Exit
Stimme zu hören«, sagte er. »Endlich scheinst du einmal das Richtige zu tun.« Die Verbindung war gut, doch seine Stimme klang weit entfernt.
»Wo bist du?«
»In einer Gasse hinter einem Lederwarenlager. Einer meiner Beschattungsjobs. Aber ich habe ein paar Informationen für dich. Dein Mr. Hünengart ist eine interessante Figur. Er hat einen gültigen Führerschein und eine Versicherungskarte, aber die Adresse auf dem Führerschein gehört zu einem Postfach in Tarzana. Keine Telefonnummer, Bankverbindung oder Steuerakte. Auch kein Eintrag beim Militär oder im Wählerregister. Ein Bild, wie man es üblicherweise bei Zuchthäuslern kurz nach der Entlassung findet, obwohl er in keinem Verbrecherregister auftaucht. Ich bin mir deshalb nicht sicher, ob der Computer nicht vielleicht spinnt oder ich einen Fehler gemacht habe. Ich versuch es deshalb morgen noch mal. Bis dahin würde ich dir raten, dich von ihm fernzuhalten. Außerdem habe ich noch einmal in der Herbert-Akte gestöbert und bin zu dem Schluß gekommen, ich sollte mich mal in die Innenstadt wagen und mit dem Zeugen reden, dem Barmann.«
»Und was versprichst du dir davon?«
»Gomez und sein Kollege haben nach meiner Ansicht nicht tief genug gebohrt. Der Knabe steht mit einer Latte von Drogendelikten zu Buche. Deshalb haben sie ihn als unzuverlässigen Zeugen eingeschätzt und gar nicht erst viel gefragt. Ich hab seine Telefonnummer in die Finger bekommen und mit seiner Freundin gesprochen. Er arbeitet jetzt in einem anderen Club in derselben Gegend. Ich dachte, ich fahr mal rüber und spreche mit ihm, und Mitternacht dort sein, wenn die Szene gerade aufwacht. Er sollte in seinem Element sein, aber nicht zu sehr.«
»Bleib mal dran…«
Ich legte meine Hand über die Muschel und sagte zu Ruth: »Milo hat eine Spur aufgetan, die vielleicht in dem Fall weiterhilft.«
»Und er fragt, ob du nicht mitkommen willst?«
»Ja, aber -«
»Ist es gefährlich?«
»Nein, er will nur einen Zeugen befragen.«
Sie stupste mich an. »Dann geh schon, Alex. Ich hab keine Lust, mir dein Gejammer anzuhören, wenn du hierbleibst.«
22
Es war kurz vor Mitternacht, als es leise an meiner Tür klopfte.
»Wir nehmen deinen Wagen. Der Porsche ist mir zu schade für die Gegend«, sagte Milo.
Ich fuhr den Seville auf die Straße. Er legte einen Koffer in den Wagen und setzte sich auf den Beifahrersitz. Dann lotste er mich durch die Stadt, bis wir in einer schmalen Seitenstraße irgendwo in Ost-L. A. landeten. Keine Bürgersteige. Bretterzäune. Parkende Wagen auf beiden Straßenseiten.
Ich parkte in der ersten Lücke, die ich entdeckte. Wir stiegen aus und gingen die Straße hinunter, bis sie vor einem hohen, fensterlosen Gebäude endete. Weißgestrichene Backsteine, von ein paar roten Lampen rosa gefärbt. Als wir näher kamen, hörte ich laute Musik und sah eine unordentliche Schlange vor einer der Türen, Leute in schwarzen Kleidern, mit blassen Gesichtern, im Alter zwischen achtzehn und fünfundzwanzig.
Die Tür, die die Leute so anzog, war ein rostrotes Blech, das von einem schweren Riegel im Rahmen gehalten wurde. Davor stand ein großer Mann in einem schwarzen, ärmellosen Hemd, grüngeblümten Shorts und Schnürstiefeln. Ein Teil seines schwarzen Haars war auf dem Scheitel zusammengeknotet, der Rest hing in einem langen, öligen Zopf über einer seiner Schultern. An den Seiten waren die Kopfhaut entblößende weiße Blitze herausrasiert.
Milo ging an der Schlange vorbei und sagte: »'n Abend.« Der Türsteher schaute in eine andere Richtung.
Milo sagte es noch einmal. Der Rausschmeißer drehte den Kopf und knurrte. Wenn er nicht so riesig gewesen wäre, hätte ich gelacht.
Milo bewegte sich plötzlich sehr schnell. Er stellte sich ihm Nase an Nase gegenüber und hielt ihm seine Polizeimarke vors fleischige Gesicht. Ich hatte nicht mitbekommen, wie er sie aus einer Tasche gezogen hatte.
Der Türsteher knurrte wieder, ansonsten blieb er friedlich.
»Mach auf, oder wir fangen an, Ausweise zu überprüfen.«
Die Menge hinter uns protestierte lautstark und schaffte es beinahe, die Musik zu übertönen. Der Türsteher runzelte die Stirn und überlegte. Dann grinste er, zog einen Schlüssel aus seinen Shorts, schloß auf und hob den Riegel.
Die Tür öffnete sich einen Zentimeter weit. Durch den Schlitz quollen Hitze, Licht und Lärm.
»Wir gehen jetzt rein«, sagte Milo zu dem Rausschmeißer.
»Sorg dafür, daß die Arschlöcher hier draußen sich ruhig
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