Exit
Loyalität zu belohnen. Als die medizinische Fakultät vor siebzig Jahren die Kasse gründete, bestand sie darauf, daß Kollegen, die vor Ablauf von fünf Dienstjahren weggingen, keinen Pfennig bekommen. Dasselbe gilt für alle, die irgendwann die Fakultät verlassen und weiter für ein vergleichbares Gehalt praktizieren. Weil Ärzte sehr leicht den Arbeitsplatz wechseln können, machen diese beiden Gruppen neunundachtzig Prozent aller Fälle aus. Von den übrigen elf Prozent dienen nur ganz wenige Ärzte die fünfundzwanzig Jahre ab, die nötig sind, sich für den vollen Pensionssatz zu qualifizieren. Aber die Beiträge, die für jeden Arzt eingezahlt wurden, bleiben in der Kasse und tragen Zinsen.«
»Wer außer der Fakultät zahlt noch ein?«
»Sie waren doch da beschäftigt. Haben Sie Ihre Pensionspapiere nie gelesen?«
»Psychologen waren nie Mitglieder dieser Pensionskasse.«
»Richtig, man besteht auf dem Dr. med…. Seien Sie froh, daß Sie kein ›richtiger‹ Doktor sind.«
»Wer zahlt also noch ein?«
»Das Krankenhaus schießt den Rest dazu.«
»Die Ärzte selbst zahlen demnach gar nichts?«
»Keinen Pfennig. Deshalb haben sie die strikten Regeln akzeptiert. Aber das war sehr kurzsichtig. Für die meisten ist die Pension wertlos.«
»Gezinkte Karten, und Jones kann eine achtstellige Finanzreserve für seine Zwecke benutzen. Deshalb macht er der Belegschaft das Leben sauer. Er will das Krankenhaus gar nicht vernichten. Er will, daß es vor sich hin vegetiert und daß kein Arzt es lange dort aushält. Er forciert den Personalumschlag, sorgt dafür, daß die Ärzte kündigen, bevor sie ihre fünf Jahre hinter sich haben oder solange sie noch jung genug sind, um vergleichbare Stellen zu finden. Der Fonds wächst und wächst und zahlt Dividenden aus, die er selbst einstreicht, weil keine Pensionen anfallen.«
»Ähnliches passiert überall im Land. Es gibt über neunhunderttausend Pensionskassen in den Vereinigten Staaten. Zwei Billionen Dollar in Treuhand für achtzig Millionen Beschäftigte. Als der letzte Boom diesen Fonds Milliardengewinne einbrachte, bedrängten die Unternehmen den Kongreß, bis der die Regeln lockerte, wie diese Gewinne genutzt werden dürfen. Das Geld ist jetzt nicht mehr Eigentum der Belegschaft, sondern gehört der Firma. Im letzten Jahr allein bekamen auf diese Weise die sechzig größten Unternehmen der USA sechzig Milliarden Dollar in die Hand. Einige Unternehmen haben sich rückversichert, so daß sie auch an den Kapitalstock ihrer Pensionsfonds herankommen. Das Ganze ist Teil der Deregulierung, die den Zirkus der Firmenübernahmen in Gang gebracht hat. Der Zustand der Pensionskasse ist das erste, was die Freibeuter überprüfen, wenn sie sich ihre Opfer aussuchen. Sie lösen die Firma auf und benutzen den Kapitalüberschuß, um die nächste Firma auszuheben und zu schließen, und so weiter und so fort. Die Angestellten stehen natürlich auf der Straße - Pech, aber so geht es nun mal. Die Unternehmen werden reicher und reicher, ohne irgendwelche Produkte oder Dienstleistungen zu erzeugen. Und wenn ein Unternehmer erst einmal meint, ihm gehört die Pensionskasse, dann wird auch die Versuchung größer, die Regeln zu lockern. Illegale Manipulationen mit Pensionen breiten sich aus wie eine Seuche - Unterschlagung, Privatkredite aus Pensionsfonds, die Vergabe der Kassenverwaltung an Kumpane, die Wuchergebühren kassieren, mit saftigen Handgeldern als Gegenleistung: Da geht es dann in Wirtschaftskriminalität über. - Andere Unternehmen ändern die Regeln mitten im Spiel, indem sie den Pensionsmodus ändern. Anstatt monatlicher Rente erhält der Ehemalige eine einmalige Zahlung, die sich nach seiner Lebenserwartung berechnet. Das ist im Moment noch legal, obwohl es dem eigentlichen Zweck von Pensionen zuwiderläuft - der Altersversicherung für Lohnempfänger. Der durchschnittliche Fabrikarbeiter hat keine Ahnung, wie er seine Abschlagszahlung investieren soll, deshalb versickert das meiste davon als Nebenkosten. Am Ende sitzt der Arbeiter auf dem trockenen.«
»Sie reden von Boom und Milliardengewinnen, aber was passiert, wenn die Konjunktur träge ist, so wie jetzt?«
»Wenn eine Firma den Bach runtergeht und der Pensionsfonds geplündert ist, muß die Belegschaft sich an private Versicherer halten und dort versuchen, ihr Geld zurückzubekommen. Es gibt auch einen staatlichen Fonds, der ist aber, genau wie staatliche Bankendeckung und Ähnliches, um Größenordnungen zu
Weitere Kostenlose Bücher