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Exit

Exit

Titel: Exit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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ich erst nachgehen will.«
    Sie lächelte. »Das heißt, du bist auf dem Weg zum Kartenkatalog. Oder bist du inzwischen computerfreundlich geworden?«
    »Gegen Computer hab ich nichts, solange sie Englisch verstehen.«
    »Hast du Zugang zu SAP?«
    »Nein, was ist das?«
    »Search And Print. Ein neues System, mit dem man sich ganze Artikel rausfischen, auf den Bildschirm holen und ausdrucken kann. Mein Doktorvater hat mir einen Lehrauftrag auf Zeit und mein eigenes SAP-Konto verschafft. Wenn du willst, kannst du das benutzen. Ich habe noch jede Menge Rechenzeit auf meinem Konto, und mein Doktorvater möchte, daß ich alles verbrauche, damit er im nächsten Jahr ein größeres Konto beantragen kann. Laß mich nur das hier abschließen, dann kann ich einen Suchlauf für dich starten, und wir werden alles finden, was über Münchhausens, die ihre Kinder benutzen, je geschrieben wurde.«
    Das SAP-System hatte ein Extrazimmer mit mehreren Reihen von Computerstationen in durch Pappwände abgetrennten Arbeitskabinen. Wir fanden ein freies Terminal, und Jennifer startete die Suche nach Literaturvorgaben mit dem Stichwort »Stellvertreter-Münchhausen«. Nach kurzer Zeit füllte sich der Bildschirm. Die Liste enthielt alle Quellen, die ich von Stephanie bekommen hatte, und einige mehr.
    »Der früheste Artikel ist von 1977«, sagte Jennifer, »von R. Meadow, ›Stellvertreter-Münchhausen: Das Hinterland der Kindesmißhandlung‹.«
    »Das ist der klassische Artikel. Meadow ist der britische Kinderarzt, der das Syndrom erkannte und ihm den Namen gab.«
    ›»Das Hinterland‹ … das klingt unheimlich. Hier ist auch eine Liste verwandter Themen: Münchhausen-Syndrom, Kindesmißhandlung, Inzest, Persönlichkeitsspaltung.«
    »Laß uns mit dem letzten Stichwort beginnen.«
    Die folgende Stunde verbrachten wir damit, Hunderte von Titeln durchzusehen. Am Ende fanden wir ungefähr ein Dutzend Artikel, die mir wichtig erschienen. Jennifer speicherte alles ab und tippte einen Befehl ein.
    »So, jetzt sind wir mit dem Drucker verbunden«, sagte sie, als sie fertig war.
    Der Drucker stand hinter einer blauen Trennwand im Nachbarzimmer. Jennifer aktivierte ihn, indem sie eine Karte einschob, einen Nummerncode eintippte und die Kennbuch-Stäben des ersten und des letzten Artikels der Liste, die wir zusammengestellt hatten. Sekunden später begann sich der Korb an der Seite der Maschine mit Papier zu füllen.
    »Die einzelnen Artikel werden automatisch zusammengeheftet. Toll, nicht wahr?« sagte sie stolz.
    »Melvyl und Orion - sind das einfachere Programme?«
    »Schnee von gestern«, antwortete sie, »kaum besser als Karteikarten.«
    »Angenommen, ein Krankenhaus wollte seine Bibliothek auf einen computerisierten Katalog umstellen und hätte ein begrenztes Budget zur Verfügung: Könnte es sich etwas Besseres leisten?«
    »Aber sicher. Viel besser. Jeder praktische Arzt könnte sich etwas Besseres leisten. Es gibt jede Menge neuere Programme.«
    »Hast du mal von einer Firma namens BIO-DAT gehört?«
    »Nein, nicht, daß ich wüßte, aber das heißt nicht viel. Ich bin kein Computermensch. Für mich ist der Rechner nur ein Werkzeug. Warum fragst du?«
    »Das ist die Firma, die die Bücherei im Western Pediatric umstellt. Sie überträgt das alte Kartensystem auf Melvyl und Orion. Das Ganze sollte drei Wochen dauern, doch nun sind sie schon seit drei Monaten dabei.«
    »Ist es eine große Bibliothek?«
    »Nein, ganz und gar nicht.«
    »Mit einem Scanner ist das in zwei Tagen erledigt, wenn es nur darum geht, den Katalog auf den Computer bringen.«
    »Und wenn sie keinen Scanner haben?«
    »Dann sind sie von gestern. Das würde bedeuten, sie tippen jeden einzelnen Titel von Hand ein. Aber wer würde schon eine Firma beauftragen, die so weit hinter dem Mond ist?«
    Inzwischen füllte ein dicker Stapel Papier den Auffangkorb. Der Drucker verstummte.
    »Das war's auch schon«, sagte sie freundlich. »Siehst du, wie einfach es ist?«
    Ich dankte ihr und wünschte ihr alles Gute. Dann fuhr ich nach Hause, das dicke Bündel von Dokumenten neben mir auf dem Beifahrersitz. Zu Hause ging ich als erstes die Post durch und fütterte die Fische in dem kleinen Teich in meinem Garten. Ich verschlang das halbe Roastbeef-Sandwich, das vom gestrigen Abendessen übriggeblieben war, und spülte es mit einem Bier hinunter. Dann setzte ich mich an meine Hausaufgaben.
    Nach drei Stunden Lektüre fühlte ich mich elend. Sogar die trockene Medizinersprache konnte

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