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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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bisher mitgeteilt hatte, darauf hin, daß wir in eine Zwistigkeit zwischen den Kleinen hineingeraten? Hat sich das Expeditionscorps von denen, die es abgesandt haben, losgelöst? Und welche Finsternis der Manipulation tut sich da auf, wenn ein ganzes Volk über seine Herkunft im unklaren gelassen wird? Sollten sich unsere Vorsichtsmaßnahmen nachträglich als bitter notwendig erweisen, vielleicht sogar als nicht ausreichend?
    Andrerseits sah dieser Chris Noloc, sahen die Kleinen alle nicht so aus, als kämen sie mit verschleierten Absichten. Und die Offenheit, die hinter den ersten Worten stand?
    Hal konzentrierte sich weiter auf das, was gesprochen wurde.
    »Ihr und wir – sind Geschöpfe der gleichen Evolution!« Chris Noloc machte eine Pause. Djamila stieß Hal in die Rippen, Gwen warf ihm mit anerkennend verzogenen Mundwinkeln einen Blick zu. Res Strogel sah herüber, als wollte sie sagen: Na bitte!
    »Unsere Vorfahren«, fuhr Chris Noloc fort, »waren neunzehnhundertachtzig noch normale Menschen, was ihre Körpergröße betraf.« Noloc lächelte. »Vor hundertneunzig Jahren waren unsere Vorfahren zweitausend körperlich gesunde Menschen, Männer und Frauen, die ihren Staat, Blessed-Island, das glückliche Land, wie sie ihn nannten, gründeten. Ja, sie hatten – und das ist ein Ausdruck des Tragischen – diesen Staat bewußt gegründet damals, im geheimen.
    Sie waren weiter nichts als eine Sekte von Hunderten in den damaligen Vereinigten Staaten von Nordamerika, träumten von einer besseren Welt wie viele Zeitgenossen ihres Landes.
    Nur, diese Sekte unterschied sich von den anderen durch eine Kleinigkeit, freilich eine entscheidende: Sie hatte die Macht, zu verändern! Ein Teil dieser Leute waren aus der Art geschlagene Nachkommen großer Businessmen und damit sehr vermögend.
    Ihr Prophet, Professor Nhak, versprach ihnen…«
    Als Noloc diesen Namen nannte, erinnerte sich Hal plötzlich, daß das Zentrallexikon das Verschwinden dieses Professors im März des Jahres 1981 als ein außergewöhnliches Ereignis gespeichert hatte. Hal hatte dem überhaupt keine Bedeutung beigemessen, hatte es höchstens befremdend gefunden, daß ein solcher Vorfall Eingang in die Geschichte gefunden hatte.
    »… eine schöne friedliche Welt des Überflusses und des Glücks. Seine Lehre war: Der einzige Ausweg der Menschheit aus drohendem Hungertod, aus nuklearer Selbstvernichtung sei…«, Chris Noloc machte eine Pause und fuhr dann mit erhobener Stimme fort, »die Miniaturisierung des Menschen!
    Es fällt uns heute selbst schwer, unsere Vorfahren zu begreifen. Auf jeden Fall fanden Demagogen wie Nhak Gehör und Einfluß. Die Welt war damals gespalten. Der aufstrebende Sozialismus und die Welt des Kapitals standen sich gegenüber.
    Die Welt des Kapitals zerbröckelte, Märkte gingen verloren, Profite gerieten in Gefahr, es gab Krisen und Unsicherheit. Sie sahen nicht die Alternative, den Sozialismus, der ihnen natürlich wesensfremd war. Jedes Mittel war ihnen recht, um ihre Ordnung zu stabilisieren, zu konservieren.
    Nhak predigte also: Sind die Menschen kleiner, entsteht fast unendlicher Lebensraum. Unendlicher Lebensraum aber bedeutet Beseitigung von Kriegsursachen, bedeutet Neuerschließung, Forschung, Produktion – eine Renaissance der Gründerjahre nach der Entdeckung des Kontinents.
    Nhak war aber nicht nur Prophet, also einer, der nur durch Worte falsche Hoffnungen weckte, Nhak war eine Ausnahme unter den damals in Schwärmen auftretenden bürgerlichen Weltverbesserern: Er hatte neben dem Wort die Mittel, überzeugend zu verändern!
    Er wählte lange, bis er eine verschworene Gemeinschaft von etwa fünfzig Frauen und Männern zusammen hatte, mehr wollte er nicht einweihen. Sie waren sein Stamm, waren Regierung und Exekutive, und sie gaben das Beispiel!
    Um sie scharten sich im Verlauf von nur drei Jahren die fanatischen Mitmacher, insgesamt eben zweitausend. Es waren junge Leute, und sie waren begeistert, hätten ihr Leben für ihre Mission gegeben.
    Der Professor besorgte eine Insel. Diese wurde umgestaltet, den neuen, zu erwartenden Bedingungen angepaßt. Eine riesige Fläche wurde überdacht mit Glas. Dann machten sich die Mitglieder der Sekte daran, ihre künftige Welt zu schaffen.
    Gleichzeitig wurde dafür gesorgt, daß niemand etwas entbehren mußte.
    Vielleicht stimmt ihr mir zu, wenn ich meine, daß eine solche Aufgabe begeisternd wirken kann, wenn ich es sogar verstehe, daß so bewußt beeinflußte Menschen

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