Expedition Mikro
Gedanke, mich in einer Nase zu befinden, und ist sie noch so menschlich, ist mir nicht gerade angenehm!« Sie lachte.
»Hast recht«, bestätigte Karl Nilpach, und er nickte gewichtig mit dem Kopf. »Wenn so ein Mensch just in dem Augenblick, wo ich ihn zum Niesen anregen will, sich zum Beispiel schneuzte… Eine beängstigende Vorstellung!«
»Karl!« rügte Gela lachend.
Jetzt lachte auch Carol. Trotzdem versuchte sie, ihre Bedenken zu verteidigen. »Ich möchte wirklich wissen, wie wir uns bemerkbar machen könnten«, sagte sie.
»Kommt Zeit, kommt Rat«, brummte Charles Ennil.
»Ja, mit Sprüchen!« Carol schien nun erbost. Sie fühlte sich offenbar nicht richtig ernst genommen.
Da mischte sich Chris ein. »Carol hat schon recht. Das löst sich nicht von heute auf morgen, wenn uns nicht der Zufall zu Hilfe kommt. Darauf zu bauen wäre jedoch auch nicht zu verantworten. Es wird eine systematische Forschungsarbeit werden, wobei wir gewissermaßen im Vorteil sind: Wir können sie wenigstens aus der Ferne sehen, können sie beobachten, einen Teil ihrer Verhaltensweisen studieren. Nur daraus ist es uns möglich, ein Programm der Kontaktnahme zu entwickeln.
Freilich kann das eine Weile dauern, aber deshalb verlierst du nicht gleich allen Mut, hm?«
»Den Mut verliere ich nicht«, sagte Carol nicht ganz überzeugend, »aber ich hätte es gern noch erlebt, weißt du. Und das, scheint mir, ist fraglich.«
»Verhüte dieser und jener, daß ich unter deiner Obhut ernstlich krank werde«, spottete Karl Nilpach. »Bei deinem Optimismus verfalle ich da gewiß in ewiges Siechtum…«
»Den nächsten Zahn ziehe ich dir ohne Spritze, warte nur!«
drohte Carol unter allgemeinem Gelächter. Dann lachte auch sie wieder mit.
Sie hatten im Gespräch die Menschen nicht aus den Augen gelassen. Jetzt stand einer auf, einer von den kleinen. Wenig später rannte er hinter einer Kugel oder einem Ball her, der auf den Hubschrauberstandort zurollte.
Karl Nilpach griff nervös zum Anlasser.
»Ruhig«, sagte Chris, »es passiert nichts!«
Der Mensch war schon gar nicht mehr vollständig zu sehen, und trotzdem war er noch weit entfernt. Schon ragte er so hoch hinauf, daß die Dachkonstruktion des Hubschraubers die Sicht nach oben nahm. Dafür waren nun Teile der Kleidung deutlicher zu erkennen. Es gab da aufgesetzte Taschen, in die man eine mittlere Siedlung getrost unterbringen konnte. Klar ließen sich farblich abgesetzte Bahnen, horizontal und vertikal, voneinander unterscheiden.
Plötzlich kam einen Augenblick lang das Gesicht ins Bild, zwei strahlende Augen, ein halbgeöffneter, lachender Mund, noch immer nicht sehr deutlich, aber scheinbar näher als vorhin mit dem Fernglas. Dann hatte der Mensch den Ball wieder aufgenommen, drehte sich um und lief zurück zu dem Tisch.
»Ein Kind war das…«, sagte Gela. »Ein Kind mit einem Ball.«
»Wir werden ein System, einen Wandler brauchen, um die Unterschiede wenigstens ein bißchen auszugleichen«, sinnierte Charles Ennil.
»Karl«, sagte Chris, »bitte stelle eine Verbindung mit der ›Ozean‹ her!«
Achtes Kapitel
Der Nahgleiter driftete mit mäßiger Geschwindigkeit. Als über dem Horizont die Stadt auftauchte, begann es zu regnen.
Res Strogel lag im Sitz. Sie hatte den Autopiloten eingeschaltet und bemerkte erst allmählich, daß sich durch aufschlagende Regentropfen die Sicht verschlechterte.
Sie döste. Schade, daß dieser Gwen nicht zu Hause war, dachte sie. Res gestand sich ein, daß sie auf diesen Mann, den Gefährten von Ev, etwas neugierig gewesen war, vielleicht nicht ganz uneigennützig, räumte sie ein. Sie hätte gern gewußt, was das für ein Mann ist, der an der Seite der lustigen, gelinde gesagt, gesprächigen, unersetzbaren Freundin ein Leben leben wollte. Res war auch neugierig gewesen, mit einem Mann zu sprechen, der, wie einer aus der Historie, bereits mit der dritten Lebensgefährtin zusammen lebte. Immerhin ein seltener Fall.
Sie lächelte leicht. Ein flüchtiger Gedanke hatte sie berührt: Ob ich wohl meinen zweiten finde? Siebenunddreißig ist doch eigentlich noch kein Alter.
Res war sich nicht ganz im klaren darüber, ob sie Gwen Kasper nur eben so kennenlernen wollte wie jemanden, von dem man viel gehört hatte, einen, der tüchtig ist, wie es scheint, vielleicht auch ein wenig bedeutend, oder weil sie darauf brannte zu hören, was er zu ihrem zunächst auf Eis gelegten Vorhaben wohl sagen könnte, wie er aus seiner Sicht diese Arbeit, ihre
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