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Exit

Exit

Titel: Exit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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für mich genommen hatte.
    »Schade, daß wir nie zusammengearbeitet haben«, sagte er.
    »Viel Glück in Colorado.«
    »Danke. Laufen Sie Ski?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht.« Er schaute über die Schulter in den Warteraum und schüttelte den Kopf. »Was für ein Trauerspiel…«

15
    Um sieben rief Ruth an und sagte, sie sei auf dem Weg zu mir. Eine halbe Stunde später stand sie vor meiner Tür. Sie hatte ihr Haar straff nach hinten gekämmt und zu einem Zopf zusammengebunden, so daß die zarten, klaren Linien ihres Halses betont wurden. Sie trug schwarze, tropfenförmige Ohrringe und einen eng anliegenden rosa Denimanzug.
    Sie hatte mehrere Tüten von einem chinesischen Schnellimbiß mitgebracht. Als wir noch zusammenlebten, hätte das ein Essen im Bett bedeutet, und ich hätte sie sofort ins Schlafzimmer geführt, doch zwei Jahre Trennung und eine Versöhnung, die mir immer noch Schwierigkeiten bereitete, hatten diese Sicherheit zerstört. Ich nahm ihr die Tüten ab und stellte sie auf den Eßtisch. Ich küßte sie zurückhaltend, doch sie verstärkte den Kuß, indem sie meinen Hinterkopf festhielt und meine Lippen fest auf die ihren drückte. Sie ließ mich erst los, als sie Atem holen mußte.
    »Ich hoffe, es ist dir recht, daß wir nicht ausgehen«, sagte sie. »Ich dachte, wir wärmen auf, was ich mitgebracht habe, und machen ein Picknick hier bei dir zu Hause.«
    Ich schaute ihr nach, als sie das Essen in die Küche brachte. Die ganzen Jahre über hatte ich mich nie satt sehen können an ihren Bewegungen. Ihr Zopf schwang im Rhythmus ihrer Schritte hin und her. Er war kürzer als Cindys und kastanienstatt dunkelbraun. Wieso mußte ich jetzt an das Krankenhaus denken?
    »Stimmt etwas nicht, Alex?«
    »Nein«, log ich, »ich habe nur deinen Gang bewundert.«
    Sie fuhr sich verlegen durchs Haar. Am liebsten hätte ich sie sofort wieder geküßt.
    »Du siehst großartig aus.«
    Sie antwortete mit einem betörenden Lächeln und streckte mir die Arme entgegen.
    Viel, viel später gingen wir ins Wohnzimmer und hörten uns eine Kassette an, die sie mitgebracht hatte. Ruth kuschelte sich auf meinen Schoß. Ihr Kopf lag an meiner Brust. Als die Musik aufhörte, fragte sie: »Ist wirklich alles in Ordnung?«
    »Ja, wieso?«
    »Du scheinst mit deinen Gedanken woanders zu sein.« Sie setzte sich aufrecht, nahm ihren Zopf auseinander, schüttelte ihr Haar aus und bohrte weiter. »Möchtest du vielleicht mit mir darüber reden?«
    »Ach, es ist nur die Arbeit. Ein schwieriger Fall, mit dem ich beschäftigt bin. Wahrscheinlich mache ich mir viel zu viele Gedanken.«
    Ich dachte, das würde ihr genügen, doch sie fragte ein bißchen bedrückt, ob die Sache vertraulich sei.
    »Ja«, antwortete ich, »soweit es sich um einen medizinischen Fall handelt, in dem ich der ärztlichen Schweigepflicht unterliege. Es gibt aber unter Umständen auch eine strafrechtliche Seite …«
    Ich erzählte ihr Cassies Geschichte, jedoch ohne Namen zu nennen und ohne es offensichtlich zu machen, um welche Familie es ging.
    »Eine ekelhafte Geschichte«, sagte sie, als ich fertig war.
    »Jetzt verstehe ich, warum du so deprimiert bist. Ich dachte schon, es hätte mit mir zu tun.«
    »Mit dir? Warum denn?«
    Sie zuckte die Schultern. »Ach - überhaupt. Weil sich alles so verändert hat zwischen uns.«
    »Nein, wie könnte ich wegen dir traurig sein? Du bist immer noch der Lichtblick in meinem Leben.«
    Sie kuschelte sich wieder an meine Schulter. »Lieb von dir, das zu sagen. Und ich bin froh, daß du mir erzählt hast, was dich bedrückt. Wir haben nie viel über deine Arbeit geredet. Wenn ich es versuchte, dann hast du meist das Thema gewechselt. Ich spürte, daß es dir unangenehm war, und bedrängte dich nicht weiter. Ich weiß, vieles ist vertraulich, aber um die Details ging es mir sowieso nie. Ich wollte nur wissen, was dich beschäftigte, damit ich dich unterstützen konnte. Wahrscheinlich wolltest du mich nur schützen und hast mir deswegen nichts erzählt.«
    »Vielleicht. Aber, ehrlich gesagt, wußte ich nie, ob du wirklich davon hören wolltest. Du schienst dich immer mehr für - wie soll ich sagen - handfestere Dinge zu interessieren.« Sie lachte. »Ja, das stimmt allerdings. Mit Seelenforschung hatte ich nie viel im Sinn. Als ich dich kennenlernte, war dein Beruf das einzige, bei dem ich mir nicht sicher war, ob ich mich je damit anfreunden könnte. Nicht daß ich mich deswegen weniger schamlos an dich herangemacht hätte, aber es

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