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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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wiederzufinden?
    Wie groß war die Entfernung zum Stubben? Würde das Nahfunkgerät es schaffen? Schafft das Gerät nach diesem Sturz überhaupt noch etwas? Karl würde von ihr Entscheidungen erwarten…
    Es ist gut, dachte sie, daß Karl hier ist. Er hat sich schon immer zu helfen gewußt.
    Gela stellte all diese Fragen nicht laut, sondern sprach erst einmal den Broten zu, die von Karl mit an Zauberei grenzender Schnelligkeit bereitet worden waren.
    Es wurde heller. Das von außen eindringende Rauschen schwächte sich ab. Das Wasser vor den Kabinenfenstern sank rapid.
    »Gleich vorbei«, kommentierte Karl Nilpach kauend. »Na also, da werden wir unser Vögelchen bald besichtigen können.«
    »Es wird wohl beim Besichtigen bleiben«, sagte Gela fragend.
    Karl spürte ihre Besorgnis. Er sagte, indem er ihr leicht die Hand auf den Arm legte: »Nur eines gibt es nicht: Aufgeben!«
    Es klang nicht pathetisch, eher selbstverständlich.
    Gela war ihm dafür dankbar. Sie wurde zuversichtlicher und wünschte sich, daß das Unwetter endgültig vorüber wäre und sie tätig werden konnte.

Viertes Kapitel
    »Es sind Blöcke von diesem Spezialbeton, so ungefähr«, Res Strogel entwarf mit dem Lichtschreiber eine nicht gerade sehr gelungene Skizze eines Würfels, »die wir einfach ohne Bindemittel aneinanderlegen.
    Ich glaube, es ist nun auch klargeworden, was das für uns bedeuten würde: Der Organismenstrom, der jetzt na hezu fünfzig Meter breit ist, würde auf einem Quadratmeter eingedämmt werden. Wesentlich dabei ist natürlich, daß der Aufbau, ich will einmal sagen, der Freßstraßen, unproblematisch wird.
    Dieser Spezialbeton braucht euer Gas, und zwar jenes, das zu sechzig Prozent aus dem Inland und zu vierzig Prozent aus Sibirien stammt. Wir haben noch nicht herausbekommen, welche Komponente des Gases es ist, die die Wirkung auslöst.
    Feststeht, und das ist für uns ausschlaggebend, daß diese Organismen den so behandelten Beton jedem anderen vorziehen, daß er aber gleichzeitig sozusagen ihre Zufriedenheit fördert, sie satt und träge macht, ihre Fortpflanzungsfreudigkeit hemmt, sie also im ganzen nach einer derartigen Mahlzeit weniger kämpferisch sind. Also, sie benehmen sich wie einige unserer Zeitgenossen.« Res lächelte hinterhältig und blickte in die Runde. Es klang Lachen auf. »Solange wir den genetischen Schlüssel nicht haben, ist euer Gas das bisher wirksamste Mittel…«
    Hal Reon hatte, ohne sich in die Diskussion zu mischen, bisher gespannt zugehört. Nicht nur, daß diese Frau, die da so selbstherrlich ins Werk geschneit kam und eine Leitungssitzung veranlaßt hatte, sehr anziehend war, in ihren Ausführungen steckte überdies reichlich Zündstoff. Nicht alle in der Runde waren sich offenbar der Tragweite des Anliegens bewußt. Fragen, die gestellt wurden, deuteten darauf hin.
    Res Strogel antwortete geduldig und präzise. Dabei sah sie abgespannt, beinahe müde aus, stellte Hal Reon fest. Ihr schmales Gesicht zeigte einen herben Zug um den Mund, und einige Male schien es, als schweiften ihre Gedanken weit ab.
    Hal Reon fühlte so etwas wie Genugtuung. War nicht die Anwesenheit dieser Res Strogel, die sich da vorn jetzt über den kurzgeschorenen Kopf strich, daß sich das Knistern der Haarstoppeln bis hin zu Hal Reon ahnen ließ, war ihr Anliegen nicht im Grunde genommen eine Bestätigung seiner eigenen Idee, seiner Forderung, das Katalysatorenproblem mikrobiologisch zu lösen? Ich werde es gleich nachher noch einmal anstechen, mein lieber Kollege Royl, nahm er sich vor.
    Aber es dauerte noch eine Weile, bevor dieses Vorhaben verwirklicht werden konnte: Zunächst wurden Fragen gestellt, die den Ursprung dieses gefräßigen Organismenstroms betrafen.
    Direktor Royl brach den Disput ab. Er bedeutete Res Strogel sehr höflich, daß es zweckmäßig sei, bereits jetzt das kombinatseigene Hotel aufzusuchen, weil der Ordnungsdienst noch anwesend sei und weil er die Betreuung eines so angenehmen Gastes nicht allein der Obhut des Computers überlassen wolle.
    »Es ist eben auch nur ein Computer«, sagte er scherzend, »mit all seinen Schwächen.«
    Es wurde vereinbart, daß Res Strogel tags darauf die Entscheidung der Kombinatsleitung mitgeteilt werde.
    Als Royl sie hinausbegleitete, bedeutete er den übrigen Anwesenden, die Plätze beizubehalten. Zurückgekehrt fragte er:
    »Also, wie ist die Meinung, machen wir es?«
    Hal Reon meldete sich. Er blickte in die Runde, räusperte sich und fragte: »Darf ich

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