Exit
Und eins von Bens Stirnbändern und die alten Hosenträger, die er sich oben in Seattle gekauft hatte, wirklich gute, schwere Le derbänder, wie sie heute nicht mehr gemacht werden. Am Ende klaute sie eine antike Brosche, die ich von meiner Großmutter geerbt hatte, Silber mit einem Granatstein. Sie war nicht viel wert, aber ich hing sehr daran. Abends ließ ich sie auf meiner Kommode liegen, und am nächsten Morgen war sie verschwunden.«
»Haben Sie sie da zur Rede gestellt?«
»Sicher. Natürlich konnte ich ihr nicht direkt vorwerfen, sie hätte sie gestohlen, aber ich fragte sie, ob sie sie gesehen hätte. Sie sagte nein, ohne mit der Wimper zu zucken. Aber wer sonst hätte es gewesen sein können? Sie war die einzige Pe rson, die je hier hereinkam, und vorher war nie etwas verschwunden.«
»Sie muß da ein Problem gehabt haben«, sagte Ben, »Kleptomanie oder so was. Nennenswerte Geldbeträge hätte sie nicht bekommen für das Zeug, das sie mitgehen ließ. An Geld schien es ihr außerdem nicht zu mangeln. Sie hatte jede Menge Klamotten und einen brandneuen Wagen.«
»Was für einen?«
»Ein kleines Cabrio - einen Mazda, glaube ich. Den hatte sie erst seit Weihnachten. Wenn sie damit angekommen wäre, als sie nach dem Zimmer fragte, hätten wir wahrscheinlich die Miete ein bißchen höher angesetzt. Wir nahmen nur hundert im Monat, weil wir dachten, sie sei eine hungernde Studentin.«
»Jedenfalls kann sie nicht ganz richtig gewesen sein im Kopf. Den ganzen Kram, den sie gestohlen hatte, fand ich schließlich in der Garage wieder, in einem Karton unter dem Fußboden, zusammen mit einem Foto von ihr. Wie ein Hamsternest, und das Foto sollte wohl zeigen, daß alles ihr gehörte. Außerdem war sie geizig - ich weiß, es ist nicht nett, so etwas zu sagen, aber es stimmt. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich zwei und zwei zusammenzählte.«
»Hat sie denn die Miete pünktlich bezahlt?«
»Mehr oder weniger. Manchmal ließ sie uns eine Woche oder zwei warten. Wir sagten nie etwas, und am Ende hat sie immer bezahlt.«
»Die Stimmung im Haus wurde jedenfalls immer angespannter«, erzählte Ben weiter. »Wir wollten sie schon bitten auszuziehen. Zwei Wochen lang überlegten wir, wie wir es ihr am besten beibringen sollten. Als wir uns alles zurechtgelegt hatten, war unser Auftritt in Sonoma an der Reihe, an dem Wochenende, als sie ermordet wurde.«
»Wissen Sie, wo es passierte?«
»Irgendwo in der City. Ein Club.«
»Ein Nachtclub?«
Sie nickten beide. »Soweit ich mitbekommen habe, ist es einer von diesen New-Wave-Schuppen«, sagte Bobby. »Wie hieß er noch gleich, Ben? Irgend etwas Indisches, nicht wahr?«
»Ja, Moody Mayan, oder so ähnlich. Der Polizist hat uns gefragt, ob wir dort verkehrten.«
»Sie war also in der New-Wave-Szene.«
»Am Anfang nicht«, erwiderte Bobby. »Als wir sie kennenlernten, sah sie ziemlich seriös aus. Zu seriös sogar, fast verklemmt. Wir dachten, sie könnte uns vielleicht zu ausgeflippt finden. Doch nach und nach wurde sie immer punkiger. Und gescheit war sie, ganz bestimmt. Immer in ihre Bücher vertieft. Sie war dabei, ihren Doktor zu machen, Biomathematik oder so was Ähnliches. Aber abends änderte sie sich total. Sie zog sich um und ging aus. Sie hatte eine Menge Klamotten, das hat Ben schon gesagt, und das meiste war schwarz, wie es sich gehört in der Szene. Sie benutzte auch diese verrückten Haarfärbemittel und schmierte sich Zuckerwasser in die Haare, damit sie schön steif wurden. Und morgens, wenn sie zur Arbeit ging, sah sie dann wieder vollkommen normal aus, nicht wiederzuerkennen.«
»Und der Mord ist in diesem Club geschehen?«
»Ich weiß nicht«, sagte sie. »Wir haben gar nicht zugehört, als sie uns die Einzelheiten erzählten. Wir wollten nur, daß sie ihren Kram abholten, damit wir die ganze Sache so schnell wie möglich vergessen konnten.«
»Wissen Sie noch den Namen des Polizisten, der Sie anrief?«
»Gomez, Ray Gomez. Kennt sich aus mit Musik. Kein schlechter Kerl.«
Sie schauten sich unsicher an, bevor Bobby das Thema wechselte.
»Muß dieses Kind nun leiden, weil Denise die Akte gestohlen hat?«
»Wir kommen auch so zurecht«, sagte ich, »es wäre nur aufschlußreich, wenn wir sie hätten.«
»Ein Jammer, daß wir Ihnen nicht helfen können«, sagte Ben. »Die Polizei hat alles mitgenommen. Irgendwelche medizinischen Papiere waren aber nicht dabei, soweit ich weiß.«
»Und in dem Karton mit den gestohlenen Sachen?«
»Nein«,
Weitere Kostenlose Bücher