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Exit

Exit

Titel: Exit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Gürtel.«
    »Einen schwarzen Gürtel?«
    »Nein, einen braunen. Larry sagte, braun wäre genug. Alles, was darüber hinausginge, sei Angeberei.«
    Sie senkte den Kopf und weinte lautlos in ihre Hände. Ich nahm die Serviette vom Tablett, hielt sie ihr hin, als sie wieder aufschaute. Für einen Augenblick umklammerte ihre Hand meine Finger so fest, daß es fast schmerzte.
    »Kann ich Ihnen noch irgend etwas anbieten?« fragte sie, als ich mich wieder gesetzt hatte.
    »Nein. Gibt es etwas, das ich für Sie tun könnte?«
    »Nein, danke. Ich bin Ihnen wirklich dankbar für Ihren Be such. Wir kennen nicht viele Leute, wissen Sie.«
    Ich stand auf, und sie begleitete mich zur Tür. »Vielen Dank noch einmal, daß Sie gekommen sind, Dr. Delaware.«
    »Wenn es irgend etwas gibt, das ich für Sie tun kann…«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen, aber ich bin sicher, ich werde allein mit allem fertig.«
    Ich wünschte ihr alles Gute, und sie schloß die Tür.

14
    Cassies Blicke folgten mir, als ich Zimmer 505W betrat, doch ihr Körper bewegte sich nicht.
    Die Vorhänge waren zugezogen. Das gelbe Licht, das auf Cassies Bett schien, kam vom Badezimmer, dessen Tür halb offenstand.
    »Guten Tag, meine Süße«, begrüßte ich das kleine Mädchen.
    Sie lächelte mich an, schloß die Augen und schaukelte den Kopf vor und zurück, wie man es häufig bei blinden Kindern beobachtet.
    Cindy kam aus dem Badezimmer und rief mir einen Gruß zu. Ihren Zopf hatte sie zu einem Knoten zusammengebunden. Die Bluse hing leger über ihre Jeans.
    »Wir haben eine schwere Nacht hinter uns«, erwiderte sie auf meine Frage, wie es ihr ging.
    »Ich habe davon gehört«, sagte ich. »Es tut mir leid.«
    Cindy beugte sich über das Bett und streichelte Cassies Wange. Ich bemerkte die ersten Spuren des Alters in ihrem Gesicht, Kummerfalten um Mund und Augen. Augen, in denen ich Furcht und Verwirrung las, als unsere Blicke sich trafen. Sie entfernte sich von mir und setzte sich auf die Bettcouch.
    »Was hat man denn heute mit ihr angestellt?« fragte ich, obwohl ich die Patientenkarte gelesen hatte, bevor ich hereingekommen war.
    »Tests und Untersuchungen aller Art. Sie hat die ganze Zeit nichts essen können, und als ich sie dann zu füttern versuchte, konnte sie nichts bei sich behalten. Dr. Eves sagt, der Grund dafür sei die Aufregung oder irgendeine Reaktion auf die Isotope, die man ihr injizieren mußte.«
    »Das kommt vor«, sagte ich. »Die Chemikalien sammeln sich im Körper an, wenn viele solcher Untersuchungen am selben Tag durchgeführt werden müssen.«
    Unsere Blicke trafen sich wieder. Sie unterdrückte ein Gähnen und entschuldigte sich dafür.
    »Ich will Sie jetzt lieber allein lassen. Sie müssen sich ausruhen.«
    Als ich schon an der Tür war, rief sie mir nach: »Dr. Delaware? Der Hausbesuch, über den wir gesprochen haben, der ist doch noch geplant, oder?«
    »Aber natürlich.«
    »Gut.«
    In ihrer Stimme lag eine Schärfe, wie ich sie noch nie bei ihr bemerkt hatte und die mich innehalten ließ. Doch sie wiederholte nur eindringlich: »Gut«, und schaute zu Boden. Dann begann sie mit ihrem Zopf zu spielen, und ich verließ das Zimmer.
    Von Vicki Bottomley war nichts zu sehen. Die diensthabende Schwester hatte ich noch nie gesehen. Nachdem ich meine eigenen Notizen vervollständigt hatte, las ich noch einmal Ste phanies Kommentare, die des Neurologen und das, was der Endokrinologe - jemand namens Alan Macauley - in energischer, großer Handschrift notiert hatte.
    Der Neurologe hatte zwei EEGs durchgeführt, keine Auffälligkeiten gefunden und an Macauley übergeben, der keine Stoffwechselstörung feststellen konnte. Seine Labortests waren jedoch noch nicht abgeschlossen. Laut neustem medizinischen Forschungsstand war Cassies Bauchspeicheldrüse be züglich Struktur und Biochemie als normal zu bezeichnen. Macauley schlug weitere Gewebeuntersuchungen und Durchleuchtungen vor, um die Möglichkeit eines Hirntumors auszuschalten. Außerdem empfahl er »intensive psychologische Be ratung durch Dr. Delaware«.
    Ich hatte den Mann noch nie getroffen und war überrascht, daß er mich namentlich erwähnte. Ich war neugierig, was er mit »intensiv« meinte, suchte seine Telefonnummer heraus und rief ihn an. Er meldete sich prompt.
    »Dr. Macauley, mein Name ist Delaware. Ich bin der Ps ychologe, der sich um Cassie Jones kümmert.«
    »Na, herzlichen Glückwunsch. Haben Sie sie in letzter Zeit gesehen?«
    »Ja, vor fünf Minuten.«
    »Wie

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