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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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ließ.
    Karl hingegen pfiff vergnügt vor sich hin.
    Die Gastgeber sandten einen kegeligen Leitstrahl, der aus einer Anzahl ineinandergeschachtelter Strahlen bestand, die sich bis hin zu einem dünnen Strahlenbündel, der Kegelachse, verjüngten. Das gesamte Leitsystem pulste – großer Kegel, Zwischenstufen, dünnes Bündel. Auf diese Weise war es Karl möglich gewesen, vom Kegelmantel her bis zur Achse vorzudringen, und er brauchte nun nur darauf zu achten, daß der Mittelpunkt seines Anzeigeschirmes mit der auftreffenden Kegelachse übereinstimmte. Er wußte, daß er auf diese Weise sicher auf einen vorbereiteten Landeplatz geraten würde.
    Sie flogen auf die Stadt zu. Wieder wuchsen die himmelwärts strebenden Wände vor ihnen auf, in der Tiefe gestaffelt, darüber und dazwischen Riesenbaumkronen und jetzt, zu dieser frühen Nachmittagsstunde, eine große Menge von Fahr- und Flugzeugen.
    Je näher sie der Stadt kamen, desto aufmerksamer wurde Karl, wie es schien, jedoch völlig unbegründet. Keines der Flugzeuge kreuzte den Strahl, auf dem sie flogen, niemand beachtete sie.
    Trotz der Erregung, in der sie sich befand, fühlte sich Gela glücklich. Zum erstenmal flogen sie in die Stadt der Makros, ohne eine Gefahr befürchten zu müssen.
    Sie hatten sich den Großen anvertraut, sich in deren Hand begeben – obwohl offiziell auch in der Expeditionsmannschaft noch von Vorsicht und Zurückhaltung gesprochen wurde. Es würde noch lange dauern, bevor es zu einem echten Austausch kommen konnte, aber Gela fühlte keinen Argwohn, und Chris hatte ihr Mut gemacht.
    Überhaupt Chris! Gela hatte sich oft die Frage gestellt, was wäre, wenn Harold plötzlich lebte, auftauchte. Sie hatte es am Abend zuvor ehrlich gemeint, als sie Chris sagte, daß sie ihn liebte – und doch! Weiß man, wie man sich verhält, wenn plötzlich wirklich ist, woran man nicht glaubt?
    Würde es Harold wirklich verstehen? Wieweit baut einer, der auszieht, für alle etwas zu tun, auf die Zurückbleibenden? Wie wirkt es auf ihn, wenn das Vertrauen gebrochen wird? Hundertmal hatte sich Gela diese Frage gestellt und ebensooft keine Antwort gefunden.
    Es war ihr ein schwacher Trost, daß so etwas in der Geschichte der Menschheit schon millionenfach vorgekommen war. Aber immer wurde der Stab über den gebrochen, der sich als schwach erwiesen hatte. Aber liegen nicht gerade in der Entscheidung, in der verantwortungsbewußten Entscheidung Mut und Stärke? Sich zu jemandem zu bekennen, den man liebt, gegen Gewissensqual und Nachrede, ist doch wohl mehr, als in der Erinnerung zu leben, Vergangenes egoistisch zu bewahren.
    Carol zupfte Gela am Arm, riß sie aus ihren Grübeleien. Sie flogen in mäßiger Höhe eine Art Straße entlang. Carol hatte den Transopter, wie Ennil das von ihm entwickelte Gerät genannt hatte, vor das Fenster geschoben, ein optisches System, das stark verkleinernd wirkte, so daß die Proportionen der Makrobauten wesentlich überschaubarer wurden.
    Links und rechts der Zeile hingen eigenartige Hochhäuser.
    Sie glichen entfernt Wendeltreppen, deren Stufen aus Einzelwürfeln bestanden und die Riesen zum Ersteigen dienen konnten, gegen die die Makros wie Zwerge wirken mußten. Die Würfel standen jeweils mit einer Kante übereinander. Aus der Ferne wirkte das wie kubischer Rosenkohl an einem verhältnismäßig dünnen Stamm. Dieser Stamm überragte das Gebilde.
    Von seiner Spitze liefen glitzernde Seile zu den Würfelecken.
    »Da hat jeder sein Haus«, stellte Carol fest. »Nur stehen sie übereinander, jedes mit Dachgarten und Sicht nach allen Seiten.«
    »Energie- und Materialverschwendung«, bemerkte Karl Nilpach und beugte sich zur Seite, um ebenfalls durch den Transopter blicken zu können. Er hatte den Autopiloten eingeschaltet und ließ den Hubschrauber langsam den Strahl entlang fliegen.
    »Das wird nicht mehr die Rolle spielen«, sagte Gela. »Du hast ja gehört: Die Bevölkerung der Erde erhält, aber vermehrt sich nicht. Die Makrobevölkerung meine ich natürlich. Das muß bei intensiver Produktion zwangsläufig zu Überschüssen führen – warum dann nicht so etwas?«
    »Sie haben es jedenfalls geschafft, miteinander zu leben, auch als Große. Brauchten nicht zu den Ameisen herabmutiert zu werden«, stellte Karl Nilpach fest.
    »Welch einen Irrsinn hatten sich unsere Vorväter da nur ausgedacht!« Carol schüttelte den Kopf.
    »Das Kleinsein hat auch seine angenehmen Seiten!« Karl Nilpach schmunzelte. »Wenn ich mir so

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