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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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ihm wieder eine unbestimmte Hoffnung um sich, daß sich mit dem Kontakt zu den Kleinen auch sein Problem lösen könnte, schneller und überzeugender.
    Die Aufregung war diesmal noch größer als vor dem ersten Gespräch. Es nahmen auch mehr an der Begegnung teil, beinahe alle Eingeweihten hatten im Halbkreis der Sitzreihen im Iglu Platz genommen. Nur einige wenige beobachteten die Außenanlagen.
    Bereits eine halbe Stunde vor dem vereinbarten Termin saßen die meisten auf den Plätzen. Wie in einem Bienenstock summte es durcheinander, es war wie vor einem ereignisreichen Fest voller Überraschungen.
    Gwen, Ev, Djamila und Hal saßen am Rand der Lichtung im spärlichen Schatten einer eben frühlingshaft aufgefächerten Lärche gegenüber der Birke, auf deren abgesägtem Ast, oben in fünf Meter Höhe, im Augenblick sicherlich auch Aufregendes geschah.
    Aber die vier taten so, als ginge sie das alles nichts an. Wenn Hal allerdings von sich auf die anderen schloß, dann glich das Quartett einem Paket Sprengstoff, dem sich der Zündimpuls rasch näherte. Immer wieder sah er auf und ertappte sich jedesmal dabei, wie die Blicke, seine und die der anderen, zur Birke glitten.
    Unweit von ihnen, lang ausgestreckt im Gras, den Rücken flach an einen modernden Stubben gelehnt – ungeachtet des schmierig faulenden Holzes, das seine Kleidung beschmutzte – , meditierte Professor Fontaine. Er blickte abwechselnd starr in die Luft und in das Gras vor sich. Hal war überzeugt, daß er nichts sah.
    »Am meisten interessiert mich, wie sie leben«, sagte Gwen.
    »Es muß für sie etwas Ungeheures sein, mit dieser Umwelt fertig zu werden.« Als er »dieser« sagte, hob er seine Rechte und ließ daraus Grashalme, Modder und Walderde rieseln.
    »Ich glaube, sie werden uns eine wundersame Mischung von Stagnation und Evolution darbieten«, bemerkte Hal. »Denkt an die Ameise und alles andere, damit müssen sie fertig werden.«
    »Du bist nach wie vor überzeugt, daß sie – aus deinem Buch, dieser alten Schwarte, stammen?« fragte Ev Hal anzüglich.
    »Nach wie vor«, bestätigte Hal unerschütterlich. »Und – nicht nur ich allein!« setzte er hintergründig hinzu, und er dachte an Res Strogel.
    »Und was ist mit deiner Weltraumversion?« fragte Ev hartnäckig weiter, diesmal an Djamila gewandt.
    Djamila lächelte. »Nicht mehr so ganz überzeugt«, sagte sie.
    »Obwohl…. seit zehn Jahren wird kaum mehr bezweifelt – was vordem niemand ernsthaft glauben wollte und was damals, ihr erinnert euch, an den Grundfesten der Altertumsforschung nagte –, daß die Erde prähistorischen Besuch aus dem All hatte. Wie, wenn sie wiedergekommen sind? Heimlich alles erkunden – um sich anpassen zu können?«
    »Und die Götter von damals, die vom Himmel stiegen, waren mikroskopische Wesen, ja?« fragte Hal spöttisch.
    »Das ist eben die Anpassung«, betonte Djamila, »die Möglichkeit, unentdeckt zu bleiben!« Sie lächelte breit. »Beruhige dich, wir werden’s gleich haben!« Sie sah zur Uhr. »Wir könnten schon hineingehen«, sagte sie und stand betont langsam auf.
    Sie hatten in dem komfortablen und geräumigen Plastebau kaum Platz genommen, als der Besuch angekündigt wurde.
    Sie landeten – eingewiesen durch Funkleitwände – auf dem Konferenztisch, auf dem gekennzeichneten Platz, vor den Optiken und Schirmen.
    Auch hier hatten die Techniker Hervorragendes geleistet: Auf den Schirmen erschienen die Großen den Kleinen videoplastisch etwa drei Millimeter groß, also zwar immer noch als Riesen, aber in einer vernünftigen Relation.
    Es landete eine Hubschrauberflottille, fünf, zählte Hal. Sie bildeten ein Spalier. Als die Rotoren standen, meldeten die Kontrollgeräte erneuten Einflug. Eskortiert von zwei kleinen raketenartigen Flugzeugen, landete eine größere Maschine.
    Hal schaute über die Optik hinweg auf den Tisch. Das Flugzeug hatte immerhin die stattliche Länge von fast vier Zentimetern! Entgegen Hals Vorstellung, er wußte selbst nicht, wie er zu ihr gekommen war, entstieg dem Flugzeug kein würdiger Herr mit Bart, sondern es sprang ein junger, sportlicher Mann die letzten Stufen des Fallreeps hinunter. Ihm folgten eine junge Frau und einige, zum Teil auch ältere Männer. Das sah Hal allerdings nur durch die Optik.
    Da sich alle mit der Epoche befaßt hatten, wunderte sich niemand über die merkwürdigen Kleider und Haartrachten der Gäste.
    Sie trugen sehr derbe Anzüge mit antiquierten Verschlüssen und aufgenähten

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