Exit
und er wollte wissen, ob ich schon dahintergekommen war.
Ich dachte an Cindy: Vielleicht denken alle, ich bin verrückt.
War sie früher schon einmal zusammengebrochen? Fürchtete sich die ganze Familie vor einer psychologischen Durchleuchtung? Und wenn es so war, wo wäre man vor einer solchen Durchleuchtung sicherer als in einem Krankenhaus ohne Psychologen?
Noch ein Grund, Cassie nicht woandershin zu bringen. Und dann ging Stephanie hin und brachte alles durcheinander, indem sie einen freien Berater hinzuzog. Ich erinnerte mich noch an Plumbs Überraschung, als sie mich ihm vorstellte.
Und jetzt hatte sein Boß mich persönlich unter die Lupe genommen. Welche Mühe er sich gegeben hatte, Chip und Cindy im besten Licht erscheinen zu lassen! Am meisten Chip. Cindy hatte er kaum erwähnt.
War es normaler Vaterstolz? Oder wollte er meine Aufmerksamkeit von seiner Schwiegertochter ablenken, indem er so wenig wie möglich von ihr sprach?
Laurence Ashmore und Denise Herbert gingen mir nicht aus dem Kopf. Ich fuhr zur Universität und ging in die biomedizinische Bibliothek. Der Hauptlesesaal würde noch für zwei Stunden geöffnet sein.
Ich durchforstete ein Jahrzehnt im Index Medicus nach Artikeln von Ashmore oder Herbert und fand vier, alle von ihm. Der früheste war in einem Report der Weltgesundheitsorganisation erschienen - Ashmores Bericht über seine Arbeit im Südsudan.
Das letzte Papier betraf das Forschungsgebiet, das Mrs. Ashmore erwähnt hatte: eine Studie über die Zusammenhänge zwischen Giftkonzentrationen im Boden und der Häufigkeit von Leukämie, Hirntumoren, Lymph und Leberkrebs bei Kindern. Am Ende des Artikels wurde der Sponsor der Studie genannt, ein Ferris-Dixon-Institut für Chemie, Norfolk, Virginia, Projektnummer 37958. Das klang nach einem Aushängeschild der Industrie, obwohl Ashmores Forschung nicht gerade als industriefreundlich gelten konnte. Vielleicht waren nicht mehr Artikel erschienen, weil das Institut das am Ende erkannt und ihm die Mittel gestrichen hatte.
Aber wer hatte dann seine Arbeit im Western Pediatric finanziert?
Hinter dem Katalogschalter saß eine attraktive Blondine.
Ich fragte sie, ob es eine Liste von privat geförderten Forschungsprojekten gäbe.
»Natürlich. Medizinische oder naturwissenschaftliche?«
Ich wußte nicht, wo Ashmore einzuordnen war, und antwortete: »Beides, bitte.«
Sie stand auf, steuerte, ohne zu zögern, ein bestimmtes Re gal an und zog zwei dicke Paperbacks heraus.
»Dies sind die neuesten Kataloge«, sagte sie. »Die älteren stehen dort drüben. Wenn Sie an mit Bundesmitteln finanzierten Projekten interessiert sind - die stehen dort rechts.«
Ich dankte ihr und trug die beiden Bände zu einem Tisch. Ich schlug die Liste der Förderungsempfänger auf und stieß bald auf den Namen Ashmore, zusammen mit einer Seitenangabe, unter der der entsprechende Förderer zu finden war: FERRIS-DIXON-INSTITUT FÜR CHEMIE, NORFOLK, VIRGINIA.
Das Institut hatte im laufenden akademischen Jahr nur zwei Projekte subventioniert. Das erste war Ashmores Fortsetzung seiner Studie 37958 über Bodenvergiftung und Krebserkrankungen, das andere war irgendeine theoretische Sache mit bombastischem Titel.
Ich traute meinen Augen kaum: Ashmore kassierte fast neunzig Prozent des gesamten Förderetats des Instituts. Fast eine Million Dollar, auf drei Jahre verteilt. Ein Haufen Geld für ein Ein-Mann-Projekt. Ich brannte darauf, herauszufinden, wie er es angestellt hatte, Ferris-Dixon dermaßen zu be eindrucken, doch es war Sonntag. Der Tag, an dem auch die großzügigsten Sponsoren zu ruhen pflegen.
Ich fuhr wieder nach Hause, zog mir etwas Bequemes an und tat so, als hätte der Sonntag irgendeine Bedeutung für mich, doch um sechs war es mir schließlich unmöglich, den Schein zu wahren. Ich wählte die Privatnummer der Jones'. Im selben Moment öffnete sich die Tür, und Ruth kam herein. Sie winkte und verschwand im Schlafzimmer. Cindys Stimme ertönte am anderen Ende der Leitung. Ich meldete mich mit meinem Namen und fragte, wie es ihr ging.
»Ach … ganz gut.« Sie klang gestreßt.
»Stimmt etwas nicht, Cindy?«
»Nein, nein. Ach, könnten Sie für einen Augenblick dranbleiben?«
Sie legte ihre Hand auf den Hörer, doch im Hintergrund konnte ich eine tiefe Stimme hören, vermutlich Chip.
»Entschuldigung«, sagte sie. »Ich dachte, ich hätte Cassie gehört. Sie ist im Bett.«
»Sie ist bestimmt erschöpft von der Fahrt«, sagte ich.
»Ja, wir müssen
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