Expedition ins Paradies
Heute stand sie mit beiden Füßen fest auf dem Boden und ließ sich so schnell nicht mehr um den Verstand bringen.
Außer wenn sie mit Tom Scanlon zusammen war.
“Das geht dich nichts an”, erwiderte sie abweisend und blickte in ihr Glas. Das Gespräch hatte eine gefährliche Richtung genommen und wurde ihr viel zu persönlich. “Du vergisst unsere Abmachung”, erinnerte sie ihn spitz. “Keine persönlichen Dinge … du weißt schon.”
“Verflixte Abmachung.” Toms Stimme klang rau. Vielleicht lag das an dem Rum. Oder weil sie den anderen Mann erwähnt hatte? “Beth … Liz, zum Teufel noch mal, es kommt mir einfach lächerlich vor, dich jetzt Liz zu nennen. Aber … na gut.” Tom wirkte fast aufgebracht.
Seine Kinnmuskeln waren angespannt, und er saß da, als wollte er gleich aufspringen.
Schweigend sah Tom ihr einen Moment lang eindringlich in die Augen, dann beugte er sich etwas vor. “Da ist etwas, das ich dir sagen muss”, sagte er zögernd. “Aber es fällt mir nicht leicht.”
Elizabeth verspannte sich und betrachtete ihn argwöhnisch. “Du hast Schwierigkeiten mit der Polizei”, sagte sie betont locker, um sich nicht anmerken zu lassen, dass ihr Herz aufgeregt pochte.
“Ich wünschte, es wäre so einfach.”
Furcht packte Elizabeth, doch sie warf Tom nur einen vernichtenden Blick zu. “Meine Güte, was ist es dann?” Ihre Stimme bebte leicht. “Bist du verlobt? Verheiratet? Geschieden?” Sie lachte zynisch. “Was immer du mir zu sagen hast, bei dir kann mich nichts mehr erschüttern.”
Forsch griff sie nach Toms Feldflasche mit der “Medizin” und schenkte sich nach. “Also, schieß los”, forderte sie ihn auf.
Sie sah, dass er mit sich kämpfte, und die Nachtluft schien förmlich zu knistern. Das Herz klopfte Elizabeth bis zum Hals, und ihr wurde bewusst, dass sie unwillkürlich den Atem angehalten hatte.
8. KAPITEL
“Ich habe dich belogen, Beth”, gestand Tom endlich. Sein Ton war ernst, und er schien in Gedanken weit fort zu sein. Diesmal entschuldigte er sich nicht, weil er ihren früheren Kosenamen benutzt hatte. Er schien sich dessen nicht einmal bewusst zu sein. “Frag mich nicht, warum. Ich glaube, ich bin damals einfach in Panik geraten.”
“Belogen?” Elizabeths Hand zitterte, und sie hätte den Rum fast verschüttet. “Wie meinst du das, du hast mich belogen?” Fieberhaft überlegte sie. Hatte Tom ihr gleich bei der ersten Begegnung etwas vorgemacht? Selbst als er ihr während der kurzen Verlobung ewige Liebe geschworen hatte?
“Wegen der anderen Frau in Sydney. Dass ich mich in eine andere verliebt hätte. Es gab keine andere Frau. Ich hätte keiner auch nur einen zweiten Blick geschenkt. Nicht in Sydney und auch sonst nirgendwo.”
Elizabeth war so schockiert, dass sie das Gefühl hatte, ersticken zu müssen. Tom log! Er hatte nicht damals gelogen, sondern jetzt. Worauf wollte er hinaus? Wieso wollte er sie glauben machen, dass es die Frau, deretwegen er sie verlassen hatte, gar nicht gab? War das ein geschickter Schachzug, um sie zurückzugewinnen? Eine verzweifelte Farce?
Schaudernd atmete Elizabeth tief ein, ehe sie zu sprechen versuchte. Als sie endlich antworten konnte, war ihre Stimme erstaunlich ruhig und verriet nichts von dem Gefühlssturm, der in ihr tobte.
“Nicht, dass es für mich noch wichtig wäre, aber ich glaube dir nicht”, erklärte sie gefasst.
“Erst vor zwei Tagen hast du mir gesagt, es hätte nicht geklappt. Und jetzt soll ich dir abnehmen, dass es diese Frau, deretwegen du mich sitzen gelassen hast, gar nicht gegeben hat? Du lügst, Tom Scanlon. Du bist ein krankhafter Lügner und kannst gar nicht anders.”
“Ich lüge nic ht”, betonte er sachlich. “Nach dir hat es keine andere Frau gegeben, Beth. Ich schwöre es. Es tut mir Leid, dass ich etwas anderes behauptet habe.”
Elizabeth presste die Lippen zusammen und atmete zittrig ein. “Warum hast du mir dann erzählt, du hättest eine andere kennen gelernt? ,Es hat mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen’, hast du gesagt.” Sie sah Tom fest an. “Willst du etwa behaupten, du hättest dir das nur ausgedacht?”
Resigniert stöhnte er auf. “Alles, was ich damals gesagt habe, war …” Er stieß eine Verwünschung aus und schüttelte den Kopf. “Zum Teufel noch mal, Beth, was habe ich dir nur angetan?”
Unwillkürlich wich sie zurück, und in ihren Augen erschien ein eisiger Ausdruck. “Du hast mir einen Gefallen getan”, erwiderte sie.
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