Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
Vom Netzwerk:
sie es bei ihm noch nicht bemerkt hatte.
    Die Maschine wurde abermals von einem heftigen Stoß getroffen, sackte etliche Fuß ab und nahm eine beängstigende Schräglage ein. Karl Nilpach drosselte den Motor, ohne noch eine Äußerung von Gela abzuwarten. Die Maschine sank rapid.
    Plötzlich zuckte ein Blitz auf, dem dumpfes Grollen folgte, das den Lärm des Triebwerks übertönte. Karl Nilpach kämpfte bereits mit dem Sturm. Das Flugzeug hing schräg und hatte gegen den Willen des Piloten Fahrt aufgenommen.
    Sie waren bis in die Wipfelregion gesunken. Der Sturm wurde stärker. Am Hubschrauber vorbei trieben abgerissene Blätter, die in der Nähe der Kanzel die Sicht völlig nahmen und die die Dämmerung noch unheimlicher machten.
    Gela biß die Zähne zusammen. Sie klammerte sich am Kopilotensitz fest und versuchte, sich durch Blicke nach unten zu orientieren. Es ging darum, den Rastplatz zu finden.
    »Ich schaffe es nicht!« rief Karl Nilpach. Auf seiner Stirn stand Schweiß.
    Die Schraube wehrte sich verzweifelt gegen den Sturm. Sie brachen durch die Wipfel, wurden plötzlich wieder hochgerissen, dann wurde es Nacht um sie herum, aber noch flog die Maschine. Dann ein harter Schlag, noch einer. Das Ende, dachte Gela. So sieht das also aus. Sie war ruhig.
    Das Triebwerk setzte aus, aber das Flugzeug stürzte nicht. Es prallte dumpf auf etwas Nachgiebiges, wurde zurückgeschleudert, sackte durch, dann überschlug es sich, wurde von einem sehr harten Stoß getroffen, fiel.
    Plötzlich wurde es heller. Wie ein Vorhang löste es sich von den Scheiben. Waren wir in ein Blatt gewickelt? fuhr es Gela durch den Kopf.
    Dann brach draußen das Unwetter los. Wasserbäche stürzten.
    Riesige Tropfen trieben mit der Maschine in die gleiche Richtung, schlugen platzend irgendwo auf. Dunkle, vorbeihuschende Gegenstände wechselten mit trüber Helligkeit. Zu erkennen war nichts.
    Gela saß rittlings auf dem Sessel, umklammerte mit Armen und Beinen die Lehne und überstand so das Überschlagen und harte Anprallen der Maschine verhältnismäßig gut.
    Karl Nilpach hatte sich zwar festgeschnallt, vertraute aber offenbar zu sehr den Gurten. Einmal preßte ihn der Andruck in den Sitz, ein andermal hing er wie ein in seinen Leinen verfangener Fallschirmspringer am Sessel.
    Plötzlich folgte ein Aufschlag, dann ein Kullern. Die Maschine rollte!
    Gela wurde es übel. Bevor jedoch ihr Magen kräftig revoltierte, trat mit einem Schlag Ruhe ein. Der Flugapparat lag auf der Seite, aber er lag offenbar fest.
    Gela sah auf. »Karl«, sagte sie. »Karl, wir haben es überstanden!« Es klang, als glaube sie es nicht.
    Karl Nilpach lächelte ihr zu. Er begann sich aus den Gurten zu befreien.
    Gela sah sich um. Dann rief sie: »Wasser!« Sie wies zur Luke. Eine Wasserkugel quoll in den Raum, ein Zeichen, daß die Hermetik der Kabine gestört war.
    »Kein Wunder«, bemerkte Karl Nilpach und zeigte zum Fenster. Es war nicht klar, worauf er seine Worte bezog, auf die undichte Kabine oder die trübe Flüssigkeit, die bis hoch oben die Kabinenfenster von außen umspülte.
    Die eingedrungene Wassermenge vergrößerte sich nicht. Der Druck in der Kabine hielt das Gleichgewicht.
    Nach dieser Feststellung erst fühlte sich Gela wirklich gerettet. Dann quälte sie ein Gedanke: Wie haben die Gefährten auf dem Plateau das überstanden? Sie hatten nicht die behütende Kabine des Hubschraubers. Das Zelt hat dem nicht standgehalten.
    Aber dann verscheuchte sie den Gedanken. Sie dachte an Chris, und das beruhigte sie. Ihm wird etwas eingefallen sein, sagte sie sich. Aber hoffentlich fällt uns auch etwas ein…. Im Augenblick schien die eigene Hilflosigkeit erdrückend. Was würde geschehen, wenn das Unwetter vorüber war?
    Auch Karl Nilpach machte einen niedergeschlagenen Eindruck. Er spürte Gelas Blick, rutschte vom schrägstehenden Sitz und sagte, und es klang beinahe heiter: »Alles erträgt sich leichter, wenn der Mensch etwas im Magen hat.« Und als Gela abwinkte, fügte er hinzu: »Doch, doch! Außerdem wissen wir nicht, was nachher kommt.« Er ging, so gut es der schrägstehende Kabinenboden zuließ, zum Vorratsbehälter und kam mit einigen Wurstkonserven und Dauerbrot wieder.
    Gela bewegten mehrere Fragen: Wieviel Proviant ist vorhanden? Wir haben den Hubschrauber im wesentlichen ausgeräumt. Wird Karl die Maschine flottbekommen? Kaum – nach den Stößen und allzu harten Schlägen, also, welche Möglichkeit besteht dann überhaupt, die Gefährten

Weitere Kostenlose Bücher