Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
Vom Netzwerk:
der Signale von der »Ozean« war ohnedies schon schlecht genug, wie sollte da hier die Umgebung abgehorcht werden. Zu allem Überfluß bemerkte Karl Nilpach nach dem Gespräch: »Noch ein paar Meilen nach Süden, und mit dem Senden vom Boden aus ist es vorbei.«
    Chris’ hatte sich, was er von sich eigentlich noch nicht kannte, eine eigentümliche Spannung bemächtigt. Er fühlte gleichsam greifbar, vor Entscheidendem zu stehen.
    Seinem Vorschlag über die Weiterführung der Erkundung wurde zugestimmt. Nur Charles Ennil gab zu bedenken, daß sie durch fliegende Großtiere arg in Bedrängnis geraten könnten und er keinen gesteigerten Wert darauf lege, in deren Verdauungsorganen abermals Irrfahrten zu veranstalten.
    Chris teilte ihn daraufhin als Funkwache ein, weil die gesamte Funkanlage zur Masseverringerung des Flugzeuges ohnehin ausgebaut werden sollte. Ennil war damit sofort einverstanden.
    Dann ahnte Chris den Grund: Er hatte sich als Untersuchungsobjekt den Leichnam des erlegten Tieres erbeten.
    Gela hatte ihn ebenfalls durchschaut. »Ein saftiges Steak für mich«, rief sie von der Luke des Hubschraubers her. Sie startete mit Karl Nilpach zum ersten Erkundungsflug.
    Der Hubschrauber stieg schnell, und es dauerte nicht lange, bis er über den Wipfeln der riesigen Bäume den Blicken der Zurückgebliebenen entschwunden war.
    Gela genoß den Aufstieg. Eine ganze Weile flogen sie durch das Chaos der riesigen Blätter, die im Wind vibrierten und eine ständige Gefahr für das im Vergleich dazu winzige Flugzeug bildeten. Mehrmals erblickte Gela auf diesen Blättern Ants und andere Tiere, etliche von der Art des von Chris erlegten. Sie saßen dort einträchtig zu Dutzenden und ästen.
    Dann wurde es lichter. Das Flugzeug erhob sich über den Wipfeln, die in einem grünen, wogenden Meer versanken.
    Darüber hin huschten riesige Flugtiere, die Gela an Ennils Unkerei erinnerten und sie nun doch mit einigem Unbehagen erfüllten.
    Karl Nilpach stabilisierte die Maschine und versetzte dann die Kabine in eine langsame Drehung. Sie standen so unweit vom Lager in einer Höhe von nahezu sechshundert Fuß. Gela blickte aufmerksam voraus. Zunächst ging der Blick nach Norden, in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Der Wald reichte bis zum Horizont.
    Der Motor donnerte auf Höchsttouren, der Lärm war lästig.
    Die Maschine stieg langsam, so als hätte sie die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit erreicht.
    Im Osten hörte der Wald auf. Das Gelände wurde hügelig und – Gela hielt den Atem an – war von einigermaßen geometrischen, vor allem aber von farbabgestuften Flächen überdeckt.
    »Karl, schau mal, was könnte das sein?«
    Karl zuckte mit den Schultern. Er sah ebenfalls angestrengt voraus. Dann sagte er langsam: »Da hinten, das neben der gelben Fläche, das sieht aus wie – eine Reihe Bäume…«
    »Eine Reihe?« Gela sah durch das Glas. »Zwei Reihen, wie eine, eine – Allee…«
    »Schau mal dort«, rief Karl Nilpach erregt. Langsam ließ er die Kabine in die Richtung schwenken, die er meinte.
    Hinter einem grünen Gürtel standen im Sonnenglast, fast genau in südlicher Richtung, bizarr übereinandergetürmte Würfel und Quader, schlanke Zylinder und Mäste, und dazwischen war wieder dunkles Grün von Baumkronen.
    »Etwas eigenartig zwar«, sagte Karl Nilpach langsam, ohne seinen gewohnten Frotzelton. »Aber ich würde trotzdem meinen, eine Stadt, eine Siedlung – was meinst du?«
    Die Maschine wurde erschüttert. Karl Nilpach brachte sie wieder in die richtige Lage.
    Gela blickte durch das Glas, lange, so daß Karl bereits ungeduldig wurde. »Eine Stadt«, sagte sie dann leise, im Motorenlärm nicht zu verstehen. »Halt doch ruhig«, setzte sie unwirsch hinzu, als die Maschine abermals absackte. »Verdammt«, sagte Karl Nilpach laut.
    Gela hörte offenbar nicht. »Wir müssen runter«, rief Karl.
    »Schau!«
    Jetzt wurde Gela aufmerksam. Sie sah in die Richtung, in die Karl zeigte: Während die Stadt noch im Sonnenschein lag, zog vom Westen eine schwarze Wand heran, schnell, wie es schien, vornweg flatterten Wolkenfetzen.
    Es wurde schlagartig dämmrig. Auf der Ebene vor der Stadt, auf der Fläche zwischen dem Grüngürtel und dem Waldrand erhob sich Dunst, die Konturen der bizarren Bauwerke verschwanden.
    »Mist«, sagte Gela. »Noch einen Augenblick, Karl, die Daten…« Sie begann Instrumente abzulesen.
    »Wir müssen runter, Mädchen«, rief Karl. Sie sah in sein Gesicht, es drückte Besorgnis aus, wie

Weitere Kostenlose Bücher