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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Taschen. Überhaupt schien alles, was sie angezogen hatten, aus Einzelteilen zusammengenäht zu sein.
    Von Monoteil-Anzügen hatten sie offenbar noch nichts gehört.
    Auch die Frau ging so gekleidet. Hal hatte sie an den Körperformen, die sich unter der groben Kleidung nur bescheiden abhoben, überhaupt erst als Frau erkannt.
    Diese Kleidung hatte nichts Durchscheinendes, keine Farbenspiele, eigentlich auch nichts Bequemes an sich. Wahrscheinlich schwitzte man in ihr sogar.
    Hal sah einen Augenblick auf Djamila neben sich. Sie hatte, verglichen mit der Frau da unten, nur einen Hauch übergeworfen. Nun, es war ein neuzeitliches Gewebe mit regulierbarem Temperaturfeld und Abdunkeleffekt – aber auch diese Nebensächlichkeit provozierte wieder den nagenden Gedanken: Wie weit wird die Verständigung gehen können? Verständigung gut, aber verstehen?
    Dann nahmen die Ereignisse auf dem Tisch Hal wieder gefangen. Mittlerweile waren auch aus den Hubschraubern Kleine ausgestiegen, einige trugen Geräte. Sie hatten sich zu einer Gruppe von etwa fünfundzwanzig formiert, in der Hal nun auch weitere Frauen ausmachte.
    An der Spitze ging der junge Mann. Hal vermutete, daß es jener Chris Noloc war, jener, der mit ihnen die ersten Worte gewechselt hatte.
    Jetzt blieb er zögernd stehen, mit ihm die übrigen.
    Tja, von den Großen konnte schlecht einer entgegengehen, sie zu begrüßen. Es entstand eine Verlegenheitspause. Außerdem zeigte sich eine peinliche Unzulänglichkeit der Vorbereitung: Sie hatten keine Sitzgelegenheiten für die Gäste!
    Wieder war es einer der findigen Techniker, der Rat schuf.
    Er zog einen haarfeinen Kupferdraht durch die Fingernägel.
    Der straffte sich, krümmte sich leicht, bekam Spannung. Diesen Draht schob er vorsichtig zwischen die Flugzeuge.
    Die Gäste begriffen und setzten sich.
    Das war schon komisch!
    Hal versetzte sich in die Lage der Besucher: Wie würde ich mir vorkommen, überlegte er, auf einem Flugplatz vor einer Reihe überdimensionaler technischer Apparaturen auf einem runden Metallbarren zu sitzen, im Hintergrund Flugzeuge und vorn in den Bildschirmen – immer noch riesenhaft – videoplastisch vorgegaukelte Wesen, die mich wie einen Zirkusakteur anstarren. Bei dem Gedanken schüttelte es Hal.
    Die Gäste saßen dicht nebeneinander in eine m flachen Kreisausschnitt – so wie sich der Draht gekrümmt hatte. Einige von ihnen liefen umher und zogen Kabel, schlossen sie an mitgebrachte Apparaturen an.
    Dann war es soweit.
    Es hatte sich herausgestellt, daß die Generalsekretärin und Professor Fontaine unter anderem historische Weltsprachen studiert hatten und Antik-Englisch sprechen konnten. Einer – nach Hals und Djamilas Ansicht antiquierten – Höflichkeitsgeste folgend, sollte sich das Gespräch in dieser Sprache abwickeln. Alle anderen hörten eine simultane Übersetzung.
    Hal fand das merkwürdig, weil es sich ja herausgestellt hatte, daß nicht nur dieser Noloc, sondern auch die Techniker, mit denen die vorbereitenden Gespräche geführt worden waren, sowohl Deutsch als auch die Intersprache einigermaßen beherrschten.
    Hal mußte dann auch laut lachen, als Noloc sich für seinen Bericht dieser Intersprache bediente.
    Was bei dem Gespräch herauskam, war, abgesehen von dem ungeheuerlichen Ursprung, eigentlich nur das Ende einer Kette logischer Verknüpfungen.
    Es waren Menschen, die Kleinen, auf eine eigenartige, tragische Weise den Großen entrückt, nicht nur im Wachstum auf 1:2050 verkleinert, sondern auch in der Entwicklung um mehr als ein Jahrhundert zurückgeblieben – mit heutigen Maßstäben gemessen.
    Nach einem Höflichkeitswortgeplänkel erzählte Chris Noloc die schier unglaubliche Geschichte der Kleinen:
    »Ich muß euch zunächst folgendes gestehen«, begann er. Er hatte sich erhoben und ein Papier aus der Tasche gezogen. »Bis vor kurzem, bis zum Tode unseres eigentlichen Expeditionsleiters Tocs hätte auch ich über unsere Herkunft nichts sagen können, weil ich sie wie die überwiegende Mehrheit von uns selbst nicht kannte. Tocs erklärte mir als seinem Nachfolger kurz vor seinem Tode die Zusammenhänge. Wir«, Chris Noloc machte eine umfassende Armbewegung über die Sitzenden hinweg, »haben den Bann, der über unserer Vergangenheit lag, gebrochen. Die Mannschaft der Expedition ist voll eingeweiht – nicht aber die Mehrheit unseres Volkes.«
    Hal sah auf Djamila. Sie verstanden sich. Was kommt da auf uns zu, dachte Hal. Deutet das wenige, das Noloc

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