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Exit

Exit

Titel: Exit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Absicht, herumzuschnüffeln, aber als ich den Namen ›Holloway‹ las, wurde ich neugierig, weil die Präparate für Diabetiker herstellen. Ich dachte an Cassies Zuckerwerte. Sind Sie oder Chip vielleicht zuckerkrank?«
    »Nein. Das waren Tante Harriets Spritzen. Wo haben Sie die nur gefunden?«
    »Unter dem Waschbecken.«
    »Seltsam, die habe ich seit mindestens vier Jahren nicht mehr gesehen. Ich habe damals ihr Haus ausgeräumt. Ich dachte, ich hätte ihre ganzen Medikamente weggeworfen.«
    »Dr. Benedict war ihr Arzt?«
    »Und ihr Chef.«
    Sie schaukelte Cassie sanft auf ihrem Schoß. Cassie schaute nach oben und begann, sie unter dem Kinn zu streicheln.
    Cindy lachte. »Du kitzelst mich … Und die ganze Zeit waren die unter dem Waschbecken, seltsam.« Sie lächelte traurig. »Als Hausfrau scheine ich auch nicht viel zu taugen. Es tut mir leid, daß Sie nach Papier suchen mußten. Normalerweise merke ich, wenn die Rolle zu Ende geht.«
    »Das macht nichts.«
    Mir fiel auf, daß kein Staub auf der Schachtel war. Ich holte einen der Zylinder heraus und rollte ihn zwischen den Fingern.
    »Bleichi!« sagte Cassie.
    »Nein, das ist kein Bleistift, Schatz.« Cindys Stimme war ruhig. »Es ist… etwas anderes.«
    Cassie streckte ihren Arm aus und machte große Augen, als ich ihr die Plastikhülse gab. Sie nahm sie in den Mund, zog eine Grimasse und versuchte damit auf ihr Papier zu malen.
    »Siehst du, ich hab es dir gesagt. Wenn du malen willst, versuch es besser hiermit.«
    Cassie ignorierte den Stift, den sie ihr hinhielt, und beschäftigte sich weiter mit dem Zylinder. Schließlich warf sie ihn auf den Boden und versuchte, von Cindys Schoß zu steigen.
    »Soll ich sie lassen?«
    »Bitte, sonst bringt sie mich womöglich mit der Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit in Verbindung.«
    Cindy ließ sie los. Cassie rutschte auf den Boden und krabbelte unter den Tisch.
    »Es tut mir wirklich leid wegen vorhin«, seufzte Cindy. »Ich hab wieder mal alles falsch gemacht. Ich weiß auch nicht, was über mich gekommen ist.«
    »Manchmal wird es eben zuviel.« Ich schob die Insuject-Packung von einer Hand in die andere, so daß sie sie sehen und ich nach Zeichen von Nervosität Ausschau halten konnte.
    »Vielleicht ist es sowieso wichtiger, daß wir beide miteinander reden. Wäre es zuviel verlangt, wenn ich Sie um noch einen Eistee bitten würde?«
    »Aber nein, ganz und gar nicht. Cassie, Dr. Delaware und ich gehen jetzt in die Küche.«
    Als wir an der Tür waren, kam Cassie unter dem Tisch hervorgekrochen, richtete sich wacklig auf und lief mit ausgestreckten Armen auf Cindy zu, die sie dann hochnahm und durch den Korridor trug. Ich folgte den beiden. Die weiße Schachtel nahm ich mit.
    Cindy öffnete mit einer Hand den Kühlschrank und griff nach dem Teekrug, während sie im anderen Arm Cassie hielt, doch bevor sie ihn nehmen konnte, rutschte Cassie tiefer, so daß sie beide Arme brauchte, um sie zu halten.
    »Kümmern Sie sich erst mal um die Kleine.« Ich legte meine Schachtel auf den Tisch und trat neben sie.
    »Lassen Sie mich wenigstens ein Glas für Sie holen.« Sie ging zu einem Regal auf der anderen Seite der Küche.
    Sobald sie mir den Rücken zugekehrt hatte, machte ich mich an eine hektische, visuelle Bestandsaufnahme des Kühlschranks. Das Medizinischste, was ich entdecken konnte, war ein Topf cholesterinfreier Margarine.
    Ich nahm den Teekrug und schloß den Kühlschrank. Cindy stellte ein Glas auf einen Untersetzer, das ich halb voll schenkte und austrank. Mein Hals war trocken. Der Tee schmeckte süßer als vorher, fast ekelhaft, aber das war vielleicht nur, weil ich immer an Zucker denken mußte.
    Cassie beobachtete mich mit der durchdringenden Neugier eines Kindes. Als ich sie anlächelte, runzelte sie die Stirn. Während ich das Glas absetzte, fragte ich mich, ob sie je wieder Vertrauen zu mir gewinnen würde.
    »Kann ich Ihnen noch etwas anderes anbieten?« fragte Cindy.
    »Nein, danke. Ich mache mich jetzt besser auf den Weg.
    Hier …« Ich schob ihr die Schachtel zu.
    »O nein, damit kann ich nichts anfangen. Nehmen Sie sie lieber mit. Vielleicht kann sie jemand im Krankenhaus gebrauchen. Die Dinger sind sehr teuer. Deshalb hat Dr. Ralph uns immer Proben gegeben.«
    Uns?
    »Das ist sehr nett von Ihnen.« Ich nahm den Karton an mich.
    »Wir können sie bestimmt nicht gebrauchen.« Sie schüttelte den Kopf. »Seltsam, daß Sie sie nun hier gefunden haben. Das bringt alte Erinnerungen zurück.«
    Auf

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