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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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›epochemachend‹ bezeichnet, ist reine Spekulation. Den Verlust können wir, meine ich, durch ein weiteres Absenken der Sommerproduktion ausgleichen und – vielleicht kommt ein milder Winter.« Mit dieser Schlußbemerkung lockerte Royl die Situation ein wenig auf.
    Schon im Gehen sagte der Produktionsleiter: »Außerdem, scheint mir, wird das nicht ewig sein. Irgendwann werden sie diese, diese Biester in den Griff bekommen.«
    »Um so schlimmer für uns«, brummte der Ökonom. »Da sitzen wir eben beizeiten auf tausend Kühlcontainern.«
    »Hal«, ordnete Royl bereits von der Tür her an, »du teilst der Kollegin Strogel unseren Entschluß mit.«
    Hal Reon hatte sich bei Res Strogel melden lassen, er wollte sie persönlich im Hotel aufsuchen, vielleicht ergab sich die Gelegenheit zu einem Gespräch.
    »Bleib dran, Hal!« Diesen Rat gab ihm Luis Carti, sein Mitarbeiter aus der Entwicklung, mit auf den Weg.
    Als Hal die Vorhalle des Verwaltungsgebäudes passierte, flimmerte gerade der Bildschirm des Werkinformators auf.
    Hal verhielt, las, nicht nur, weil er meinte, irgendwo im Text auch den Namen seiner Abteilung entdeckt zu haben.
    MITTEILUNG DES PRODUKTIONSKOMITEES
    IN EINER BERATUNG HEUTE FRÜH LEGTE DAS
    KOMITEE EINHELLIG FEST: DEM
    LEITUNGSKOLLEKTIV WIRD EIN TADEL WEGEN
    VERSTOSSES GEGEN DAS SOLIDARITÄTSPRINZIP
    AUSGESPROCHEN! BEIM ABZUG VON
    LEISTUNGSBONS WIRD DIFFERENZIERT
    VERFAHREN, DA DIE LEITER ENTWICKLUNG UND
    PRODUKTION EINE POSITIVERE EINSTELLUNG
    ZEIGTEN!
    Es folgte dann eine knappe Erläuterung des Vorganges, ohne auf den Urheber des ganzen, den Organismenstrom, einzugehen.
    irgendwie befriedigte Hal das Gelesene und auch der Verlauf der gestrigen Beratung. Royl, vor allem aber der Ökonom, werden fluchen. Da werden ihm zum Jahresende einige Bons fehlen, um diesen Superbathyskaph in Auftrag geben zu können. Recht so, dachte Hal boshaft, er soll tauchen wie andere Leute. Wozu gibt es allenthalben die Triptaucher.
    Hal hatte irgendwie den Eindruck, als ob es nunmehr besser um seine Idee stehe, und das hing mit dieser Res Strogel zusammen, ohne Zweifel.
    Als er ihr dann wenig später gegenübersaß, schien dieser Eindruck jedoch ins Wanken zu geraten.
    Res war noch nicht angezogen. Sie saß zusammengekauert, eingehüllt in einem wuschligen Umhang, in einem Schaumsessel und bedeutete Hal, sich ebenfalls zu setzen. Seine Mitteilung, daß das Kombinat das Gas in der gewünschten Form ab Oktober liefern wolle, nahm sie wie nebenbei als selbstverständlich auf. »Ich habe nichts anderes von euch erwartet, Kollegen«, sagte sie.
    Sie sah an diesem Morgen besser aus, stellte Hal fest. Die Müdigkeit war aus ihrem Gesicht gewischt, statt dessen schien sie kühler, weniger verbindlich als am Vortag.
    Hal brachte deshalb sein Anliegen zögernd vor. Es war jenes Zögern des Praktikers gegenüber dem Theoretiker, von dem man – nicht immer zu Recht – annimmt, daß er tiefer im Stoff stehe und daß jede Frage an ihn die Gefahr in sich berge, sich mehr oder weniger zu disqualifizieren.
    Er fragte geschraubt, ob aus ihren Arbeiten Ergebnisse zu erwarten seien, die eine praktische Anwendung derartiger Kolonien von Mikroorganismen in der Produktion ermöglichten.
    Es schien Hal, als glitte ein sarkastisches Lächeln über Res Strogels Gesicht. Dann sagte sie: »Nein, leider nicht. Es ist auch nicht zu erwarten in absehbarer Zeit. Aber es ist«, das sagte sie ein wenig lebhafter, »nicht ausgeschlossen.« Res stand langsam auf. »Aber ich würde dir dringend empfehlen, wenn ihr hier die Sache ernsthaft betreiben wollt, dich an Professor Mexer zu wenden. Er ist dafür als einziger zuständig. Ich gebe dir seine Adresse.« Res ging lässig zum Schreibtisch. Der weite, faltenreiche Umhang verhüllte ihre Figur. Sie erinnerte an einen mausgrauen Kegel. Der wohlgeformte, beinahe haarlose Kopf stand auf einem schlanken Hals darüber, als sei er ein selbständiges Lebewesen. Hal drängte sich ein anderer Vergleich auf: Wie einer von den antiken, asketischen Gelehrten, dachte er, und dann völlig anachronistisch: Eine Nickelbrille, so wie sie sie im neunzehnten Jahrhundert getragen hatten, müßte sie noch aufhaben. Er schmunzelte, gleichzeitig wünschte er sich, mit dieser Frau zusammenzuarbeiten.
    »Hier«, sagte Res und riß ihn aus seinen Gedanken. Sie reichte ihm eine kleine Karte. »Hast du den Vertrag?«
    Hal beeilte sich, das Dokument vorzulegen. Res las es sorgfältig, nickte einigemal, dann unterschrieb sie und

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