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Expedition ins Paradies

Expedition ins Paradies

Titel: Expedition ins Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Duke
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nicht. Er schien zufrieden zu sein, sich im Schatten ausruhen zu können. Und sie zu beobachten.
    Elizabeth war sicher, dass er es tat, obwohl seine Augen, die von seinem breitkrempigen Hut verdeckt wurden, jedes Mal, wenn sie zu ihm hinüberblickte, geschlossen zu sein schienen. Es fiel ihr nicht leicht, sich zu konzentrieren, weil Toms Gegenwart sie ablenkte. Ihre Hand war ungewohnt unsicher, und Elizabeth musste wiederholt innehalten, um sich zu fangen.
    Immer wieder blieb Elizabeth stehen, um zu fotografieren, sich Notizen zu machen oder zu zeichnen. Jetzt waren sie ja nicht mehr in Eile. Die Sonne stand bereits tief am Himmel, und die Schatten wurden länger.
    Elizabeth atmete ein paar Mal tief durch. Bald, viel zu schnell, würde es Nacht sein.
    Während die Tageshitze nachließ, erhaschten sie Blicke auf weitere große und kleine Kängurus. Eidechsen huschten vor ihren Füßen davon. Elizabeth ging vor Tom, die Kamera schussbereit. Mehrere Filme hatte sie bereits belichtet, und bald würde sie wieder einen neuen einlegen müssen. Unvermittelt blieb sie stehen, um nachzusehen, wie viele Aufnahmen sie noch hatte.
    Sie fuhr zusammen, als Tom ihr plötzlich die Hand auf die Schulter legte.
    Befremdet hob Elizabeth den Kopf und wollte seine Hand abschütteln, doch Tom packte ihre Schulter fester.
    Empört drehte Elizabeth sich um und wollte ihm die Meinung sagen, doch als sie die Lippen öffnete, verschloss er ihr den Mund mit seinem und drückte ihren Kopf so an sich, dass sie sich nicht befreien konnte. Mit dem anderen Arm hielt Tom sie wie in einem Schraubstock und machte es ihr unmöglich, sich zu bewegen.
    Obwohl Elizabeth wütend war, fühlte sie sich wie elektrisiert, und eine seltsame Schwäche überkam sie. Sekundenlang war sie wie gelähmt, zu schwach, um sich zu wehren oder zu reagieren.
    Es hatte keinen Sinn, sich gegen Tom zu wehren. Das wäre sowieso vergeblich gewesen, denn er hielt sie mit stählernem Griff fest. Elizabeth wusste, dass Tom ihr nichts tun würde -
    abgesehen von diesem unverschämten Kuss. Instinktiv spürte sie, dass sie von Tom nichts zu befürchten hatte. Aber natürlich würde sie ihn gehörig zusammenstauchen, sobald sie frei war.
    Ebenso unerwartet gab Tom ihren Mund frei und flüsterte ihr zu: “Keinen Ton! Nicht rühren!
    Nicht mal atmen!” Er sah sie so warnend an, dass sie zu schreien vergaß. “Sieh mal nach links.”
    Klopfenden Herzens gehorchte Elizabeth. Unwillkürlich atmete sie scharf ein, und Tom legte ihr rasch die Hand auf den Mund. Stumm nickte Elizabeth, um ihm zu verstehen zu geben, dass sie nicht schreien würde, auch wenn ihr danach war. Nur wenige Meter vor ihnen stand auf dem Weg ein bedrohlich aussehendes Wildschwein.
    Obwohl Elizabeth die Knie zu zittern begannen und sie am liebsten kehrtgemacht hätte und um ihr Leben gerannt wäre, gewann die Künstlerin in ihr die Oberhand, und es juckte sie in den Fingern, die Kamera oder ihren Skizzenblock zu zücken. Nie hätte sie erwartet, einem Wildschwein so nah zu begegnen.
    “Denk nicht mal dran”, flüsterte Tom, der ihre Gedanken erraten zu haben schien. “Wenn es uns entdeckt, könnte es ziemlich ungemütlich werden.”
    Schaudernd betrachtete Elizabeth das Tier, aber sie rührte sich nicht. Sie hatte die Warnungen im Handbuch gelesen und wusste, dass mit Wildschweinen nicht zu spaßen war. “Halten Sie sich in sicherer Entfernung. Auf keinen Fall herangehen”, hatte es da geheißen. Doch dass sie so einem Tier praktisch Auge in Auge gegenüberstehen würde, hätte Elizabeth nie erwartet.
    “Mucksmäuschenstill stehen bleiben”, befahl Tom leise. “Wenn es in einigen Minuten nicht weiterzieht, gehen wir ganz vorsichtig zurück und machen einen großen Bogen um das Tier.”
    Folgsam stand Elizabeth stocksteif da und wagte kaum zu atmen. Kamera und Skizzenblock waren vergessen. Natürlich würde sie kein Risiko eingehen. Ein angreifendes Wildschwein war das Letzte, was sie gebrauchen konnten.
    Ein Känguru sprang vor ihnen über den Weg. Elizabeth hielt den Atem an und lehnte sich unwillkürlich an Tom. Ein Schwärm Kakadus flatterte kreischend auf. Das Wildschwein schien sich gestört zu fühlen, denn es gab endlich den Weg frei und verschwand im Busch.
    “Komm, die Gefahr ist vorbei.” Tom ließ Elizabeth los und versetzte ihr einen sanften Schubs.
    “Wir müssen weiter. Ich möchte einen geeigneten Platz zum Übernachten finden, ehe es dunkel wird.”
    Die Aussicht, mit Tom die Nacht im

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