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Exit

Exit

Titel: Exit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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und ebenso schnell vergessen. Aber jetzt sag schon, was gibt's?«
    »Ich wollte dich um Rat fragen - ein Fall, an dem ich arbeite …«
    »Das reicht.«
    »Aber -«
    »Das reicht, Alex, mehr will ich nicht hören. Autotelefon und Vertraulichkeit - das paßt nicht zusammen. Jeder kann uns zuhören. Wart auf mich.«
    Er legte auf. Zwanzig Minuten später klingelte es an mei ner Tür.
    »Ich war nicht weit weg«, erklärte er, während er in meine Küche stapfte. In der linken Hand hatte er ein Polizeinotizbuch und ein schwarzes Funktelefon, nicht größer als ein Stück Seife. Seiner Kleidung nach - er trug eine blaue Klubjacke und eine graue Hose - war er mit verdeckten Ermittlungen beschäftigt. Er hatte vielleicht fünf Pfund abgenommen, seit ich ihn das letztemal gesehen hatte, doch das ließ ihm immer noch zweihundertfünfzig übrig, unregelmäßig verteilt über hundertneunundachtzig Zentimeter: Seine dünnen, langen Beine hatten einen vorquellenden Bauch zu tragen, und sein Hals verschwand unter herunterhängenden Wangenlappen.
    Er hatte sich vor kurzem die Haare schneiden lassen - hinten und an den Seiten kurz, oben voll, mit einem Büschel über der Stirn, das einige weiße Strähnen enthielt. Er trug Koteletten bis an die Ohrläppchen, gut zwei Zentimeter länger, als die Polizei erlaubte - doch das war das geringste Problem, das die Polizei mit ihm hatte.
    Sein breites, pockennarbiges Gesicht war so grau, wie man es nach einer Nachtschicht erwarten würde, doch das Weiß in seinen leuchtendgrünen Augen war klarer als gewöhnlich.
    »Du siehst vielleicht genervt aus«, sagte er.
    Er öffnete den Kühlschrank und griff an den Bierflaschen vorbei nach einer ungeöffneten Flasche Grapefruitsaft.
    Ich gab ihm ein Glas. Er füllte es, trank aus und füllte nach.
    »Vitamin C, freier Unternehmer, schicker Geschäftsname - ich komme nicht mehr mit, Milo.«
    Er setzte sein Glas ab und lenkte sich die Lippen. »Der Name war eigentlich Ricks Idee, und was das freie Unternehmertum betrifft, das war bestimmt kein einfacher Übergang. Aber ich bin froh, daß ich es gewagt habe, vor allem wegen der Kohle. Ja, auf meine alten Tage fange ich an, über finanzielle Sicherheit nachzudenken.«
    »Was nimmst du denn für gewöhnlich?«
    »Fünfzig bis achtzig die Stunde, je nachdem. Nicht so gut wie ein Psychiater, aber ich kann mich nicht beklagen. Die Polizei hat sich in den Kopf gesetzt, das ganze Geld zu verschwenden, das sie in meine Ausbildung gesteckt hat, und mich vor einem Bildschirm versauern zu lassen. Also spiele ich nachts Detektiv.«
    »Schon interessante Fälle gehabt?«
    »Nein, meistens Beschattungssachen für Leute, die unter Verfolgungswahn leiden. Aber wenigstens darf ich mich auf der Straße herumtreiben.«
    Er goß sich noch ein Glas Saft ein und trank. »Ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalte - den Tagesjob, meine ich.«
    Er rieb sich das Gesicht. Plötzlich sah er erschöpft aus.
    Ich dachte daran, was er im letzten Jahr durchgemacht hatte.
    Er hatte einem Vorgesetzten, der ihn in Lebensgefahr gebracht hatte, den Kiefer gebrochen, und das vor laufenden Fernsehkameras. Die Polizeiführung unternahm nicht viel. Es wäre unangenehm gewesen, wenn alles ans Licht gekommen wäre. Es gab kein Verfahren, nur sechs Monate unbezahlten Urlaub. Danach steckten sie ihn - »vorübergehend« - in die Datenverarbeitung im Parker Center, wo ihm ein tuntiger Zivilist namens Charlie beibrachte, mit Computern zu spielen. Das war die nicht ganz feine Art der Polizeiführung, ihn daran zu erinnern, daß ein Kinnhaken schön und gut war - was er dagegen im Bett anstellte, war weder vergeben noch vergessen.
    »Erwägst du immer noch, vor Gericht zu gehen?« fragte ich.
    »Ich weiß nicht. Rick meint, ich soll bis zum Letzten kämpfen. Er sagt, die Art, wie sie mich behandeln, zeige, daß sie mich niemals in Ruhe lassen werden. Aber ich weiß, wenn ich vor Gericht gehe, dann ist die Polizei für mich gestorben. Sogar wenn ich gewinne.«
    Er zog seine Jacke aus und legte sie auf die Durchreiche.
    »Genug gejammert. Was kann ich für dich tun?«
    Ich erzählte ihm von Cassie und gab ihm eine Kurzvorlesung über das Münchhausen-Syndrom. Er nippte an seinem Saft und machte sich Notizen. Er sah fast aus, als wäre er mit den Gedanken woanders.
    »Kennst du das alles schon?« fragte ich.
    »Nein, warum?«
    »Die meisten Leute reagieren etwas aufgeregter, wenn sie das hören.«
    »Keine Sorge, ich hör schon zu.«
    Ich

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