Exit
war, den Stephanie treffen wollte. Außerdem, warum sollte sie ihn »B« nennen? Sie mochte ihn nicht, er war ihr »unheimlich«. Sie hatte sogar mich dazu gebracht, ihn unheimlich zu finden. Und doch waren es seine Chefs, die sie befördern wollten.
Hatte sie die Rebellin gespielt und gleichzeitig mit dem Feind fraternisiert? Alles um der Karriere willen?
Jeder andere Arzt, mit dem ich im Krankenhaus gesprochen hatte, dachte daran, wegzugehen, doch sie ließ sich lieber befördern. Und Rita Kohlers Verhalten kündigte an, daß der Übergang nicht ohne Reibungen vonstatten gehen würde. Wurde Stephanie für gutes Benehmen belohnt, weil sie die Enkelin des Vorstandes behandelte, ohne Staub aufzuwirbeln?
Ich erinnerte mich, daß sie bei Ashmores Gedenkversammlung auch nicht dabei war und wie sie später auftauchte und sagte, sie sei aufgehalten worden. Vielleicht stimmte das ja, aber früher hätte sie sich die Zeit genommen, und nicht nur das, sie hätte auf der Bühne gestanden.
Dies waren meine Gedanken, als ich im Wagen saß, und es gelang mir nicht, es anders zu sehen. Schon gar nicht mehr, als ich Stephanie aus dem Laden kommen sah, auf ihrem Gesicht ein zufriedenes Lächeln.
Auch sie hatte kein Buch bei sich, und sie blickte sich genauso verschwörerisch um wie er kurz zuvor.
Dr. Eves hatte große Pläne. Doch seit wann sprangen Ratten auf ein sinkendes Schiff?
Ich war mit der Absicht hergekommen, ihr die Insulinhülsen zu zeigen. Ich war bereit gewesen, ihre Reaktion abzuwarten, sie für unschuldig zu erklären und sie auf die morgige Konfrontation mit Cindy Jones vorzubereiten. Doch nun wußte ich nicht mehr, wo sie stand. Milos erster Verdacht gegen sie begann sich zu erhärten.
Etwas stimmte nicht. Etwas stimmte ganz und gar nicht.
Ich sank wieder in meinen Sitz und beobachtete, wie sie wegging. In dieselbe Richtung wie er. Als sie an der Ecke war, schaute sie rechts die Straße hinunter, dorthin, wo er verschwunden war. Sie blieb für eine Weile stehen. Sie lächelte immer noch. Schließlich überquerte sie die Straße und ging weiter.
Ich wartete, bis sie außer Sicht war, bevor ich nach Hause fuhr.
Was hatte Stephanie nur im Sinn, daß sie sich mit Hünengart traf?
War es nur übler Karrierismus, oder hatte auch sie jemand in der Zange? Vielleicht wegen der alten Alkoholgeschichte? Oder war ihre Trinkerei gar keine alte Geschichte? Erpreßten sie sie, weil sie immer noch an der Flasche hing?
Wenn ich mich nicht täuschte und Chuck Jones wollte wirklich das Krankenhaus schließen, dann machte es wunderbar Sinn, eine kompromittierte Abteilungsleiterin zu beschäftigen.
Die Ratte, die aufs sinkende Schiff springt… Ich mußte an jemanden denken, der es verlassen hatte. Was hatte Melendez-Lynch am Ende dazu getrieben, wegzugehen?
Ich wußte nicht, ob er mit mir sprechen würde. Unsere letzte Begegnung hatte im Schatten seiner Demütigung gestanden. Einer seiner Fälle war böse danebengegangen. Ungewollt hatte ich davon erfahren.
Aber was hatte ich schon zu verlieren?
Die Auskunft in Miami hatte eine Nummer unter seinem Namen im Marienhospital. In Florida war es jetzt halb neun. Seine Sekretärin würde nicht mehr dasein, aber wenn Raoul sich keiner Persönlichkeitstransplantation unterzogen hatte, säße er noch bei der Arbeit.
Ich wählte. Eine immer noch vertraute Stimme antwortete:
»Dr. Melendez-Lynch.«
»Raoul? Hier spricht Alex Delaware.«
»Alex! Wie geht es dir?«
»Gut, Raoul, und dir?«
»Viel zu fett und viel zu beschäftigt, aber sonst ausgezeichnet. Was für eine Überraschung! Bist du in Miami?«
»Nein, immer noch in Los Angeles.«
»Aha. Sag, was hast du in den letzten Jahren getrieben?«
»Dasselbe wie früher.«
»Du praktizierst wieder?«
»Ja, ich nehme Beratungsaufträge an, kurzfristige Geschichten.«
»Kurzfristig… ein ruhiges Leben also.«
»Das gerade nicht. Und wie sieht es bei dir aus?«
»Auch noch dasselbe. Wir machen ganz aufregende Sachen hier - Studien über die Durchlässigkeit von Zellwänden im Zusammenhang mit Krebsentstehung. Wir haben eine Reihe von Pilotprojekten mit Testmedikamenten und bekommen sogar Geld dafür. Womit verdiene ich denn die Ehre, daß du mich anrufst?«
»Ich wollte dich etwas fragen, aber es ist persönlich, nicht wissenschaftlich. Wenn du also nicht antworten willst, dann sag es nur.«
»Persönlich?«
»Es geht um dein Weggehen vom Western Ped.«
»Was möchtest du wissen?«
»Warum bist du gegangen?«
»Und
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