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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Karl.
    »Wenn’s nichts wird, verlieren wir zwei Stunden. Was macht das schon bei den… zig, die wir noch vor uns haben.«
    Karl Nilpach schüttelte lächelnd den Kopf. »Jetzt bist du verrückt«, murmelte er. Dann nahm er das Gepäck auf. Schließlich war er überzeugt, daß sein Gedanke nicht ganz schlecht war, es war ein Strohhalm.
    In drei Viertelstunden hatten sie den Lagerplatz wieder erreicht. Gela rannte über das gelbe Blatt auf den eingerollten Rand zu. Darin saß unbeweglich das rote Tier. Gela war sicher, daß es fest schlief – oder sollte es etwa tot sein?
    Vorsichtig näherte sie sich dem Kopf des Tieres. Leicht bewegt spielten die Fühler. Erst jetzt bemerkte Gela, daß im glänzend schwarzen Panzerteil zwei bewegliche weiße Platten eingefügt waren, die das Lebewesen irgendwie unernst machten, so jedenfalls empfand Gela im Augenblick.
    Karl Nilpach verscheuchte alle Bedenken, die er noch hatte.
    Er musterte das Gestrüpp ringsum und hatte dann schnell gefunden, was er suchte: Einige der überdimensionalen Dolden des Halmwaldes lagen auf dem Boden. Er hieb zwei Gabelungen so heraus, daß kleine Schemel von der Art eines Dreibeins entstanden. Gela mischte unterdessen die Komponenten des Spezialklebers.
    Gela wollte an den roten Deckel heran. Karl überzeugte sie, daß der Körperteil gleich hinter dem Kopf wohl günstiger wäre, da er am Auf- und Zuklappen der Flügeldeckel nicht beteiligt sei. Außerdem erschien hier der Panzer noch massiver.
    Sie bestrichen jeweils zwei der drei Astbeine mit Leim und klebten sie so an, daß das dritte Bein beinahe horizontal abstand. Es würde einen harten, aber zuverlässigen Sitz abgeben.
    Sie hatten diese Sitze so angeordnet, daß sie hintereinander sitzen würden, etwa acht Fuß hinter dem Kopf des Tieres. Im übrigen waren sie überzeugt, daß das Monstrum sie weder fühlen konnte noch etwa ihre Last bemerken würde.
    Gela zitterte vor Erregung und auch Furcht, das Tier könnte aufwachen, bevor sie ihre Vorbereitungen beendet hätten. Sie hängten das Gepäck an den abstehenden Sitz, sobald der Kleber abgebunden hatte. Dann schwang sich Karl auf den hinteren Sitz und half Gela, vor ihm Platz zu nehmen.
    Sie saßen eine ganze Weile, allein der Koloß rührte sich nicht. Karl schrie, pochte unsanft gegen den Panzer, dann versuchten sie gemeinsam, ihn zu wecken – nichts half. »Vielleicht ist er krank?« fragte Gela enttäuscht. »Wenn’s der von gestern abend ist, auf keinen Fall«, sagte Karl und zerstreute ihre Bedenken.
    Ihre Geduld wurde jedoch auf eine harte Probe gestellt. Abzusteigen wagten sie nicht, aus Furcht, es könnte plötzlich etwas geschehen.
    Gela kamen Zweifel, ob es richtig war, der Augenblickseingebung nachzugehen.
    Das eingerollte Blatt hatte Trockenrisse. Jetzt stahl sich ein Sonnenstrahl durch einen dieser Spalte, und er traf den Roten, wie Gela das Tier getauft hatte, auf den Kopf.
    »Achtung!« schrie Gela plötzlich, aber beinahe zu spät. Mit einem mächtigen Ruck gingen sie etwa sieben Fuß nach oben.
    Karl verlor das Gleichgewicht. Wie ein Turner am Reck hing er an seiner Sitzstange.
    Zum Glück verhielt das Tier einen Augenblick, den nutzte Karl, um sich wieder fest hinzusetzen.
    Und dann begann der unheimliche Marsch.
    Zunächst zwängte sich der Rote durch die Blattröhre. Sie zogen die Köpfe ein und klammerten sich fest. Die Panzerdeckel schabten die Wände entlang, daß es ordentlich knackte. Im Freien angelangt, verhielt das Tier wieder, orientierte sich kurz, raste dann behend auf einen Halm zu, im Umfang halb so dick wie es selbst, und begann im gleichen rasanten Tempo daran emporzuklettern.
    Karl Nilpachs Sitzkonstruktion bewährte sich. Jetzt saß Gela über ihm, es war wie Riesenradfahren. Sie brauchten sich lediglich nach der Schwerkraft und dem Gleichgewichtssinn zu orientieren.
    Der Rote stürmte den Stamm hinauf.
    »Wenn das so weitergeht, kommen wir nirgends hin«, rief Gela. »Abwarten«, rief Karl zurück. Und aufgeregt: »Achtung, festhalten!«
    Der Halm, der beträchtlich ins Schwanken geraten war, neigte sich erst langsam, dann immer schneller gegen Süden. Das Gewicht des Roten hatte seine Steifigkeit überfordert. Er neigte sich bis zum Boden. »Na also«, rief Karl, als sie wieder festen Halt hatten, »so sind wir bereits mehrere hundert Fuß in unserer Richtung weitergekommen.« Und er lachte über das ganze Gesicht.
    Jetzt rief Gela: »Abwarten!«
    Ihr Reittier begann bereits mit der gleichen Vehemenz

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