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Exit

Exit

Titel: Exit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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zugemacht. Sein Vater wurde arbeitslos, und es stellte sich heraus, daß die Betriebsrentenkasse geplündert worden war, bis auf den letzten Pfennig. Sein Vater fand nie mehr Arbeit und trank sich zu Tode. Er verblutete in seinem Bett. Bill ging noch zur Schule. Er kam vom Fußballtraining nach Hause und fand ihn. Siehst du, warum er mich verstehen kann und warum seine Arbeit für ihn so wichtig ist?«
    »Sicher«, sagte ich und fragte mich dabei, wieviel von der Geschichte wohl stimmte. Ich mußte an die Identikit-Zeichnung denken, an den Mann, der in jener Nacht mit Denise Herbert gesehen worden war.
    »Seiner Mutter hat er auch aus dem Schlamassel geholfen«, fuhr Stephanie fort. »Er hat ein Talent dafür, Probleme zu lösen. Deshalb wurde er Polizist, deshalb nahm er sich die Zeit, noch einmal die Schulbank zu drücken und Wirtschaft zu studieren. Er hat promoviert, Alex, er ist ein Doktor, auch wenn du es ihm nicht ansehen magst.«
    »Wer ist Presley Hünengart?« Sie zögerte.
    »Noch ein Staatsgeheimnis?« fragte ich.
    »Es ist… okay, ich erzähl es dir, weil ich will, daß du mir vertraust. Es steckt auch gar nicht viel dahinter. Presley war ein Freund von Bill aus Kindertagen, der mit acht an einem Hirntumor starb. Bill nahm seine Identität an, weil es außer einer Geburtsurkunde nichts über ihn gibt, und das Alter stimmt genau.«
    Sie war aufgeregt, atemlos. Bill und seine Welt bedeuteten ihr offenbar mehr als nur Beistand.
    »Ach, Alex, warum vergessen wir das jetzt nicht alles und versuchen einfach zusammenzuarbeiten? Ich weiß Bescheid über die Insulinspritzen - dein Freund hat Bill davon erzählt. Er vertraut ihm. Warum raufen wir uns nicht zusammen und überlegen, wie wir die Sache zum Abschluß bringen können? Bill wird uns helfen.«
    »Und wie?«
    »Das weiß ich nicht, aber er wird uns helfen, du wirst sehen.«
    Sie hakte den Piepser an ihrem Gürtel ein, und wir gingen zusammen ins Haus zurück. Milo saß noch auf der Couch. Hünengart/Zimberg/ Bill stand in einer Ecke und blätterte in einer Zeitschrift.
    »Hallo, Jungs«, sagte Stephanie. Ihre Stimme war eine Spur zu heiter.
    Hünengart klappte die Zeitschrift zu, faßte sie am Arm und führte sie zu einem Stuhl. Dann setzte er sich neben sie und machte eine Bewegung, als wollte er sie berühren, doch statt dessen knöpfte er sein Jackett auf. Sie wandte die ganze Zeit keinen Blick von ihm.
    »Wo sind Denise Herberts Disketten?« nahm ich das Gespräch wieder auf. »Und erzählen Sie mir nicht, das sei nicht wichtig; das ist es nämlich. Ganz gleich, ob sie wußte, woran Ashmore für Sie arbeitete, ich bin ziemlich sicher, sie hatte einen Verdacht bezüglich der Jones-Kinder. Apropos, haben Sie Chads Akte gefunden?«
    »Nein, noch nicht.«
    »Und die Disketten?«
    »Die habe ich zur Analyse geschickt.«
    »Wissen die Leute, die die Analyse machen, überhaupt, um was es geht? Kennen sie die Bedeutung der Zufallstabelle?«
    Er nickte. »Der Schlüssel sollte kein größeres Problem darstellen.«
    »Wie können Sie das sagen, wo Sie es immer noch nicht geschafft haben, durch Ashmores Daten zu steigen?«
    Er schaute Stephanie an und lächelte milde. »Der Kerl gefällt mir.«
    Sie lächelte nervös zurück.
    »Ich glaube, die Frage ist berechtigt«, sagte Milo.
    »Ashmore ist ein besonderer Fall«, erklärte Hünengart.
    »Er war ein ausgesprochener Zahlenfreak und wahnsinnig intelligent.«
    »Und Denise Herbert war das nicht?«
    »Nicht nach dem, was ich von ihr gehört habe.«
    »Und das wäre?«
    »Nicht mehr als Sie auch schon wissen: etwas Talent in Mathematik, aber im Grunde war sie eine Kleptomanin und Stromerin, und sie nahm Drogen - hoffnungslos.«
    Stephanie zuckte bei jedem Prädikat zusammen. Er bemerkte es und preßte kurz ihre Hand.
    »Falls etwas aus den Disketten hervorgeht, das für Sie interessant sein könnte, werden Sie davon erfahren, das verspreche ich.«
    »Hast du ihm von unserem Freund im Club erzählt?« fragte ich Milo.
    Er nickte.
    »Die ganze Geschichte?«
    »Sie brauchen nicht um den Brei herumzureden«, sagte Hünengart, »ich hab das Meisterwerk gesehen, das euer verkokster Barmann produziert hat, und meine Antwort ist: Nein, das bin ich nicht. Ich schlitze keine Frauen auf.«
    »Wovon redet ihr?« fragte Stephanie.
    »Ach, Blödsinn«, erklärte er ihr. »Sie haben eine Beschreibung eines Mordverdächtigen - jemand, der vielleicht dieses Mädchen umgebracht hat -, und sie meinten eine gewisse Ähnlichkeit mit

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