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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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er beinahe flüsternd zu Jack.
    Es war ein Gewächs mit Blättern halb so groß wie der gesamte Stützpunkt.
    Wieder nickten sich die beiden zu, und wenige Augenblicke später stand der Hubschrauber auf einem dieser Blätter, das horizontal in den Raum ragte.
    Der Untergrund schwankte noch, als Chris aus dem Hubschrauber sprang. Jack schob bereits den Sender in die Luke.
    Chris nahm ihn ab, setzte ihn vorsichtig auf den grünen Grund, durch den sie die Zellenpulsation sehen konnten. Jack wies ein Stück weiter. Dort war ein Graben, eine Narbe in der Oberfläche, eine Vertiefung, die den Sender vollständig aufnehmen würde. Gemeinsam trugen sie den Apparat dorthin. Eilig, aber nicht überstürzt, trieben sie zwei Anker in den Grund, ungeachtet der hervordringenden Flüssigkeit, und sie zurrten den Sender daran fest. Jack hielt die Antennenlitze. Chris deutete nach oben. Wie ein riesiger Baldachin dehnte sich über ihnen ein weiteres Blatt. »Beim Start«, sagte er.
    »Dann schnell in die Maschine«, raunte Jack. Es war das erstemal, daß gesprochen wurde, seit sie mit der Aktion begonnen hatten.
    Chris saß an der offenen Luke des Hubschraubers und ließ die Antennenlitze durch die Finger gleiten. Jack steuerte behutsam nach oben, bis sie das Dachblatt erreicht hatten. Noch weiter oben zeigte sich am Stamm des Gewächses ein Fortsatz.
    Chris wies dorthin. Wieder stieg die Maschine. Als der Stummel erreicht war, warf Chris eine Schlinge darüber. Jack hatte so maßgerecht gesteuert, daß auch ein Ungeschickterer als Chris die Stelle nicht verfehlt hätte.
    »Ab!« rief Chris.
    Sie brauchten nur wenige Sekunden der Orientierung. Dort, von wo das meiste Licht strahlte, war der rettende Ausgang.
    Wieder tasteten sie sich an der Glaswand entlang, diesmal reflektierte sie weniger. Dann zeigte der Radarschirm freie Bahn, und sie waren draußen. Erst jetzt bemerkte Chris, daß er schwitzte.
    Jack nickte ihm lachend zu, gab Vollgas, riß die Maschine übermütig in den neuen Kurs, so daß sie einen Augeblick lang eine fast senkrechte Lage einnahm, und dann flogen sie in Richtung Stützpunkt. Die Fläche hinter ihnen wurde wieder Wand und dann Haus, und dort waren die rechteckigen Öffnungen Fenster, aus deren einem sie soeben gekommen waren.
    Der von Chris und Jack bei den Makros eingeschmuggelte Sender wurde zur Informationsquelle. Er ließ die Mannschaft vergessen, daß sie sich unendlich fern der Heimat befand, ja sogar abgeschnitten von dem letzten, das an die Heimat erinnerte, der »Ozean«. Der Sender wurde zum Lebensquell, zum Motor, der ein ausgeglichenes, arbeitserfülltes Treiben im Stützpunkt selbst dann noch stimulierte, als der höchste Punkt des Schneespießes unter einer hundert Fuß mächtigen Schneedecke lag. Nicht etwa, daß dieser Sender sehr ergiebig gewesen wäre und von vornherein Aufschlußreiches vermittelt hätte.
    Das Gegenteil wäre zutreffender gewesen.
    Es dauerte lange, bis die Sprache entschlüsselt war, und noch länger, bis sich aus den aufgefangenen Gesprächen, aus Meldungen, die offenbar aus einem Hauscomputer stammten, so etwas wie Bilder formen ließen, freilich auch dann noch sehr lückenhaft. Aber eben weil das alles sehr lange währte, weil es sehr viel widersprüchlichen Gesprächsstoff hergab und das Interesse aller fand, wurde der Sender Rettung aus einem sonst zur Untätigkeit verdammenden, bewegungshemmenden Zeitabschnitt.
    Chris beglückwünschte sich im stillen, sozusagen als Rechtfertigung seines doch leichtfertigen Handelns, den Sender aufgestellt zu haben. Er dachte an die Christmasfeier und daran, welche gedrückte Stimmung sich zwischen den Menschen unter der Schneedecke hätte breitmachen können. Aber so brachte jede Information, deren Bedeutung als sicher galt, eine kleine Sensation. Chris ließ die Sendungen in alle Arbeitsräume ausstrahlen, als feststand, daß sie mit wenigen Ausnahmen gewöhnlich gegen zweiundzwanzig Uhr verstummten. Es gab kaum einen im Stützpunkt, der die Sprache der Makros der Stadt nicht nach kurzer Zeit gelernt hätte, eine harte, mit Zischlauten durchsetzte Sprache, die jedoch mit der eigenen eine eigentümliche Verwandtschaft aufwies. Und jedesmal ging es bis in die späten Nachtstunden, wurde etwas aufgefangen, was die Gemüter bewegte.
    So war es, als klar wurde, daß die Makros den Raum um den Planeten beherrschten. Ennils Theorie schien sich zu bestätigen: Die Makros kamen aus dem Raum, hatten diesen Planeten erobert – blieb nur die

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