Exit
Wahrscheinlich bin ich nicht sein Freund.«
»Schau: Ich weiß, ich habe dir ein bißchen was vorgemacht, aber das ist meine Sache. Was ich in meinem Privatleben mache, geht dich nichts an, okay?«
»Ein bißchen was vorgemacht? Das Hausgespenst ist immerhin dein ständiger Begleiter. Gibt es sonst noch etwas, das du mir nicht erzählt hast?«
»Nein. Nichts, was mit dem Fall zu tun hat.«
»Wirklich? Er sagt, er kann Cassie helfen. Warum hast du ihn dann nicht früher ins Spiel gebracht?«
Sie legte die Hände ums Lenkrad. »Es ist sehr kompliziert.«
»Das glaube ich dir aufs Wort.«
»Ach, komm!« Sie schrie fast. »Ich habe dir erzählt, er sei unheimlich, weil das das Image ist, das er sich zugelegt hat, okay? Es ist wichtig für seine Arbeit, daß er als Bösewicht erscheint. Was er tut, ist wichtig, Alex. So wichtig wie unsere Arbeit. Er ist seit langer Zeit an der Sache.«
»Ich weiß, viereinhalb Jahre, ich kenne die ganze Historie.
Ist deine Beförderung zur Abteilungsleiterin Teil des großen Plans?«
Sie sah mir ins Gesicht. »Ich muß das nicht beantworten, Alex. Ich verdiene diese Beförderung. Rita ist total von gestern. Sie weiß absolut nicht mehr, wo es langgeht. Was kann sie schon anfangen mit unserer Art von Patienten? - Sicher, für ihn wäre es auch nicht schlecht, wenn ich die Abteilung übernähme. Je mehr Freunde er im Krankenhaus hat, desto größer ist die Chance, Informationen zu bekommen, mit denen er die Jones' festnageln kann. Was ist also falsch daran? Wenn er sie nicht kriegt, dann wird es bald kein Krankenhaus mehr geben.«
»Freunde? Bist du sicher, er kennt das Wort? Laurence Ashmore hat auch für ihn gearbeitet, und von dem redet er nicht gerade freundschaftlich.«
»Ashmore war ein Idiot - ein unmöglicher kleiner Zyniker.«
»Ich dachte, du kanntest ihn kaum.«
»Das stimmt auch. Aber ich habe dir erzählt, wie er mich behandelt hat - wie blasiert er sich benahm, als ich seine Hilfe brauchte.«
»Wessen Idee war es, Chads Akte von ihm überprüfen zu lassen? Deine oder Bills, der versuchte, mehr Dreck gegen die Jones' aufzuschaufeln?«
»Was macht das für einen Unterschied?«
»Es wäre nett zu wissen, ob wir hier über Politik oder über eine Patientin reden.«
»Was macht es für einen Unterschied, Alex? Verdammt noch mal! Wichtig ist doch das Ergebnis. Ja, er ist mein Freund. Ja, er hat mir eine Menge geholfen, das heißt, wenn ich ihm jetzt helfe, dann ist das in Ordnung! Was hast du dagegen? Wir ziehen doch alle am selben Strang!«
»Warum helft ihr dann nicht erst mal Cassie?« Ich schrie jetzt auch. »Ich bin sicher, ihr habt über sie geredet. Warum muß sie eine Sekunde länger leiden, wenn Superman der Qual ein Ende bereiten kann?«
Sie sank zusammen. Ihr Rücken lehnte an der Fahrertür.
»Was erwartest du von mir? Vollkommenheit? Tut mir leid, damit kann ich nicht dienen. Ich habe es versucht. Es ist der direkte Weg ins Elend. Also hör auf, ja? Hör auf!«
Sie begann zu weinen.
»Vergiß es«, sagte ich. »Konzentrieren wir uns lieber auf Cassie.«
»Das tue ich die ganze Zeit«, sagte sie mit brüchiger Stimme.
»Glaub mir, Alex, ich konzentriere mich auf sie - das habe ich immer getan. Wir konnten nichts tun, weil wir nichts wußten. Wir mußten sicher sein. Deshalb habe ich dich gerufen. Bill wollte es nicht, aber ich habe darauf bestanden. Ich mußte mich durchsetzen - wirklich.«
Ich sagte nichts.
»Ich brauchte deine Hilfe, um sicher zu sein, daß Cindy wirklich die Verantwortliche ist. Erst dann kann Bill uns helfen. Erst dann könnten wir es ihr auf den Kopf zusagen.«
»Ist es nicht eher so, daß du auf Bills Signal wartest, bis er soweit ist, die ganze Familie auszuheben?«
»Nein! Er… wir wollten es nur auf eine Weise machen, die… effizient ist! Sich einfach hinzustellen und sie anzuschuldigen, wäre…«
»… strategisch unklug?«
»Nicht effizient! Oder nicht ethisch. Es wäre nicht richtig gewesen. Was, wenn sie unschuldig wäre?«
»Du meinst, wenn Cassie etwas Organisches fehlte oder etwas mit ihrem Stoffwechsel nicht stimmte?«
»Warum nicht? Ich bin Ärztin, verdammt, nicht Gott. Wie sollte ich wissen, was mit ihr los ist? Wenn Chuck ein Dreckskerl ist, heißt das noch nicht, daß Cindy kleine Kinder umbringt! Ich war mir nicht sicher! Der Sache auf den Grund zu kommen, ist dein Job - deshalb habe ich dich gerufen.«
»Danke für die Überweisung.«
»Alex«, sagte sie flehend, »warum machst du es so schwer
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