder sind ihm im Weg, und er will sie loswerden, damit er Cindy ganz für sich allein hat. Chips Geld spielt vielleicht auch eine Rolle. Als Arzt weiß er, wie er es anzufangen hat. Er weiß, welche Vorkehrungen er treffen muß, damit niemand etwas nachweisen kann, denn zwei Kinder in einer Familie, die nacheinander sterben, das ist in jedem Fall verdächtig. Aber wenn die Todesursachen verschieden sind und in beiden Fällen medizinisch alles in Ordnung erscheint, dann könnte es klappen.«
»Ralph Benedict. Ich werde mal bei der Ärztekammer nachforschen.«
»Cindy ist in Ventura aufgewachsen. Es könnte sein, daß er noch dort lebt.«
»Wie war noch der Name der Firma, die ihm diese Zylinder überließ?«
»Holloway in San Francisco.«
»Vielleicht kann ich herausfinden, was sie ihm sonst noch geschickt haben und wann. Zylinder, sagst du - meinst du einfach leere Röhrchen?«
»Sie sind Teil eines Bausatzes.« Ich beschrieb ihm das Insuject-System.
»Nadeln oder Ampullen hast du aber nicht gefunden?«
»Nein, jedenfalls nicht unter dem Waschbecken. Aber sie könnten irgendwo anders im Haus versteckt sein. Besteht die Chance, einen Durchsuchungsbefehl zu bekommen?«
»Nur auf der Basis der Röhrchen? Zweifelhaft. Wenn sie fix und fertig mit Nadel und Insulinpatrone gewesen wären, vielleicht. Das könnte als Beweis für den Vorsatz gelten, obwohl sie immer noch sagen könnte, ihre Tante hätte sie so hinterlassen.«
»Nicht, wenn das Insulin frisch wäre. Ich weiß nicht genau, wie lange man Insulin lagern kann, aber vier Jahre sind es bestimmt nicht.«
»Okay. Dann finde mir etwas frisches Insulin, und ich werde zum Richter gehen. Im
Weitere Kostenlose Bücher