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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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meist dornigen Bäumen bestanden war. An vielen Stellen ragte verwitterter, rotbrauner Korallenfels aus dem Boden. Dazwischen, auf mageren, ausgelaugten Sedimenten, wuchsen spärlich hartes Gras, Moos und Disteln. Eine Menge verschiedener Vögel hauste im Gebüsch und vollführte einen Höllenlärm, allerdings ohne übertriebene Scheu. Ab und an huschte eine grünschillernde Eidechse in ihr Versteck. Die drei gingen behutsam landeinwärts.
    »Noch ein Stück, und ihr könnt die ›Ozean‹ absetzen«, ließ sich Gela abermals vernehmen. »In wenigen Augenblicken werden Hubschrauber von uns hier sein, die uns geleiten. Verwechselt sie aber nicht mit Fliegen – die es hier übrigens kaum mehr gibt. Wir haben sie weitgehend ausgerottet. Deshalb sind wir auch vor den Vögeln einigermaßen sicher. Die mußten sich auf andere Nahrung umstellen. Ihr wißt, wie sehr wir auf unsere Flugzeuge angewiesen sind, ohne sie wären wir unbeholfen.«
    »Gehen wir noch ein Stück«, sagte Professor Fontaine, als Hal Anstalten traf, das Kästchen abzusetzen.
    Er hat leicht reden, dachte Hal, er trägt schließlich das Ding nicht.
    Hinter einer nahen Buschgruppe begann das Ruinenfeld.
    Auch hier fiel der Festungscharakter auf. Die müssen damals eine mächtige Angst gehabt haben, daß ihnen jemand hinter die Schliche kommt, dachte Hal.
    Der Stacheldraht, der hier ehemals die Mauern krönte, war allerdings längst verrottet, offenbar hatte er nicht aus dem dauerhaften Material bestanden wie der Zaun. Braune Streifen auf zerfressenem algenüberzogenem Beton ließen nur vermuten, daß es ihn ehedem hier gab.
    Die Mauern zeigten an verschiedenen Stellen breite Breschen. Dahinter standen – noch verfallener – Reste von flachen Häusern, aus deren Innerem, hier prächtig, weil windgeschützt, die Kronen von Büschen und Bäumen ragten. Hinter diesem ziemlich ausgedehnten Komplex schimmerte es hell durch den Bewuchs.
    Und aus dieser Richtung kam auch das Summen, das dann plötzlich um sie herum war und das Hal und Djamila sehr vertraut vorkam.
    »Deine Leute sind da«, berichtete Hal Gela.
    »Das ist schön«, sagte sie leise. »Ich bin richtig aufgeregt!
    Fast könnte ich es bedauern, daß ich mich bereit erklärt habe, euch die nächste Zeit zu betreuen.«
    »Soso«, entrüstete sich Hal scherzhaft.
    »Na, du verstehst das doch, oder?« fragte sie zurück.
    »Klar, außerdem haben wir Zeit, so daß auch du erst einmal Urlaub machen kannst. Ihr müßt uns nur sagen, wo wir uns aufhalten können, ohne euch zu gefährden.«
    »Warte, unsere geben etwas durch«, unterbrach Gela das Gespräch. Dann sagte sie: »Für euch: Noch ein paar Meter weiter, dann kommt freies Gelände. Dort setzt bitte die ›Ozean‹ ab, und dort wartet bitte, bis ich mich wieder melde! Ihr könnt euch frei bewegen. Niemand von uns befindet sich außerhalb der Überdachung.«
    Hal teilte Djamila und dem Professor Gelas Instruktion mit.
    Fontaine murmelte zwar etwas vor sich hin, nickte dann aber.
    Sie erreichten unterdessen eine fast schuttfreie Stelle zwischen den Ruinen und hatten von deren Rand aus einen freien Blick auf die Giebelfront beachtlicher Glashäuser.
    Hal setzte das Kästchen vorsichtig auf den Boden, drehte es so, daß die Öffnungsklappe zu den Glashäusern hinzeigte, und klappte sie hoch. Und dann ruckte drin die »Ozean« auch für die Begriffe der Großen recht kraftvoll an.
    Drei Hubschrauber der ausgesandten Eskorte flogen vor der »Ozean« her. Die übrigen vier oder fünf waren höher gestiegen und hatten bereits einen Vorsprung.
    Die »Ozean« steuerte geschickt auf den kahlen Flächen des rauhen Bodens, schlüpfte unter Distelblättern hindurch, fand die Verbindung zur nächsten unbewachsenen Bodenfläche, stoppte scharf, als eine Eidechse ihren Weg kreuzte, und fuhr an einer Stelle in das nächstgelegene Glashaus ein, wo eine Ecke an einer Scheibe fehlte. Die Hubschrauber flogen auf und senkten sich oben in ein herausragendes Plasterohr, das wahrscheinlich der Entlüftung diente.
    »Uff«, stöhnte Professor Fontaine, »machen wir es uns bequem.« Er fuhr sich mit einem Erfrischungstuch über die Stirn.
    Auch den anderen war es warm geworden, sie hatten vor lauter Erwartung nicht darauf geachtet. Djamilas Gesicht glänzte.
    Hier in der Windstille wirkte die Äquatornähe.
    »Hoffentlich dauert es nicht so lange«, setzte der Professor seinen von Ungeduld getriebenen Monolog fort. »Kompetent, Verhandlungen aufzunehmen, sind wir auch nicht!

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