Expedition Mikro
als hätte sie etwas Dringliches auf dem Herzen.
Den dreien ging es offenbar um diesen Termin. Eigentlich kein Kunststück, den zu nennen, dachte Hal. Wir brauchen doch im wesentlichen nur die Geräte, die oben auf der Plattform stehen, in doppelter Ausführung. In Gedanken zuckte er mit den Schultern. Das Wann war doch nicht so wichtig, was zählte, war das Daß!
Unterdessen drang die Stimme des fremden Expeditionsleiters weiter aus dem Lautsprecher. Hal widmete sich wieder ganz dessen Ausführungen.
»Wir schlagen vor, daß wir bis zu diesem Zeitpunkt täglich zu einer bestimmten Zeit Funkverbindung aufnehmen, um Organisatorisches zu klären. Wir meinen, daß zehn Uhr ein günstiger Zeitpunkt wäre«, sagte Chris Noloc.
Kein Zweifel, im Augenblick hatten die Kleinen die Initiative auf ihrer Seite.
Professor Fontaine mußte sich wieder dem Gespräch widmen. Er stimmte dem Vorschlag zu und nannte dann als Termin für die Begegnung den Achten des Folgemonats. Also räumt er uns noch gut zwei Wochen Zeit ein, dachte Hal.
Schöne Verzögerung! Es gibt wohl noch Bedenken, die ich offenbar übersehe…
Es hatte den Anschein, als könne das Gespräch beendet werden.
Da stand plötzlich Res Strogel neben dem Professor und bedeutete ihm, ihr einen Augenblick das Mikrophon zu überlassen.
Hal beobachtete gespannt die Szene.
Fontaine schien überrascht. Er blickte auf Res, das Mikrophon, auf Gwen und die Generalsekretärin. Die Pause wurde peinlich. Da gab er ihr das Mikrophon.
»Kollege Noloc«, fragte Res, »du hast von zwei Expeditionen gesprochen. Wann fand die erste statt?«
Pause. Es schien, als sei die andere Seite überrascht.
Res’ Gefährten blickten auch einigermaßen verständnislos.
Dann kam die Antwort: »Sie ist vor einundzwanzig Monaten gelandet und danach offenbar einer Katastrophe zum Opfer gefallen.«
Res schien unverdrossen weiter fragen zu wollen.
Professor Fontaine entwand ihr gleichsam das Mikrophon.
Aber auch von der anderen Seite endete dieser erste Kontakt plötzlich. Nach der knappen Beantwortung von Res’ Frage verabschiedete sich der Partner Noloc unter Hinweis auf die Vereinbarung, und damit waren zunächst keine weiteren Fragen möglich.
Die Anwesenden sahen sich ziemlich ratlos an. Sie hatten mit den Kleinen gesprochen, in der eigenen Sprache, und wußten dennoch nicht, wer diese sind, woher sie kommen. Das hätte doch mindestens aus dem ersten Gespräch hervorgehen müssen!
Hal bezweifelte, ob die vereinbarten organisatorischen Gespräche hierüber Aufschluß bringen konnten. Es sah ganz so aus, als wollten die Kleinen ihr »Inkognito« vorläufig nicht lüften. Besonders deshalb ging es Hal gegen den Strich, weil er nach einer Bestätigung seiner These geradezu lechzte, vielleicht auch deshalb, weil er immer unsicherer wurde.
Aber – und daran hielt er fest – es war bisher die einzige Theorie, die alle Erscheinungen im Zusammenhang mit den Kleinen einigermaßen zu erklären vermochte. Und es bereitete ihm nach wie vor eine gewisse Genugtuung, daß sich die Sicherheitsvorkehrungen, die ihm freilich in manchem etwas übertrieben vorkamen, aus seinen Ansichten ableiteten.
Professor Fontaine schien geneigt, den plötzlichen Abbruch des Gesprächs dem Verhalten von Res Strogel zuzuschreiben.
Er sagte ihr unmißverständlich, daß er ihr eigenmächtiges Dazwischenreden nachgerade als ungehörig empfinde. Gwen und Ev besänftigten ihn, die Generalsekretärin enthielt sich der Stimme, und Res sagte nachdenklich, ohne sich zu verteidigen:
»Mein lieber Kollege Professor, ich glaube, von dieser Frage hing allerhand ab. Und ich bin froh, sie gestellt zu haben!« Sie ging nachdenklich, winkte Hal noch zerstreut zu.
Dieser Noloc hat nicht verlauten lassen, wie viele sie eigentlich sind, dachte Hal. Und er dachte auch daran, daß er sich zu Hause schon des öfteren dabei ertappt hatte, wie er kleinste Bewegungen, Veränderungen in seiner Umgebung schärfer fixiert und beobachtet hatte als früher, wie er das Gebaren jedes Insekts studierte, bis er herausgefunden hatte, daß er es wirklich mit einem Insekt zu tun hatte. Er war stets gewärtig, auf Kleine zu stoßen. Was ist, wenn sie sich bereits zu Millionen unter uns befinden? Wenn sie in unseren empfindlichen Getrieben des Lebens sitzen, neuralgische Punkte besetzt halten?
Wenn sie bereitstehen, aus ihren Hubschrauberflottillen Mikroben abzusetzen, und sich danach Hunderte solcher Ströme wie der in Nordafrika über die Erde
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