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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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haben könnte. Und da war auch ein Stück des Zaunes zu sehen. Hal verfolgte ihn mit den Augen und entdeckte ihn auch in den Klippen über dem Landeplatz. Es mußte eine Hundearbeit gewesen sein, ihn anzulegen.
    Hal sah durch das Fernglas, war überrascht und machte die anderen aufmerksam: »Der Zaun ist noch so gut wie erhalten, nichtrostender Stacheldraht – aber da sind Schilder. Wartet!«
    Er begann zu buchstabieren und wehrte gleichzeitig Djamila ab, die ihm das Glas von den Augen nehmen wollte.
    »›Achtung‹« übersetzte Hal, »›Äußerste Lebensgefahr.‹ Das gesamte Inselgelände ist chemischbakteriologisch verseucht. –
    Aha«, stellte er dann fest und erläuterte weiter, »Etwa alle fünfzig bis hundert Meter steht so ein Schild.«
    »Wenn ich unverhofft auf so etwas träfe«, bemerkte Professor Fontaine, »ich glaube, ich würde schleunigst das Weite suchen!«
    »Das wird man wohl hier auch bezweckt haben«, sagte Djamila nachdenklich.
    »Eben«, setzte Hal hinzu. »Und deshalb auch das dauerhafte Material!«
    Keiner der drei dachte im entferntesten an eine tatsächliche Gefahr. Hier hatte man sich etwas ausgedacht, das zufällige Besucher von der Insel abhalten sollte. Unbewohnt war sie wohl seit jeher. Daß vor vielen Jahren hier militärische Forschungen betrieben wurden, dürfte damals zumindest auf Antigua bekannt gewesen sein trotz aller Geheimhaltung. Und der Oberprophet Nhak wird alles getan haben, die Unzugängigkeit der Insel noch zu betonen. Sicher stammen Zaun und Tafeln noch von ihm. Die mit Erfolg zur Schau gestellte Dauerhaftigkeit ließ fast keinen anderen Schluß zu.
    »Wollen wir es dort versuchen?« Hal wies zur Treppe. Die anderen stimmten zu. Erst jetzt fiel Hal etwas Naheliegendes ein. Er fragte in das Mikrophon hinein: »Gela, wie habt ihr überhaupt mit der ›Ozean‹ die Steilwand überwunden?« Er sprach, ohne die Antwort abzuwarten, weiter: »Ich könnte mir vorstellen, daß trotz des Masse-Luftverhältnisses das Schiff beträchtlich Schaden erlitten hätte, wenn ihr es einfach hinabgerollt hättet.«
    Gela lachte. Dann sagte sie: »Luftschiff. Wir haben extra dafür ein riesiges Luftschiff gebaut. Das hat uns auch über die Brandung hinweggetragen.«
    »Ja, aber«, Hal zeigte sich überrascht, »weshalb seid ihr da nicht gleich…«
    »Mit einem Luftschiff können wir nur bei Windstille etwas anfangen«, fiel sie ihm ins Wort. »Wir brauchten viel zu starke Maschinen, um im Wind manövrierfähig zu bleiben. Du kannst dir denken, wie lange wir hier auf eine Windstille warten mußten!«
    Hal gab sich zufrieden. »Kennt ihr die Treppe, die hier hinabführt?«
    Gela schwieg. Dann fragte sie: »Was meinst du?«
    Hal wurde sich der Albernheit seiner Frage bewußt. Natürlich hatten sie das Gebilde nicht als Treppe erkannt. Die Transopter hatten sie schließlich erst vor kurzem entwickelt. Deshalb erklärte er: »Hier führt eine in den Fels gehauene Treppe durch die Klippen nach unten. Dort werden wir versuchen, zu Fuß nach oben zu gelangen, und oben dann die ›Ozean‹ absetzen.«
    »Warte«, sagte Gela nachdenklich, »Treppe sagst du? Das könnte das sein, was wir Riesenkaskade nennen. Wenn es stark regnet, bildet sich hier ein stufenförmiger Wasserfall. So sagten es jedenfalls die Mutigen, die sich kurz nach einem Regen hinausgetraut hatten. Früher sind hier etliche von uns verunglückt, viele von den Vertriebenen… Wenn es diese Kaskade ist, muß oben bis zu ihrem Anfang ein für die ›Ozean‹ befahrbares Gelände reichen. Augenblick, ich spreche mit Chris.«
    Wenig später meldete sich Gela erneut. »Es ist so, wir wollen es versuchen. Oben kann die ›Ozean‹ mit eigener Kraft nach Hause fahren…«
    »Gut«, sagte Hal, und zu den anderen gewandt, die aufmerksam das Gespräch verfolgt hatten: »Sie glauben, die Treppe zu kennen. Gehen wir!« Zu Gela sagte er: »Achtung, ich nehme euch jetzt aus dem Gleiter! Festhalten!« Ihm wäre es lieber gewesen, jemand anders hätte das Kästchen getragen. Aber durch seine Sprecherrolle fühlte er sich verpflichtet, es selbst zu tun. Er dachte an sein Ungeschick, als er die »Ozean« geholt hatte, und geriet ins Schwitzen.
    Je näher sie der Treppe kamen, desto mehr machte der Strand einen aufgeräumten Eindruck. Es lag weniger Geröll umher, in das Wasser hinein zog sich ein buhnenähnlicher Wall, der künstlich zu sein schien. Der Palmenhain, nun zwar verwahrlost, ließ eine gewisse Systematik erkennen. Am Fuß der Treppe

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