Expedition ins Paradies
konnte.
Auch Tom rührte sich, was die Kakadus in den Bäumen über ihm störte und sie veranlasste, mit noch größerem Lärm zu reagieren. Mit ihrem ohrenbetäubenden Gekreische beschimpften sie die menschlichen Eindringlinge und übertönten alle anderen Vögel im Busch, selbst die Schreie des Rieseneisvogels.
Glücklicherweise dauerte der Lärm nur wenige Minuten. Als Elizabeth aus dem Schlaf sack kroch, konnte sie das Zwitschern der kleineren Vögel wieder hören.
Widerstrebend stand sie auf und reckte sich, um die verkrampften Muskel zu lockern.
“Guten Morgen!” rief Tom, der bereits seinen Schlafsack zusammenrollte. “Möchtest du zum Frühstück Obst und Cracker? Mehr kann ich dir leider nicht bieten.”
Wenigstens besaß er nicht die Unverfrorenheit, sie zu fragen, ob sie gut geschlafen habe.
“Das genügt”, erwiderte Elizabeth kühl. “Danach sollten wir sofort zum Lager aufbrechen. Ich möchte bis Mittag dort sein. Wie du weißt, wollen wir nach Yellow Waters und bleiben zwei Nächte in Cooinda.” Dort gab es Duschen, Toiletten und frisches Wasser - und vor allem andere Leute.
“In Ordnung. In Cooinda kann ich auch tanken und unsere Vorräte aufstocken.”
“Von dort kann ich auch meinen Vater anrufen”, erklärte Elizabeth und warf Tom einen bedeutsamen Blick zu.
Stirnrunzelnd fragte sie sich, ob Charlie überha upt krank gewesen war. Dennoch fiel es ihr schwer, zu glauben, dass ihr Vater so hinterhältig sein konnte. Aber Tom Scanlon … das stand auf einem anderen Blatt. Er war zu allem fähig. Auch dazu, Charles mit sanftem Druck davon abzubringen, seine Tochter auf der Safari zu begleiten.
An diesem Tag kamen sie wie auf Verabredung nicht auf Toms Geständnis vom Vorabend zu sprechen. Elizabeth gab sich auf dem Rückweg zum Ausgangslager und später in Toms Geländewagen die ganze Zeit über kühl und unpersönlich.
Erst auf der Fahrt durch den Busch nach Cooinda ging sie etwas aus sich heraus - und da auch nur, um sich nach bestimmten Vögeln oder Bäumen zu erkundigen oder Tom um einen Fotostopp zu bitten.
In Cooinda gönnten sie sich einen kleinen Imbiss. Während Tom die Vorräte ergänzte, nutzte Elizabeth die Gelegenheit, ihren Vater anzurufen. Am anderen Ende der Leitung klingelte es so oft, dass Elizabeth bereits annahm, ihre Tante wäre einkaufen gegangen. Doch dann ertönte ein Klicken, und eine brummige Stimme meldete sich: “Beal’s Galerie.”
“Dad! Du hast deine Stimme wieder!”
“Liz.” Schwang da Überraschung, Freude oder Vorsicht in Charlies Stimme mit? Oder Schreck, weil er an den Apparat gegangen war? Elizabeth wartete nicht, bis ihr Vater sich erkundigen konnte, wie sie mit Tom Scanlon zurechtkomme, obwohl er darauf mehr als gespannt sein musste.
“Wie geht es dir, Dad? Was macht die Gicht? Wieso bist du schon wieder in der Galerie? Wo ist Tante Edith?”
Er beantwortete die leichteste Frage zuerst. “Deine Tante ist unterwegs, um etwas aus der Apotheke zu holen.”
Apotheke … Elizabeth bekam Gewissensbisse. Warrens Apotheke. Der arme Warren. Wenn er wüsste, wie sie ihn ausgespielt hatte, um Tom glauben zu lassen, Warren bedeute ihr etwas!
Ihr Vater hielt nicht besonders viel von ihm. Charlie war erleichtert gewesen, als sie aufgehört hatte, sich mit Warren zu treffen. Der zurückhaltende, ernste, junge Apotheker war für Charlies Geschmack zu brav und bieder.
Für ihren auch, aber das brauchte Tom Scanlon nicht zu wissen!
“Du nimmst immer noch Medikamente, Dad?” fragte sie besorgt. Es ging ihm doch hoffentlich nicht schlechter? Denn dann gehörte er unbedingt ins Bett.
“Edith holt sich etwas auf Rezept. Gegen ihre Nebenhöhlenentzündung. Liz … wie geht es dir, Liebes?” Jetzt klang Charlies Stimme unüberhörbar wachsam. Kein Wunder, nachdem er seine ahnungslose Tochter auf eine einsame Safari mit ihrem Exverlobten geschickt hatte!
“Erzähl mir erst, wie es dir geht, Dad”, wich Elizabeth aus. Sollte er ruhig noch ein bisschen schmoren. Das hatte er verdient. “Als ich zum letzten Mal mit Tante Edith sprach, hattest du außer der Grippe und einem Gichtanfall auch noch eine Kehlkopfentzündung. Aber jetzt klingst du recht gut - du bist sogar wieder in der Galerie. Eine erstaunlich rasche Genesung, würde ich sagen.” Sie schwieg und wartete, wie ihr Vater sich da herausreden würde, falls er ihr den kranken Mann tatsächlich nur vorgespielt hatte.
“Die Kehlkopfentzündung hatte ich nur zwei Tage”, tat Charlie die
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