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Exit

Exit

Titel: Exit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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noch mal wiederkommt?«
    »Wüßt ich nicht zu sagen.«
    »Spreche ich vielleicht mit Charlie?«
    Eine Pause und Räuspern. »Ja, allerdings, Charles Flannery. Kennen wir uns etwa?«
    »Nein, aber Milo hat mir erzählt, wieviel Sie ihm beigebracht haben.«
    Lange Pause und noch mehr Räuspern. Dann: »Wie nett von ihm. Wenn Sie sich für die Termine Ihres Freundes interessieren, dann schlage ich vor, Sie rufen im Büro des stellvertretenden Chefs an.«
    »Wissen die dort mehr?«
    »Bestimmt, Mr. Delaware, er ist nämlich gerade dort. Seit einer halben Stunde schon. Und fragen Sie mich bitte nicht, warum, denn das weiß ich auch nicht. Mir erzählt hier ja keiner was.«
    Das Büro des Stellvertretenden. Das hieß, Milo hatte mal wieder Ärger. Ich hoffte, es war nicht wegen mir.

29
    Milo meldete sich den ganzen Nachmittag nicht mehr, obwohl ich noch zweimal versucht hatte, ihn zu erreichen. Ich zweifelte allmählich, daß er unseren Acht-Uhr-Termin schaffen würde. Als er um zwanzig nach noch nicht da war, befürchtete ich Schlimmes, doch um acht Uhr siebenunddreißig klingelte es an meiner Tür. Es war Milo. Er hatte jemanden bei sich.
    Presley Hünengart.
    Milo bemerkte meine Verblüffung und zwinkerte mir beruhigend zu. Er klopfte mir auf die Schulter und kam herein. Hünengart zögerte einen Moment, bevor er folgte. Er hatte keine Kanone in der Hand, nicht einmal ein ausgebeultes Jakkett. Kein Zeichen von Zwang.
    Die beiden hätten ein Polizeiteam sein können.
    »Mach dir keine Sorgen«, flüsterte Milo, bevor er in die Küche verschwand.
    Hünengart blieb an der offenen Tür stehen. Seine Augen tasteten blitzschnell den Raum ab.
    Im Wohnzimmer wartete er, bis ich mich auf mein Ledersofa gesetzt hatte, dann knöpfte er seine Jacke auf und ließ sich auf einem Sessel nieder.
    Ich hörte Milo in der Küche fuhrwerken.
    »Ein schönes Haus«, sagte Hünengart. »Hat es auch eine Aussicht?«
    Es war das erstemal, daß ich seine Stimme hörte. Sein Tonfall klang nach Mittlerem Westen, die Stimme war nicht sehr kräftig, eher dünn. Am Telefon würde man sich ihn als einen viel kleineren Mann vorstellen.
    Ich antwortete nicht. Er legte die Hände auf die Knie und schaute sich im Zimmer um. Dann blickte er in Richtung Küche, aus der immer noch Geräusche drangen, und sagte: »Was mich betrifft, ist das Privatleben von Leuten deren Sache, solange sie mir nicht in die Quere kommen. Oft kann ich ihnen sogar helfen.«
    »Toll. Würden Sie mir jetzt bitte sagen, wer Sie sind?«
    »Sie haben versucht, mir zu folgen, aber in Wirklichkeit haben Sie keine Ahnung, was vorgeht«, fuhr er unbeirrt fort.
    »Komisch, ich dachte, ich wäre der Verfolgte.«
    Er schüttelte ernst den Kopf, als ob er ein Lehrer wäre und ich der Schüler, der eine falsche Antwort gab.
    »Dann belehren Sie mich mal.«
    »Sie müssen sich zu vollkommener Verschwiegenheit verpflichten.«
    »Worüber?«
    »Über alles, was ich Ihnen erzähle.«
    »Hat es mit Cassie Jones zu tun?«
    Er trommelte mit den Fingern auf die Knie. »Nicht direkt.«
    »Wenn es Cassie schadet, kann ich mich zu nichts verpflichten.«
    »Sie sind auf dem Holzweg«, sagte er und schüttelte wieder den Kopf. »Wenn Sie sich wirklich um sie sorgten, dann würden Sie mich nicht behindern.«
    »Wie ist das zu verstehen?«
    »Weil ich auch ihr helfen kann.«
    »Wenn Sie die Mißhandlungen stoppen können, warum haben Sie es nicht längst getan?«
    Er hörte mit dem Trommeln auf und legte die Spitzen seiner Zeigefinger gegeneinander. »Ich sage nicht, daß ich allwissend bin. Aber ich kann nützlich sein. Sie haben doch bisher keine großen Fortschritte erzielt, oder?«
    Bevor ich antworten konnte, stand er auf und ging in die Küche. Er kam mit Milo zurück, der drei Tassen Kaffee brachte. Ich nahm ihm eine ab; Milo stellte die anderen beiden auf den Kaffeetisch und setzte sich ans andere Ende des Sofas. Unsere Blicke trafen sich. Er nickte mir zu, als wollte er sich entschuldigen.
    »Was nun?« fragte ich.
    »Mr. Hünengart«, sagte Milo, »mag nicht besonders diplomatisch sein, aber vielleicht kann er tun, was er verspricht.« Hünengart blitzte ihn an. Milo trank einen Schluck Kaffee.
    »Sie sind doch aus freiem Willen hier, oder?« fragte ich Hünengart.
    »Alles ist relativ«, sagte Milo und zu Hünengart: »Nun hören Sie auf, den Nachwuchsagenten zu spielen, und geben Sie dem Mann ein paar Daten.«
    Hünengart starrte ihn noch ein bißchen an, dann drehte er sich zu mir, schaute auf

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