Expedition Mikro
aus.
Hal Reon hätte eigentlich allen Grund gehabt zu triumphieren. Eine recht gut dem Grundgedanken angeglichene Variation dessen, was er als erster vermutet hatte, wurde von dem Bericht bestätigt. Und dennoch konnte er nicht froh werden. Er fühlte sich angerührt von dem Schicksal der Kleinen. Ungeheuerlich und unvorstellbar, daß Menschen einmal zu solchen Machenschaften fähig gewesen sein sollten.
Freilich, man hatte davon gehört. Aber da vorn saßen sie auf einem Draht, mit bloßen Augen kaum zu erkennen, mit der Gewißheit ihres unvermeidlichen Untergangs.
Hal sah zu Djamila. Sie starrte vor sich hin, erschüttert wie er.
Dann stand die Generalsekretärin auf. Sie sagte nicht viel, aber Konkretes. Sie versprach, daß das Möglichste versucht werden würde, die Mission der »kleinen Brüder«, wie sie sich ausdrückte, erfüllen zu helfen. Sie schlug die kurzfristige Bildung eines gemeinsamen Gremiums der Kleinen und Großen vor, in dem die nächsten Schritte beraten werden sollten.
Chris Noloc bat um ein Dach über dem Stützpunkt und um einen Schutz gegen Insekten.
Beides war eine Kleinigkeit, wie überhaupt die Hilfe für die Kleinen nicht so schwierig sein konnte.
Viel schwieriger stellte sich Hal die Eingliederung dieser Menschen in die Gesellschaft der Großen vor. Fast anderthalb Jahrhunderte trennen sie. Das wird ein Prozeß über Generationen werden. Freilich, stehengeblieben sind sie nicht, überlegte er. Sie mußten ihr Wissen, ihr technisches Potential im Vergleich zu dem von 1990 umfassend erweitern – aber das ist in unserem Sinne kaum zu progressiv, oder? Mit Ameisenkanonen und mechanischen Scheren zum Zerschneiden von Spinnennetzen können wir freilich nichts beginnen. Aber ihre Arbeiten im Mikrokosmos? Hal dachte an den Strom, dieses grauenvolle, graue Band, über dem er im Gleiter gestanden, den Res eingeschweißt durchwatet hatte. Er sah zu ihr hinüber.
Mit hochrotem Kopf notierte sie eifrig.
Neue Werkstoffe könnten sie ebenfalls entwickelt haben…
Wie sagte Noloc: Wir beherrschen den Mikrokosmos. Hal wurde es siedendheiß. Erst jetzt wurde er sich bewußt, was das bedeuten konnte, zum Beispiel für die Medizin. Warte nur, Royl, dachte er grimmig. Ich werde dir bald Katalysatoren hinsetzen, daß dir die Augen übergehen.
Sie verabredeten ständige Funkkontakte und verabschiedeten sich für diesmal.
Hal taten sie sehr leid, als sie lächelnd und winkend in ihre Flugzeuge stiegen. Er freute sich aber auch auf die nächsten Kontakte. Sie hatten versprochen, Bücher und weitere Filme mitzubringen, die mehr von ihrem Leben berichten würden.
Gwen schob das große und einer der Techniker die kleineren Flugzeuge behutsam in Startposition.
Zuerst erhoben sich die Hubschrauber und blieben mit feinem Surren über den Köpfen hängen. Dann startete das große Flugzeug mit seiner Eskorte.
Glitzerig, wie ein kleiner Fischschwarm bewegte sich die Ministaffel im Leitstrahl auf das Fenster zu.
Siebzehntes Kapitel
Der Abend war lau. Das Licht des Mondes brach sich in den Taukugeln, die an einzelnen Moosstämmen hingen, und es schien, als blitzten Sonnen auf, wenn die Reflexe das Auge trafen. Über das Dach, das die Makros gleich am Morgen des Tages nach dem ersten Treffen montiert hatten, schabte ein Blatt. Es hörte sich an, als blättere in unmittelbarer Nähe ständig jemand in einer großformatigen Zeitung.
Chris Noloc stand in der Tür des Unterkunftshauses und genoß Anblick und Duft.
Silhouettenhaft standen dort die Hubschrauber mit schlaffen Rotorblättern, als schliefen sie. Der Rumpf des Düsenjets schimmerte matt. Durch das transparente Dach glitzerten Sterne. Eine Schliere im Material ließ einige scheinbar tanzen, wenn Chris den Kopf etwas bewegte.
Aus dem Gang hinter ihm drangen gedämpft Stimmen. Es waren lebhafte Diskussionen im Gange, welche Maßnahmen für die Zusammenarbeit mit den Makros die vordringlichsten seien, wie sich der Kontakt gestalten könne und wie das Leben der Makros nun wirklich einzuschätzen sei.
Chris fühlte sich trotz der über das Maß anstrengenden vergangenen Stunden leicht, voller Spannkraft und Tatendrang.
Das Ziel schien greifbar, und seit Tocs’ Eröffnung wußte er, wie wichtig jeder Tag wurde, mit dem sie der schöpferischen Zusammenarbeit mit den »Himmelssöhnen« nahe kamen; denn jeden Tag wurden Kinder geboren, bei denen mit hoher Wahrscheinlichkeit die Memloss fortschreiten würde.
Chris strich sich über Stirn und Augen. Ein
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