Exit
Bett. Ich versuchte, keinen Laut zu machen, doch Ruth wachte trotzdem auf und griff nach meiner Hand. So schliefen wir zusammen ein.
Am Morgen war sie aufgestanden und aus dem Haus, bevor ich meine Augen richtig aufbekam. Auf meinem Platz auf dem Küchentisch standen ein Teller mit einer Scheibe Toast und ein Glas Saft bereit. Ich frühstückte und plante meinen Tag. Am Nachmittag würde ich bei den Jones' sein, den Vormittag über würde ich Anrufe erledigen. Doch bevor ich damit beginnen konnte, klingelte schon das Telefon. Es war Lou Cestare.
»Guten Morgen, Alex«, begrüßte er mich. »Willst du ins Bankgeschäft wechseln? Was hast du überhaupt mit Chuck Jones zu tun?«
»Er ist Vorstandsvorsitzender an dem Krankenhaus, wo ich früher gearbeitet habe. Außerdem verwaltet er dessen Vermögen. Ich gehöre immer noch zum Personal und fühle mich der Klinik verbunden. Es steht ziemlich schlecht um die Finanzen dort. Es gibt Gerüchte, daß Jones sie so weit herunterwirtschaften will, daß er den Laden auflösen und alles verkaufen kann, vor allem die Grundstücke.«
»Das ist eigentlich nicht sein Stil.«
»Du kennst ihn?«
»Ich habe ihn ein paarmal auf Partys getroffen. Er beschränkte sich immer auf ein schnelles Hallo und Bis dann; er wird sich kaum an mich erinnern. Aber seinen Stil kenne ich gut.«
»Und der wäre?«
»Konstruktiv. Er ist kein Schrotthändler. Er ist einer der besten Finanzverwalter, die ich kenne, Alex. Er kümmert sich nicht darum, was andere Leute tun, und kauft solide Firmen zu Ausverkaufspreisen. Echte Schnäppchen - die Art von Beteiligungen, von denen alle träumen. Und er hat eine bessere Nase dafür als jeder andere.«
»Wie kommt das?«
»Er versteht herauszufinden, wie leistungsfähig eine Firma wirklich ist. Dazu gehört mehr als nur Geschäftsberichte lesen. Und wenn er dann eine unterbewertete Aktie findet, kauft er ein, wartet, verkauft wieder und wiederholt den ganzen Prozeß. Sein Timing ist einzigartig.«
»Was glaubst du, worauf setzt er zur Zeit?«
»Ich weiß nicht. Er arbeitet selbstverständlich sehr diskret.
Er investiert immer nur eigenes Geld. Aus dem Beratungsgeschäft hält er sich raus. Aber daß er sich mit Immobilien beschäftigt, bezweifle ich sehr.«
»Wieso?«
»Weil Immobilien als Geschäft gestorben sind. Vielleicht nicht für jemanden wie dich, der vor Jahren gekauft hat und dem es um ein sicheres Einkommen geht, aber für Leute, die auf schnellen Profit spekulieren, ist die Party vorbei, jedenfalls auf absehbare Zeit.«
»Seinem Sohn gehört ein großer Batzen Land drüben im Tal.«
»Wer sagt, daß Weisheit erblich ist?«
»Der Sohn ist College-Professor. Ich glaube nicht, daß er fünfzig Parzellen mit seinem eigenen Geld kaufen konnte.«
»Wahrscheinlich hat er eine Erbschaft dazu benutzt. Nein, ich glaube einfach nicht, daß Chuck sich im großen Stil auf Immobilien stürzt. Das Krankenhausgrundstück ist in Hollywood, oder?«
»Ja, mehrere Hektar. Das Krankenhaus ist siebzig Jahre alt, das heißt, die Grundstücke sind wahrscheinlich alle längst bezahlt. Da kann der Markt noch so schlecht sein, der Verkaufspreis wäre gleich Reingewinn.«
»Klar, Alex, aber der käme doch dem Krankenhaus zugute. Was hätte Jones davon?«
»Vielleicht eine Provision.«
»Von wieviel Hektar reden wir, und wo ist es genau?«
»Ungefähr zehn.« Ich gab ihm die Adresse des Western Ped.
»Okay, das heißt, es geht um zehn, fünfzehn Millionen - sagen wir zwanzig, weil einige der Grundstücke zusammenhängen. Das ist großzügig angesetzt, denn es ist schwer, so einen Brocken auf einmal loszuschlagen. Unter Umständen müßte es in kleinere Parzellen zerlegt werden, und das könnte einige Zeit dauern - es würde Anhörungen geben, Genehmigungsverfahren, Umweltschutzfragen. Das größte Stück vom Kuchen, das Chuck für sich nehmen könnte, ohne einen Aufruhr zu verursachen, wäre fünfundzwanzig Prozent - eher nur zehn. Das bedeutet: zwei bis fünf Millionen in seine eigene Tasche. Nein, ich kann mir nicht vorstellen, daß Chuck sich für die Art von Geld die Finger schmutzig macht.«
»Vielleicht geht es um mehr«, gab ich zu bedenken, »vielleicht plant er nicht nur, ein Krankenhaus zu schließen, sondern auch ein neues aufzumachen - auf dem Land, das seinem Sohn gehört.«
»Du meinst, er will auf einmal ins Krankenhausgeschäft? Das bezweifle ich, Alex. Ich will dir nicht zu nahe treten, aber Gesundheitspflege bringt auch nicht mehr als
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