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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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gäbe, wäre sie wohl nicht hier«, bemerkte Hal Reon.
    »Ich sagte, manche machen es sich leicht.« Der Ökonom schien ärgerlich zu werden.
    »Was sagt der Versand?« fragte Royl.
    »Man soll uns in Ruhe lassen. Heute dies, morgen das. Wir bringen unsere gesamte Konzeption durcheinander. Erst voriges Jahr haben wir die Flüssiggasproduktion eingestellt.« Der Absatzleiter, der bis dahin geschwiegen hatte, brachte die Worte aggressiv hervor. Er hatte sich vorgebeugt. »Unsre Kumpel wollen Stabilität.«
    »Wißt ihr, wenn ich euch so höre!« Eine mittelgroße, kompakte, aber nicht dicke Frau hatte das gesagt. »Freilich wollen wir Stabilität. Ich bin auch sicher, daß ihr alle irgendwie recht habt. Aber da braucht jemand Hilfe!«
    »Das möchten wir auseinanderhalten«, sagte der Gasingenieur bestimmt. »Nicht jemand braucht Hilfe, sondern eine Sache, und nicht, weil es überhaupt nicht geht, sondern damit es ein wenig besser geht. Das ist doch wohl ein Unterschied.«
    »Die Kollegin vom Produktionskomitee hat recht!« betonte Hal Reon. »Wenn sich durch unser Gas der Prozeß verlangsamt, sinkt die Gefahr, haben sie dort mehr Zeit für Untersuchungen. Ich sehe schon, daß die uns mit praktischen Anwendungen zuvorkommen.«
    »Früher«, sagte die Frau vom Produktionskomitee, »früher hätte in einem solchen Fall hier keiner diskutiert. Da hätten sie uns beauflagt. Hat auch ihre Nachteile, finde ich, diese integrierte Verantwortlichkeit. Heute gibt es im Mantel der Bewußtheit zuviel Träges…«
    »Willst du sagen, wir seien träge?« fragte der Absatzleiter scharf.
    Seine Kontrahentin antwortete nicht. Sie zuckte mit den Schultern, und ihr Gesicht zeigte einen Ausdruck, als wollte sie sagen: Weiß man’s denn?
    »Sie hat doch selbst davon gesprochen, diese Kollegin Strogel, daß sie in gewisser Weise froh sind, daß ihnen diese Organismen einen Grund liefern, einen Teil der Stadtbevölkerung umzusiedeln, ihrem Glück ein wenig nachzuhelfen, sozusagen.
    Von einer unmittelbaren Gefahr sollte man also nicht reden.«
    Der Ökonom erhärtete seinen Standpunkt.
    »Ja, das war ihr taktischer Fehler, daß sie es auch dir gesagt hat«, spottete Hal Reon. Er rächte sich für das Lachen von vorhin.
    »Gefahr, Gefahr! Ein jedes ungeklärte Phänomen birgt Gefahren. Und was geschieht, wenn sie dieser Organismen nicht Herr werden? Aber ganz abgesehen davon«, der Produktionsleiter war aufgebracht, »auch wenn die Ökonomen dagegen sind – diese Kollegin Strogel ist dort mit der Leitung beauftragt. Sie hat sich persönlich hierherbemüht. Es scheint mir sicher, daß das Objekt höchste Aufmerksamkeit genießt – eine Stadt wurde bereits evakuiert, zum größten Teil zerstört. Eine zweite ist in Gefahr. Um keine Panik zu erzeugen, ist die Information darüber mehr als dürftig… Und außerdem: Meint ihr nicht, daß das der längere Hebel ist? Wenn wir morgen nein sagen, ist übermorgen eine UNO-Gruppe hier.«
    »Na, was reden wir denn da herum«, bemerkte der Ökonom abweisend.
    »Wenn dein Argument ausschlaggebend ist«, Hal Reon wandte sich an den Produktionsleiter, »so ist das zwar nicht besonders edel, aber für das Kombinat positiv. Mir wäre es lieber gewesen, wir hätten der wissenschaftlichen Bedeutung, die vielleicht epochemachend sein könnte, das Hauptaugenmerk geschenkt.«
    »Also, Kollegen, ich bin mit eurer Haltung keineswegs einverstanden.« Die Vertreterin des Produktionskomitees war aufgestanden. »Gleichgültig, wie ihr entscheidet. Ich bringe das vor das Komitee. So eine Herumeierei. Schließlich scheint mir dahinter ein Problem zu stecken, das alle angeht.«
    Hal Reon nickte ihr aufatmend zu. Endlich jemand Vernünftiges in der Runde, dachte er.
    Royl warf Hal Reon einen mißbilligenden Blick zu, dann sagte er: »Meinetwegen. Ich kann es nicht verhindern, wenn du es vor das Komitee bringst.
    Ich fasse zusammen: Der Kollegin Strogel wird mitgeteilt, daß wir – Hal, ab Oktober?«, Hal Reon zögerte, dann nickte er, »die Produktion des benötigten Flüssiggases aufnehmen. Du«, damit wandte er sich an den Absatzleiter, »bereitest bis morgen die entsprechenden Verträge vor.«
    »Aber…«, warf der Ökonom ein, und auch der Absatzleiter hatte Luft zu einer Entgegnung geschöpft.
    »Ich habe gesagt, die Produktion aufnehmen«, fuhr Royl unbeirrt, eine Nuance schärfer fort. »Bemerken möchte ich noch, daß diese Entscheidung ausschließlich aus Vernunftsgründen angebracht ist. Das, was Hal als

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