Exit
verhalten.«
Wir kamen in einen großen und, bis auf wenige grell angestrahlte Punkte, dunklen Raum. Der Fußboden war Zement, die Wände, soweit ich sehen konnte, bemalter Backstein. Unter der Decke hing ein Gewirr aus Kabeln, Rohren und Stangen.
Links war die Bar - eine Reihe flachgelegter Türen auf Tapezierböcken vor einem Metallregal voller Flaschen, daneben ein halbes Dutzend Kloschüsseln, die als Eiskübel dienten.
Zwei Männer waren nonstop damit beschäftigt, eine Meute durstiger Jugendlicher zu bedienen, Flaschen zu öffnen, einzugießen und Eiswürfel aus den Klos zu fischen.
Das übrige war Tanzfläche. Zwischen dem Gedränge vor der Bar und dem Knäuel schwitzender Körper, die zuckten und sprangen wie Fische auf dem Trockenen, gab es keinerlei Abgrenzung. Aus der Nähe klang die Musik noch breiiger, doch dafür laut genug, die Seismographen oben in Pasadena zum Zittern zu bringen. Über den Lautsprechern hing ein handgeschriebenes Transparent an der Wand: WILLKOM- MEN IM SCHEISSHAUS.
Die Zeichnung daneben war noch liebenswürdiger.
»Sehr kreativ«, sagte ich laut genug, daß mein Gaumen vibrierte, aber trotzdem unhörbar.
Milo muß mir von den Lippen gelesen haben. Er grinste.
Dann senkte er den Kopf, stürzte sich ins Getümmel und kraulte in Richtung Bar. Ich bemühte mich, hinter ihm zu bleiben. Schließlich schaffte es Milo, sich hinter die Bar vorzukämpfen.
Die beiden Barkeeper waren dünne, dunkelhaarige, bärtige Burschen in hellgrauen Unterhemden und sackigen weißen Schlafanzughosen. Der eine hatte eine Glatze, der andere sah aus wie Rapunzel. Milo sprach den Glatzkopf an, doch der wedelte abweisend mit einer Hand, während er mit der ande ren ein Viertel Glas Rum mit Cola auffüllte. Milo umfaßte sein Handgelenk und verdrehte es gerade genug, daß der Barmann vor Schmerzen Augen und Mund aufriß, die Coladose absetzte und versuchte, sich aus der Umklammerung zu winden. Dann wiederholte Milo seinen Trick mit der Polizeimarke, diesmal jedoch diskreter.
Glatzkopf schien einen Schreck zu bekommen. Milo schrie ihm etwas ins Ohr, und Glatzkopf zeigte auf den anderen Mixer. Milo ließ ihn los, und die beiden Barmänner berieten sich miteinander. Rapunzel nickte, und Glatzkopf kehrte zu Milo zurück. Er wirkte belämmert.
Ich folgte den beiden durch den Tanzsaal zu einer Tür mit der Aufschrift TOILETTEN. Dahinter war ein langer, kalter Korridor mit Zementboden voller Klopapier und übel stinkender Pfützen. Am Ende des Ganges war eine Tür von der gleichen Art wie die, die der Rausschmeißer hütete.
»Ist draußen okay?« fragte Glatzkopf mit quiekiger Stimme.
»Was ist denn da draußen, Robert?«
Der Barmann zuckte die Schultern und kratzte sich das Kinn. »Der Hinterhof.«
Milo stieß die Tür auf, schaute hinaus und faßte den Barmann am Arm. Dann traten wir dicht beieinander auf einen kleinen, eingezäunten Parkplatz hinaus.
»Darf ich vorstellen: Robert Gabray«, sagte Milo zu mir, »der berühmte Barmixer.« Und zu ihm: »Du bist ganz schön flink, Robert. Seit wann arbeitest du schon hier?«
»Seit zwei Monaten.«
Milo schüttelte den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht, Robert, versuch's noch mal.«
»Was?«
»Erinnere dich, wo du wirklich warst vor zwei Monaten.«
Gabray rieb sich die Schultern.
»Ist dir kalt, Robert?«
»Nein, ist schon okay… ich meinte zwei Wochen.«
»Aha«, sagte Milo, »das klingt schon besser. Du hattest vergessen, daß du vor zwei Monaten nirgendwo gearbeitet hast, weil du wegen einer dummen Mary-Jo-Anne-Sache stillgelegt warst.«
Der Barmann zuckte die Schultern.
»Sehr schlau von dir, mit Stoff im Kofferraum eine rote Ampel zu übersehen. Weiß dein Bewährungshelfer, daß du hier arbeitest?«
»Warum sollte ich nicht hier arbeiten?«
Milo beugte sich zu ihm hinunter und lächelte väterlich. »Weil du dich als zwar kleiner, aber gewohnheitsmäßiger Halunke von schlechten Einflüssen fernhalten solltest, und die Leute da drinnen sehen nicht gerade tugendsam aus, nicht wahr?«
Gabray kaute seine Lippen und schaute auf den Boden.
»Wie habt ihr mich gefunden?«
»Erspare mir die Frage, Robert.«
»Es war dieses Luder, nicht wahr?«
»Wen meinst du?«
»Das wissen Sie genau.«
»Bist du jetzt sauer auf sie, Robert?«
»Nein.«
»Kein bißchen?«
»Nein. Ich mach mich nicht verrückt.«
»Sie hat schließlich die Kaution für dich gestellt, also kann sie nicht so schlecht sein.«
»Ich werde sie heiraten. Kann ich eine
Weitere Kostenlose Bücher