Expedition ins Paradies
Sache gleichmütig ab.
“Und die Gicht auch. Die Tabletten, die der Doktor mir letztes Mal gegeben hat…”
“Fein. Ich bin froh, dass es dir wieder besser geht, Charlie.” Elizabeth war immer noch nicht überzeugt, dass er wirklich krank gewesen war, aber sie spürte, dass ihr Vater nicht bereit war, Farbe zu bekennen. Noch nicht.
Vielleicht konnte sie ihn mit einem Frontalangriff aus der Reserve locken.
“Du hast vielleicht Nerven, mir als Ersatz für dich Tom Scan-Ion auf den Hals zu schicken, Charlie”, erklärte sie anklagend. “Nie hätte ich gedacht, dass du so …”
“Ich wusste, dass er gut auf dich aufpassen würde”, schnitt Charlie ihr geschickt das Wort ab.
“Er kümmert sich doch bestens um dich, nicht wahr?” Wieder klang er sehr vorsichtig.
Elizabeth atmete tief durch. Sie dachte an die Begegnung mit dem Wildschwein, Toms ständige Ermahnungen, Wasser zu trinken, seine Warnung vor den Krokodilen an dem Abend, als sie sich im Billabong hatte waschen wollen, an die Mahlzeiten, die Tom so liebevoll zubereitete, seine ausgezeichneten Kenntnisse des Busches mit seinen Gefahren und Schönheiten. Ihr wurde bewusst, wie tüchtig, vertrauenswürdig und zuverlässig er war…
“Darum geht es hier nicht”, wich sie gereizt aus. “Du weißt, was er mir angetan hat, Charlie, und was ich von ihm halte. Trotzdem hast du …”
“Er hat mich gebeten, ihm eine Chance zu geben, sich mit dir zu versöhnen, Liebes.”
Das Eingeständnis verschlug Elizabeth einen Moment die Sprache. “Ihr beide habt das Ganze geplant!”
Am anderen Ende der Leitung bekam ihr Vater einen Hustenanfall. “Entschuldige, Liebes”, keuchte Charlie schließlich. “Muss meine Arznei nehmen.” Immer noch hustend und prustend beendete er schnell das Gespräch: “Gib ihm eine Chance, Liz.” Und legte auf.
Betroffen stand Elizabeth einen Augenblick lang da und wusste nicht, was sie denken sollte.
War der Hustenanfall ihres Vaters echt? Oder hatte er ihn nur vorgetäuscht, um sich weiteren Fragen zu entziehen?
“Na? Wie geht’s deinem Vater? Hast du Warren auch erreicht?”
Elizabeth fuhr herum. Tom war mit Vorräten bepackt. Er hatte den breitkrempigen Hut tief ins Gesicht gezogen, doch Elizabeth konnte sehen, dass Tom ironisch lächelte. Sie hatte das sichere Gefühl, er wusste genau, dass sie nicht mit Warren gesprochen hatte.
“Warren arbeitet tagsüber”, zog sie sich aus der Affäre. “Ich möchte ihn lieber abends anrufen, wenn er ungestört reden kann.”
“Geniert dich meine Anwesenheit, Elizabeth?” Tom zog eine Braue hoch. “Wenn du deinen Freund heute Abend anrufen möchtest, verspreche ich, mich in den Busch zu schlagen, damit ihr euer Liebesgeflüster ohne lästigen Zuhörer abhalten könnt. Dafür musst du mir aber versprechen, mir sofort zu Hilfe zu eilen, falls ein wildes Tier mich anfällt.”
Wollte er sich wieder über sie lustig machen? “Ich habe eben mit meinem Vater gesprochen, sein Zustand hat sich erstaunlich schnell gebessert”, fuhr sie betont sachlich fort und ließ Tom dabei nicht aus den Augen.
“Das freut mich. Ich habe dir doch gesagt, er ist ein zäher Knabe.”
Elizabeth schnitt ein Gesicht. Kein Anzeichen von Gewissensbissen oder Schuldbewusstsein.
Aber Tom verstand es ja meisterhaft, anderen etwas vorzumachen. Er konnte lügen wie gedruckt.
Um ihm zu zeigen, dass er sie nicht mehr für dumm verkaufen konnte, sagte sie drohend:
“Wenn ich herausfinde, dass du meinen Vater eingespannt hast, um dich wieder an mich heranzumachen, Tom Scanlon …” Ihr Blick forderte ihn heraus, mit der Wahrheit herauszurücken.
Doch Tom zuckte mit keiner Wimper. “Wäre es denn so schrecklich, wenn ich einige harmlose Tricks benutzt hätte, um uns wieder zus ammenzubringen? Wir standen uns einmal nah … sehr nah sogar, bis ich alles verpatzt habe. Da ist es doch verständlich, dass ich das, was einmal zwischen uns war, wieder herstellen möchte.”
Der Ausdruck in Toms Augen beunruhigte Elizabeth. In ihnen las sie keinen Spott, kein Ausweichen, keine Vorsicht. Nur die herzergreifende, nackte Wahrheit.
“Dann … gibst du’s also zu?” fragte sie matt. “Du und mein Vater, ihr habt…”
“Ich würde alles tun, um das, was ich dir angetan habe, wieder gutzumachen, Elizabeth.”
Elizabeth. Nicht Beth. Oder Liz. Irgendwie rührte sie das. Wie das, was Tom ihr soeben gestanden hatte. Noch nie hatte sie ihn so ernst, so eindringlich, so behutsam erlebt.
Dennoch
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