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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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in Dankbarkeit.
    Es war in der Tat eine Sisyphusunternehmung. Häufig mußten lange Umwege um riesige umgestürzte Stämme, um Wurzelballen, Felsen oder gefährlich aussehende und auch drohende Ungeheuer in Kauf genommen werden. Mühsam überkletterten sie Hindernisse.
    So hatten sie am ersten Tag des Marsches höchstens ein Viertel des Weges zurückgelegt, der unter normalen Verhältnissen einem Tagesmarsch entsprach.
    Am Abend dieses ersten Tages hatte Gela nur das Bedürfnis nach Schlaf. Sie blieb einsilbig, aß wenig von den Konserven, die Karl auf einem offenen Feuer wärmte.
    Nach den Erfahrungen des ersten Tages war es unausgesprochen klar, daß sie mit den Vorräten, die sie mitschleppten, äußerst sparsam umgehen mußten. Dazu gehörten auch die beiden Flaschen hochkomprimierten Brenngases.
    Sie rasteten unter einem Blatt, daß nach oben gewölbt, über einem zweiten lag und so eine schützende Höhle bildete. Die Feuerstelle befand sich unmittelbar vor dem Eingang.
    Gleich nach dem Essen war Gela in ihren Schlafsack gekrochen, und sie schlief bereits, als Karl Nilpach noch aufräumte und sein Lager bereitete.
    Er war sich unschlüssig: Sollte er das Feuer brennen lassen oder löschen? Mehrfach durchdrang ein Sausen die Umgebung, öfter vermeinte er huschende Schatten zu sehen. War da Gefahr? Eine schlimme, feindliche Welt!
    Zumindest würde das Feuer die Finsternis vor dem Eingang aufhellen, die unbemerkte Annäherung eines Tieres wäre damit nicht so leicht möglich. Vielleicht schreckte das Feuer auch ab…
    Karl Nilpach legte große, feuchte Holzstücke nach, die lange und mit kleiner Flamme brennen würden. Dann packte er sein und Gelas Gewehr neben sein Lager und kroch ebenfalls in seinen Schlafsack. Er wußte, daß er nicht die ganze Nacht würde wach bleiben können, daß sie also keinen Wachposten haben würden. Er sah hinüber zu Gela. Sie nach zwei Stunden zur Wache wecken? Das wäre grausam und vielleicht unnötig.
    Aber auch sie würde gar nicht wach bleiben können…
    Über Gelas entspanntes Gesicht huschte der Schein des Feuers. Es schien, als murmelte sie leise im Schlaf.
    Und plötzlich fühlte sich Karl Nilpach seltsam angerührt.
    Wir müssen durch, dachte er grimmig.
    Karl Nilpach fiel in Wachträume. Es war einer jener Augenblicke, die Bilder hervorholten, alten, übertünchten Schmerz frischten. Ja, Elsbeth könnte so alt sein wie du, Gela. Elsbeth sollte es heißen, das kleine schrumplige, leblose Etwas, das langersehnte Kind.
    Der Schmerz in Karl Nilpach war dumpf, nicht heiß wie damals. Das Kleine, Lebensunfähige, riß das Leben der Frau mit sich…
    Und was soll das für ein Trost sein, daß es vielen so ergeht, seit diese verfluchte Memloss existiert? Karl Nilpach strich sich über die Stirn.
    Von oben drang ein Surren herein. Er öffnete müde die Lider.
    Stille.
    Vom Feuer her knackte es.
    Wie schon oft in solchen Augenblicken versuchte Karl Nilpach die alten Bilder zu verscheuchen. Er sagte sich, daß solche Gedanken nicht zu dem Menschen paßten, den die Leute in Karl Nilpach sahen. Er hatte der meist fröhliche, zu jedem Ulk aufgelegte, zuverlässige Schlosser und Pilot zu sein, basta! Und es ist so lange her…
    Dort schläft Gela – sie, wir haben durchzukommen. Und jetzt wird geschlafen, Karl, morgen ist ein anstrengender Tag!
    Karl Nilpach drehte sich auf seine Schlafseite und – fuhr hoch. Da war wieder jenes Surren, jetzt lauter, bedrohlicher.
    Und er hatte sich nicht getäuscht: Einen Augenblick lang wurde das Feuer von einem großen, vorbeihuschenden Körper verdeckt.
    Langsam schälte sich Karl aus dem Schlafsack. Er war wieder hellwach. Das entsicherte Gewehr hielt er schußbereit.
    Vorsichtig trat er unter dem Blattdach hervor.
    Da war es wieder. Noch bevor er auch nur einen Schritt tun konnte, schwoll das Surren an, und gleich darauf krachte es über ihm, etwas schlug auf das Dach, plumpste mit schrecklichen Geräuschen neben ihm auf den Boden und wirtschaftete kratzend und schabend herum.
    Jetzt – nach einer Schrecksekunde – sprang Karl unter das Blatt.
    Gela wecken war sein nächster Gedanke. Dann faßte er sich.
    Das hat noch Zeit!
    Draußen herrschte Getöse. Der Blattboden und das Dach erzitterten von Stößen. Ein dunkler, immer wieder seine Umrisse ändernder Koloß verdeckte die Sicht zum Feuer.
    Langsam ging Karl seitlich auf den Eingang zu. Das Feuer rückte wieder in sein Gesichtsfeld, und er erblickte etwas Schreckliches: Vor dem Feuer wälzte

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